Inschriftenkatalog: Stadt Xanten
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 92: Stadt Xanten (2017)
Nr. 8 St. Viktor, Kreuzgang 11. Jh.
Beschreibung
Memorienstein für den Subdiakon Hubertus im Kreuzgang, Joch U27. Kalkstein, Oberfläche geschliffen, Kanten abgeschrägt.1) 1548 in die Westwand neben dem Sturz der Tür zum Aufgang in die Stiftsbibliothek eingelassen und zugeputzt, im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts freigelegt.2) Bereits im ältesten überlieferten Zustand verlief eine senkrechte Bruchlinie durch den Stein, zudem waren der obere und der untere Rand im linken Bereich beschädigt. Das linke Drittel des querrechteckigen Steins wurde 1945 zerstört und ist mittlerweile ergänzt; dabei wurde der verlorene Text des dreizeilig zwischen schwach eingeritzten Linien eingehauenen Sterbevermerks ergänzt. 1945/46 wurde der Memorienstein erneut in die nach Kriegszerstörungen wieder aufgebaute Westwand eingefügt.
Ergänzungen nach Foto.
Siehe Lageplan.
Maße: H. 25 cm; B. 31,5 cm; Bu. 3,5 cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
[V · ID](VS)a) · NOV(EMBRIS)b) · / [O(BIIT)c) H]VB(ER)TVS / [SVB]DIACON(VS)d)
Übersetzung:
Am 5. Tag vor den Iden des November (9. November) starb der Subdiakon Hubertus.
Textkritischer Apparat
- Kürzung durch us-Haken.
- Kürzung durch Querstrich durch den rechten Schrägschaft des V.
- Kürzung durch Querstrich durch O.
- O in C eingestellt, Kürzung durch us- Haken.
Anmerkungen
- Vgl. zu derartigen Kalksteinplatten Einleitung Kap. 4.1.1.
- Engelskirchen, Inschriften (1937), S. 39. Vorkriegsfotos zeigen die Situation im Kreuzgang.
- Bader, Vermischtes (1964), S. 357 mit Anm. 153; Oediger, Totenbuch (1958), S. 86.
Nachweise
- Foto: RBA 25209 (vor 1945).
- Conrad, Niederrheinische Epigraphik (1931), S. 56 und 60.
- Engelskirchen, Inschriften (1937), S. 39, Nr. 46.
- Oediger, Totenbuch (1958), S. 86.
- Bader, Vermischtes (1964), S. 357 mit Anm. 152f.
- Binding, Memoriensteine (1971), S. 57, Nr. 22.
- Bader, Dom I (1978), Tf. 30.
- Nisters-Weisbecker, Grabsteine (1983), S. 282, Nr. 96.
Zitierhinweis:
DI 92, Stadt Xanten, Nr. 8 (Paul Ley u. Helga Giersiepen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di092d009k0000803.
Kommentar
Der Verstorbene ist auch im ältesten Totenbuch des Stifts belegt, wo zum 9. November von der Hand 1075/99a vermerkt ist: „O(biit) Hucbertus subdiac(onus) fr(ater) n(oster)“.3) Das Formular entspricht demnach – typisch für Sterbevermerke auf Memoriensteinen – weitgehend den Einträgen in Totenbüchern.
Die sehr sorgfältig gehauene Schrift orientiert sich am Vorbild der karolingischen Kapitalis, zeigt allerdings etwas schmalere Proportionen. Die linksschrägen Schäfte bei N und V sind verstärkt, C, S und das kreisrunde O weisen Bogenverstärkungen auf. Schäfte und Balken verbreitern sich leicht keilförmig, so dass ein Ansatz zu flächigerer Gestaltung der Buchstaben erkennbar ist. Einige Schaft-, Bogen- und Balkenenden in Serifen, als Worttrenner dienen Punkte auf der Zeilenmitte. Unter den drei Memoriensteinen, die sich in Xanten erhalten haben, ist der Hubertus-Stein der qualitätvollste. Ob die gegenüber dem nur fragmentarisch überlieferten Palmettenstein (Nr. 5) und dem Memorienstein für Volcart (Nr. 7) fortgeschrittener wirkende Schriftgestaltung nur auf die höhere Kunst des Steinmetzen oder auch auf eine spätere Entstehung zurückzuführen ist, kann letztendlich nicht entschieden werden.