Inschriftenkatalog: Stadt Xanten
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 92: Stadt Xanten (2017)
Nr. 141 Wardt, St. Willibrordus 1. H. 16. Jh.
Beschreibung
Türsturz mit Bauinschrift über dem südlichen, seit 1962/63 vermauerten Eingang zur Kirche. Baumberger Sandstein. Erhalten sind außer dem Sturz die Ansätze der senkrechten Rahmenleisten des Eingangs. Das profilierte, in den Sturz 6 cm eingetiefte Schriftfeld ist heute mit einer schwarzen Gipskruste überzogen.1) Die Inschrift ist erhaben aus dem Schriftstreifen herausgehauen.
Maße: H. 42 cm (Sturz), 12 cm (Schriftfeld mit Rahmenleiste); B. 180 cm; Bu. 7,3 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.
Plebs · Willibroedi · hoc · struxit · Werdina · sacellu(m)
Übersetzung:
Das Volk von Wardt hat diese Willibrordkirche erbaut.
Versmaß: Hexameter.
Anmerkungen
- Die schwarze Gipskruste ist nach freundlicher Auskunft der Dombauhütte eine für den Bamberger Sandstein typische Ausbildung, wenn diese nicht durch Regen gestört wird.
- Binding, Bericht (1971), S. 59, Anm. 183.
- Es handelt sich um die Epitaphien für die Kanoniker Johannes Junghe (1506) und Heinrich von Berchem († 1508). Vgl. dazu demnächst Die Inschriften der Stadt Köln 1.
Nachweise
- Mooren, Nachtrag (1856), S. 61.
- Binterim/Mooren, Erzdiözese (1892), S. 192, Nr. 8.
- Clemen, KDM Kreis Moers (1892), S. 71.
- Kraus, Christl. Inschriften, Bd. 2 (1894), S. 658.
- Oediger, Erzdiözese Köln (1969), S. 320.
- Binding, Bericht (1971), S. 59, Anm. 183.
Zitierhinweis:
DI 92, Stadt Xanten, Nr. 141 (Paul Ley u. Helga Giersiepen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di092d009k0014109.
Kommentar
Mooren und ihm folgend Kraus, Clemen und Oediger setzen die Inschrift im 13. Jahrhundert an. Dieser Ansatz wird von Binding wegen der Scharrierung auf dem Rahmen unterhalb der Hohlkehle ausgeschlossen.2) Seine baugeschichtliche Einschätzung wird aus paläographischer Sicht bestätigt: Die gotische Minuskel findet als Schriftart in Deutschland erst im Laufe des 14. Jahrhunderts Verbreitung. Für das 13. Jahrhundert ist sie ebenso auszuschließen wie die Verwendung von Versalien am Wortanfang und von Kreuzblumen als Worttrennern. Die Buchstaben weisen gespaltene Oberlängen sowie Zierbögen bei a, e, r, s und t auf. Das W hat einen eingestellten Mittelschaft, der parallel zum linken Schaft verläuft, beide haben eine Oberlänge. Der gespaltene Schaft des P-Versals läuft in vegetabiles Rankenwerk aus, der Bogen ist durch ein Gesicht im Profil gefüllt. Vergleichbare Gestaltungs- und Zierelemente finden sich auf der Grabplatte für Sibert von Riswick in St. Viktor (1540, vgl. Nr. 120) und bei Inschriften auf zwei Kölner Epitaphien aus dem frühen 16. Jahrhundert.3) In allen drei Fällen handelt es sich um Inschriften auf Metallplatten, die einen etwas bewegteren Duktus aufweisen als die in Stein gehauene Schrift auf dem Türsturz in Wardt. Dessen ungeachtet ist auch für den Türsturz eine Entstehung in der ersten Hälfte (vielleicht zu Beginn) des 16. Jahrhunderts anzunehmen.