Inschriftenkatalog: Stadt Xanten
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 92: Stadt Xanten (2017)
Nr. 105 St. Viktor, südliches Seitenschiff 1520–1530
Beschreibung
Glasgemälde: Vierbahniges Glasfenster mit Heiligengestalten aus Joch G3, teilweise überarbeitet; Anfang des 20. Jahrhunderts neu zusammengestellt und über dem südlichen Eingang eingesetzt. Links die Apostel Simon und Andreas, rechts folgend die hll. Katharina sowie Barbara, jeweils auf schwarz und weiß gefliestem Boden vor einem leuchtend roten bzw. blauen Damastvorhang stehend.1) Die darunter angebrachten Wappen sind eine neue Zutat. Im Couronnement sind auf zwei von drei Strahlensonnen die gekürzten Nomina sacra Jesu und Mariens (A und B), auf dem Gewandsaum des Apostels Andreas eine Reihe von Buchstaben (C) in schwarzer Farbe auf blauem Grund gemalt. Letzte Restaurierung 1999 durch die Werkstatt Derix in Kevelaer.
Siehe Lageplan.
Maße: H. 370 cm; B. 280 cm; Bu. ca. 2 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal (A, B), frühhumanistische Kapitalis (C).
- A
Jhs2)
- B
ma(ria)
- C
AGỊ//S//SNa)
Textkritischer Apparat
- G vermutlich aus unzialem E „korrigiert“. Unterbrechungen durch Gewandfalte bzw. Kreuz.
Anmerkungen
- Weitere Details der Beschreibung bei Oidtmann, Glasmalereien, Bd. 2 (1929), S. 375. Die Gestalt des Andreas ist (anders als die des Simon und in Teilen der Katharina und der Barbara) alt. Nach Stummel, Fensterverglasungen (1892), Sp. 22, und Oidtmann, Glasmalereien, Bd. 2 (1929), S. 367, befanden sich die Malereien früher im Couronnement des genau gegenüber liegenden Fensters im nördlichen Seitenschiff, Joch F 6. Stummel betont, „dass das vom ‚Tod Mariens‘ westlich liegende und an die Turmhalle anschließende Fenster als einzigen Rest alter Glasmalerei im Couronnement in der Mitte einen Christuskopf und daneben zwei größere und verschiedene kleinere Sonnen mit lebhaft geschwungenen Ausstrahlungen und den eingeschriebenen Namenszügen von ihs und ma aufweist.“ Der erwähnte Christuskopf ist heute noch dort, zudem in vier Fischblasen oberhalb und an den Seiten Engelsgestalten, unterhalb sechs kleine Glaselemente, zwei davon mit Würfel und Nägeln. Stummels Beschreibung der Bekrönung ist für dieses Fenster kaum zu verifizieren. Es weist heute auf vier Bahnen und vier Fächern eine Kreuztragung aus dem späten 19. Jahrhundert von W. Derix auf.
- Zur Auflösung s. Kap. 1 der Einleitung.
Nachweise
- Oidtmann, Glasmalereien, Bd. 2 (1929), S. 375.
Zitierhinweis:
DI 92, Stadt Xanten, Nr. 105 (Paul Ley u. Helga Giersiepen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di092d009k0010503.
Kommentar
Die Nomina sacra sind in einer typischen gotischen Minuskel der Spätzeit ausgeführt, mit kastenförmigem a, gezackten Ansätzen am linken Schaft des m und einer ausgeprägten Gabelung der Oberlänge beim h. Der Deckbalken und der Schaft des I longa (als Versal) sind geschwungen, der nach links umgebogene Schaft ist zudem verdoppelt. Die sinnlose Buchstabenfolge der Gewandsauminschrift weist mit breitem, spitzem A mit ausgeprägtem Deck- und gebrochenem Mittelbalken und dem vermutlich ursprünglich danach ausgeführten unzialen E (jetziger Zustand: G) Formen der frühhumanistischen Kapitalis auf. Sie harmoniert ebenso wie die späte gotische Minuskel mit der Datierung ins dritte Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts, die Oidtmann mit stilistischen Argumenten vorgeschlagen hat. Er schreibt die Scheiben Joest von Kalkar zu.