Inschriftenkatalog: Stadt Xanten

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 92: Stadt Xanten (2017)

Nr. 63† Stiftsmuseum 4. V. 15. Jh.

Beschreibung

Fragment einer Kölner Borte, verschollen. Ursprünglich vermutlich als Stab eines liturgischen Gewands appliziert.1) Die Borte ist in den Xantener Inventarverzeichnissen und in der einschlägigen Literatur nicht berücksichtigt. Einzige Quelle sind drei Schwarzweißaufnahmen aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg, die das Fragment mit der Xantener Paramentensammlung in Verbindung bringen. Die Fotos zeigen ein Bortenstück mit fünf übereinander angeordneten Heiligendarstellungen, von oben nach unten: Johannes der Evangelist mit Kelch, die hl. Katharina mit Königskrone und Buch, die hl. Ursula mit Krone, Märtyrerpalme und zwei Pfeilen, der hl. Gereon in Rüstung mit Fahnenlanze und Schild (mit Stiftskreuz), die hl. Agnes mit einem perlenverzierten Gefäß und der Märtyrerpalme. Die nimbierten und kostbar gewandeten bzw. gerüsteten Heiligen stehen in einem gotischen Tabernakel, das nach oben mit einem Zinnenkranz abschließt. Auf der Vorderseite des Sockels befindet sich die jeweilige eingewebte Namensbeischrift (A–E), z. T. zwischen kleinen griechischen Kreuzen. Die Farbgebung der Borte ist nicht bekannt.

Inschriften nach Fotos.

Maße: H. ca. 34 cm (Feld); B. ca. 15 cm; Bu. ca. 1,2 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

  1. A

    sanctus iohannes

  2. B

    sancta katherina

  3. C

    + sancta vrsula +

  4. D

    + sanctus gereon +

  5. E

    + sancta agnes +

Kommentar

Die Zusammenstellung der abgebildeten Heiligen, die Ikonographie und Stilistik der Darstellungen sowie Wortlaut und Schrift der Namensbeischriften sind – ebenso wie die Maße – identisch mit den Bortenbesätzen einer Kasel in St. Nikolaus in Düsseldorf-Himmelgeist.2) Auffällige Parallelen im Bildaufbau, in der Ikonographie und Stilistik der Darstellungen bis in die Details hinein bestehen zudem zu einer Borte im Museum Schnütgen3) und einer weiteren, als Stola verwendeten Borte im Kölner Museum für Angewandte Kunst4), die beide ins letzte Viertel des 15. Jahrhunderts datiert werden. An diesen Vergleichsstücken orientiert sich der Datierungsvorschlag.

Anmerkungen

  1. Das fotografische Material lässt eine genauere Bestimmung nicht zu.
  2. Vgl. DI 89 (Düsseldorf [2016]), Nr. 36, dort datiert Ende 15. Jh.
  3. Inv.-Nr. P 222; Bombek/Sporbeck, Kölner Bortenweberei (2012), S. 251–253, Nr. 124 (um 1480).
  4. Inv.-Nr. D 1001; ebd., S. 246–248, Nr. 121 (Ende 15. Jh.).

Nachweise

  1. Fotos: RBA 45002 (C) und Stiftsbibliothek Xanten, Nachlass Jaques (ohne Inventarnummer) (alle vor 1945).

Zitierhinweis:
DI 92, Stadt Xanten, Nr. 63† (Paul Ley u. Helga Giersiepen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di092d009k0006306.