Inschriftenkatalog: Stadt Xanten

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 92: Stadt Xanten (2017)

Nr. 49 St. Viktor, Kreuzgang 1479

Beschreibung

Epitaph für Johannes Smeds1) im Nordflügel des Kreuzganges, Joch U16. Baumberger Sandstein. Das Epitaph besteht aus einem Relief und einer darunter angesetzten Schrifttafel. Das Relief bietet eine Darstellung der Kreuzigung Christi unter einem flachen, profilierten Kleeblattbogen. Auf dem schlicht angedeuteten Golgothahügel Christus am Kreuz, zu seiner Rechten die trauernde Mutter, zu seiner Linken Johannes der Evangelist. Am linken Rand des Reliefs der kniende Stiftsherr als Adorant, hinter ihm der hl. Nikolaus, der ihm schützend die Hand auf den Kopf legt. Auf der Gegenseite ein Papst, vielleicht der hl. Damasus, an dessen Tag die Nikolauskapelle 1224 geweiht worden war.2) An einigen Stellen sind Reste der ursprünglichen Farbfassung erkennbar.3) Im Unterhang auf einer einfach gerahmten Schrifttafel ein sorgfältig herausgehauener dreizeiliger Sterbevermerk mit einer Bitte um Fürbitte. Das Epitaph wurde beim Neubau der Kellnerei 1534 oder des Kreuzgangs (1543–1546) aus der alten Kreuzgangwand abgenommen und hier neu eingelassen.4) Im Zweiten Weltkrieg blieb es unbeschädigt.

Siehe Lageplan.

Maße: H. 116 cm; B. 110 cm; Bu. 3,7 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal.

AWK NRW, Arbeitsstelle Inschriften (Foto Sonja Hermann) [1/2]

  1. Anno d(omi)ni m cccc [lxx]ixa) quarta noue(m)bris o/biit d(omi)n(u)s joh(ann)es smedsb) vicari(us)c) altaris sancti / nicolai i(n) eccl(es)ia sa(n)cti vi[cto]ris xa(n)cte(n)s(is) orate p(ro) eo

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1479 am 4. November verstarb Herr Johannes Smeds, Vikar des Altars des hl. Nikolaus in der Kirche des Hl. Viktor zu Xanten. Betet für ihn.

Kommentar

Ein pseudounziales A aus der gotischen Majuskel wird als Versal am Textbeginn verwendet. Auffälligste Merkmale der sorgfältig herausgehauenen Gemeinen sind die Verzierung einiger Schäfte am Wort- oder Zeilenanfang durch einen linksseitig angesetzten Zacken und die Verlängerung von Schäften unter die Grundlinie durch geschwungene Zierbögen. Das a ist kastenförmig ausgeführt und trägt einen Mittelbalken. Das Epitaph für Johannes Smeds wird derselben Werkstatt zugewiesen wie die Epitaphien für die Kanoniker Vaeck (Nr. 50), Smacht (Nr. 51) und Bols (Nr. 56).5) Die gotische Minuskel steht der Schrift auf dem Epitaph für Arnold Bols und Margarete von Saerbruggen besonders nahe (zur paläographischen Beurteilung siehe Nr. 56).

Johannes Smeds (latinisiert Fabri) war spätestens seit 1435 Priestervikar des Nikolausaltars in der Nikolauskapelle (Joch D1) und wird urkundlich letztmalig 1478 erwähnt.6) Heymerick führt ihn in der Auflistung der Teilnehmer an der Viktortracht von 1464 unter den Chorgenossen auf und nennt den ansonsten unauffälligen Vikar einen ‚redlichen Mann‘ („vir minime improbus“).7)

Textkritischer Apparat

  1. Ergänzung der Jahreszahl nach Foto (RBA 25200).
  2. Anfangsbuchstaben beschädigt.
  3. Kürzung durch großen, unter der Grundlinie auslaufenden us-Haken.

Anmerkungen

  1. Inv.-Nr. nach Hölker (1925): H-53.
  2. Bader, Dom I (1978), S. 225.
  3. Zur Farbfassung siehe ebd.
  4. Bader, Dom I (1978), S. 224; ders., Vermischtes (1964), S. 358.
  5. Zum Bildhauer s. Epitaph Vaeck (Nr. 50).
  6. Zur Person s. Bader, Dom I (1978), S. 225.
  7. Arnold Heymerick, Opuscula, Stiftsarchiv Xanten, H 1, fol. 6v; s. auch Bader, Dom I (1978), S. 225.

Nachweise

  1. Archiv der Dombauhütte, Abrieb Cuno (1857/1868), Nr. 16677.
  2. Rein, Gedenktafel (1869), S. 134.
  3. Clemen, KDM Kreis Moers (1892), S. 149, Nr. 25.
  4. Hölker, Inventar (1925), H-53.
  5. Engelskirchen, Inschriften (1937), S. 35, Nr. 35.
  6. Bader, Dom I (1978), S. 225.

Zitierhinweis:
DI 92, Stadt Xanten, Nr. 49 (Paul Ley u. Helga Giersiepen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di092d009k0004901.