Inschriftenkatalog: Stadt Worms

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 29: Worms (1991)

Nr. 701 Stadtmuseum, aus dem Bereich des Liebfrauenstifts 1642

Beschreibung

Grundstein- und Weiheinschrift für Chor und Konvent des Wormser Kapuzinerklosters, nahe bei Liebfrauen, nämlich an der rechten Chorseite der Jodocuskapelle,1) Geschenk von Carl Johann Heinrich Villinger für die Sammlung des Museums.2) Nahezu quadratisches Bleitäfelchen mit achtzeiliger Inschrift, auf der Rückseite in zwei Zeilen fortgesetzt. Mehrfach geflickt, Verwitterungsspuren.

Maße: H. 13, B. 13,3, Bu. 0,3-1,2 cm.

Schriftart(en): Kapitalis, humanistische Minuskel.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Dr. Rüdiger Fuchs) [1/4]

  1. A(NN)o M. DC XXXXII.a) 30. Martÿ / Primarius [l]apis Chori (et) Conuent(us) / F(ratrum)b) Minor(um) Capucinor(um) in honorem / Dei ter Opt(imi) Max(imi) Gloriosiss(imae) V(irginis) Mariae / S(anctorum)b) Francisci, Iodoci et Antonÿ no(m)i(n)e / R(everendissi)mi D(omi)ni Georgÿ Antonÿ de Ro = /denstein, Principis et Episco(pi) Worm[a = ]/tiensis Ab A(dmodum) R(everendo) et Praenob(ili) D(omi)no // Petro Ernesto à Warsperg Decan(o)c) / summi Templi posit(us) fuit

Übersetzung:

Im Jahre 1642 am 30. März wurde der Grundstein des Chores und Konventes der Kapuzinerbrüder zu Ehren des dreifach besten und höchsten Gottes, der überaus rühmlichen Jungfrau Maria und des hl. Franz, des hl. Jodoc und des hl. Antonius namens des höchstehrwürdigen Herrn Georg Anton von Rodenstein, Fürstbischof von Worms, von dem hochehrwürdigen und vorachtbaren Herrn Peter Ernst von Warsberg, Dekan der höchsten Kirche, gesetzt.

Kommentar

Das bisher unberücksichtigt gebliebene Bleitäfelchen ist mit einer gefälligen humanistisch zu nennenden Minuskel beschrieben, die nur lange s und natürlich Kapitalisversalien als Fremdformen enthält.

Die Inschrift gedenkt der Grundsteinlegung durch Domdekan Peter Ernst von Warsberg, nachdem am Anfang jenes Jahres konkrete Baupläne diskutiert worden waren und Vorschläge des Dekans an Liebfrauen Georg Vogel zur Errichtung des Klosters auf den Abbruchplätzen zweier Stiftskurien mit Anbindung an die Jodocuskapelle von Liebfrauen die Zustimmung des Bischofs gefunden hatten.3)

Zeugnisse dieser Art kommen nur wenige ans Tageslicht; in der Nähe war auch die Gedenkinschrift des Heinrich Kapen von 1562 gefunden worden.4)

Textkritischer Apparat

  1. Ao M DC größer, mit Doppelstich.
  2. Plural durch Verdoppelung des Anfangbuchstabens.
  3. us-Kürzung, aber syntaktisch o aufzulösen.

Anmerkungen

  1. Kranzbühler, Verschwundene Wormser Bauten 95 nach Würdtwein, Monasticon Wormatiense III fol. 35.
  2. Vgl. Begleitkarte zu Objekt mit Inv.Nr. M 2200.
  3. Vgl. Kranzbühler 94ff. mit Planrissen sowie bei Nr. 677. Vgl. zum Inhalt des bischöflichen Briefes Schannat, Hist. ep. Worm. I 190 und zur Geschichte des Konventes F. Hierotheus, Provincia rhenana fratrum minorum Capucinorum a fundationis suae primordiis usque ad annum 1735 in quinque libris fideli narratione vulgata per F. Hierotheum Confluentinum in eodem provincia guardianum, diffinitorem, custodem et exprovincialem. Mainz 1735, 276ff.
  4. Vgl. Nr. 483.

Nachweise

  1. Mus.Inv. M 2200 (Begleitzettel).

Zitierhinweis:
DI 29, Worms, Nr. 701 (Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di029mz02k0070100.