Inschriftenkatalog: Stadt Worms

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 29: Worms (1991)

Nr. 677 Liebfrauenstift 1631

Beschreibung

Grabstein des Kapuzinerpaters Pontianus. Innen vor der Wand des nördlichen Chorumganges, 4. Stein von Westen, früher im Boden des nördlichen Seitenschiffs im 4. Joch von Westen mit der Markierung XVII unten rechts.1) Rechteckige Platte aus rotem Sandstein mit vierzeiliger Inschrift unter einem griechischen Kreuz. Am Rand bestoßen ohne Schriftverlust.

Maße: H. 63,5, B. 52, Bu. 5,8 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Dr. Rüdiger Fuchs) [1/1]

  1. + / A(NNO) 1631 9 (DECEM)BRISa) / OBYT V(ENERABILIS) P(ATER) PON/TIAN(VS) CAPV/CIN(VS) SACERD(OS)

Übersetzung:

Am 9. Dezember 1631 starb der ehrwürdige Vater Pontianus, Kapuzinerpriester.

Kommentar

Pontianus starb während der ersten Jahre der Kapuziner in Worms bei der Stiftskirche Liebfrauen; unter Kaiser Ferdinand II. erfreute sich der Kapuzinerorden kaiserlicher Fürsprache, die 1624 auch an den Rat der Stadt Worms wegen Errichtung eines Konvents gerichtet war. Erst unter Bischof Georg Anton von Rodenstein erhielten die Patres eine Bleibe in Häusern von Stiftsherren des Liebfrauenstifts. In weiteren kaiserlichen Briefen an Magistrat und Bischof von Worms wurde 1630 um Schutz, Berechtigung zum Almosensammeln und Bauunterstützung angehalten, und zwar im Schutz einer kaiserlichspanischen Besatzung. Der Einsatz der Kapuziner gegen das lutherische Bekenntnis in seelsorgerischen Tätigkeiten fand mit der schwedischen Besetzung der Stadt 1632 vorübergehend ein Ende; von der gesamten katholischen Geistlichkeit waren überhaupt nur zwei Kapuziner nicht geflohen.2) Da die Kapuziner 1631 noch keine eigenen Kultgebäude besaßen,3) wurden ihre Toten der ersten Jahre anscheinend in oder bei Liebfrauen bestattet.

Textkritischer Apparat

  1. So aus XBRIS.

Anmerkungen

  1. Nach Lageplan von 1911, vgl. oben S. XXIII.
  2. Nach Lehmann, Urkundliche Geschichte der Klöster 476-78 u. Schannat, Hist. ep. Worm. I 442f.
  3. Vgl. die Grundsteininschrift des Kapuzinerklosters von 1642, unten Nr. 701.

Nachweise

  1. Schalk, Gräber 224 Nr. 13 u. Abb. 16.

Zitierhinweis:
DI 29, Worms, Nr. 677 (Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di029mz02k0067703.