Inschriftenkatalog: Stadt Worms

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 29: Worms (1991)

Nr. 653 Worms-Herrnsheim, kath. Pfarrkirche 1621

Beschreibung

Grabplatte Wolff Friedrich Kämmerers von Worms gen. von Dalberg, Mainzer Rat und Hauptmann der oberrheinischen Ritterschaft. Neben dem Südeingang der Kirche, von Windfang teilweise verdeckt; früher vor dem Nikolausaltar. Hochrechteckige Platte aus hellgelbem Sandstein mit Umschrift in vertiefter Leiste; im Feld erhaben großes Dalbergisches Wappen im Kranzmedaillon aufgehängt, eine Fruchtdolde herabhängend, in den Ecken vier Ahnenwappen mit Beischriften, durch dünne Bändchen mit der Achse verbunden. Links über dem Medaillon ein monumentales A, das nicht zum ursprünglichen Bestand gehört. Abgetreten und verwittert, besonders rechts und unten, olivgrüne Schutzfarbe abblätternd.

Maße: H. 199, B. 93, Bu. 1,8-4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Dr. Rüdiger Fuchs) [1/2]

  1. ANNO D(OMI)NI · 1621 DEN 9 IANVARYa) [IST IN]b) / GOTT SEHLIG · VERSCHI[DENc) DER W]OHLEDTELL GEST(RENG) · VND VEST WOLFF FRIE[DRICH CAM/RER] HERR · VON DALBVRG [CHVR/MAI]NTZ(ISCHER) RATHd) VND DES OBERREIN CRAYS RITTERSCH(AFT) GEWESENE(N) HAVPMAN DESENe) SEHLE / GOTT GENADT

Wappen und Beischriften:
Dalberg1); [DALBERG], FLECKE[NST]EI(N); [ROSENBERG, CRANTZ V. GEISPOLTZHEIM].

Kommentar

Die sehr regelmäßige Kapitalis mit zum Teil überhöhten Versalien ist rechts und unten stark beschädigt. Nach DALBVRG ist wohl CHVR/MAINTZ(ISCHER) zu ergänzen.2) Außerdem war Wolff Friedrich Kämmerer laut Inschrift ehedem Hauptmann der Ritterschaft im oberrheinischen Reichskreis.3) Er war der Sohn Friedrichs und der Barbara von Rosenberg4) und verheiratet zuerst mit Ursula von Kerpen (†1611), in zweiter Ehe mit Margaretha Kunigunde Löwin von Steinfurt (†1626).5) Als Anniversar wird für das Martinsstift der 14. Januar, „crastino octavarum Epiphaniae“, angegeben.6)

Der Typ des Grabsteines gleicht dem der Steine Wolffgang Kämmerers (†1616) und Wolff Johann Kämmerers (†1634).7) Das monumentale A steht in funktionaler Beziehung zum B auf dem letztgenannten Stein; seine genaue Bedeutung als Grabmarkierung ist unklar.

Textkritischer Apparat

  1. AM NEUEN JAHRSTAG Ockhart.
  2. Nach JANVAR Lücke bis HERR Armknecht.
  3. STARB CHRISTLICH Ockhart; seine moderne Umsetzung nicht weiter vermerkt.
  4. Nach VON Lücke bis falsch RACH Armknecht.
  5. Danach zweizeilig in kleinerer Schrift.

Anmerkungen

  1. Viergeteilt aus Kämmerer von Worms gen. von Dalberg u. altem Dalberg-Wappen, also das neue Dalberg-Wappen des 17. Jh.s.
  2. Außerdem war er Amtmann in Olm u. Algesheim, so Humbracht Taf. 16 u. Bardong, Harlesheim 65.
  3. Repertorien des Hess. Staatsarchivs Darmstadt, Abt. F 2, Oberrheinische Reichsritterschaft, bearb. von A. Eckhardt. Darmstadt/Marburg 1975, Bd. 2 zu Konvolut 150; darin Bestellung von Vertretern des Verstorbenen, weitere Belege in Register S. 487.
  4. Gegen Armknecht; wie Humbracht Taf. 16 u. Möller, Stammtafeln AF II Taf. LXXV.
  5. Vgl. den heutigen Ursulaaltar, Nr. 655, und die Grabplatte in der Martinskirche, Nr. 664.
  6. Ruep, Extractus anniversariorum [2].
  7. Vgl. Nr. 644 u. 683.

Nachweise

  1. Ockhart fol. 150 (nach Helwich, Epit. Dalb. 91 u. Schannat, Mon. vetera 55).
  2. Abriß der herrschaftlichen Epitaphien.
  3. Armknecht, Grabmäler der Dalberg 256 Nr. 17. u. Abb.

Zitierhinweis:
DI 29, Worms, Nr. 653 (Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di029mz02k0065301.