Inschriftenkatalog: Stadt Worms

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 29: Worms (1991)

Nr. 651 Liebfrauenstift 1619?

Beschreibung

Grabplatte der Maria Jacobea Pestacalda geb. Wambolt von Umstadt. Innen vor der Wand des nördlichen Chorumganges, 2. Stein von Westen; früher im Boden zwischen dem 2. und 3. südlichen Hochschiffpfeiler mit der Markierung I rechts unten.1) Hochrechteckige Platte aus rotem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien; im vertieften Feld Allianzwappen und vier Ahnenwappen jeweils mit Beischriften, die nur noch in Resten erkennbar sind. Zwischen den beiden unteren Wappen hängt ein Totenschädel vor gekreuzten Knochen vom Allianzwappen herab. Oberfläche bestoßen und abgemehlt, Umschrift zusätzlich überputzt, so daß aus Buchstabenresten keine Zusammenhänge hergestellt werden können.

Maße: H. 182, B. 92, Bu. 4,2 cm.

Schriftart(en): Fraktur, Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Dr. Rüdiger Fuchs) [1/1]

  1. [......................]

Wappen und Beischriften:
(Pestacalda)-Wambolt von Umstadt; [WAMBOLT VON UMSTADT], GEM(M)ING[EN]; [HATTSTEIN], [STO]CKHEIM.2)

Kommentar

Die unlesbaren Buchstaben der Umschrift gehören der Fraktur an. Datierung des Steines und Identifizierung der Verstorbenen setzen bei den noch erkennbaren Wappen an. Das rechte Allianzwappen zeigt die Spitzen der Wambolt von Umstadt; demnach wäre die fragliche Person ein Enkel eines Wambolt, der mit einer von Gemmingen verheiratet war, und zugleich Enkel einer von Stockheim. Die Kombination findet sich im Wamboltschen Stammbaum für Nachkommen aus der zweiten Ehe des Reichshofrats Eberhard mit Anna Amalia von Hattstein; Eberhards Eltern waren Wolf und Anna von Gemmingen, die Anna Amalias waren Konrad von Hattstein und Amalia von Stockheim.3) Das Anniversar von Liebfrauen hielt zum 5. September fest: „Anniversarium pro Nobili D(omi)na Maria Jacobi Pestacaldin nata Wamboldin de Umstatt.“4) Maria Jacobea war mit Jacob Franziscus Pestacalda, einem spanischen Offizier verheiratet.5) Die Datierung auf 1619 ließe sich dann durch einen Auszug Johann Georg Knodts vom 26.10.1619 in den „Extractus protocollares antiqui“ bewerkstelligen, wo es heißt: „Der Fraw wamboldin tochter begräbnuß mitt d. Raths procession zu begleiten abgeschlagen worden.“6)

Anmerkungen

  1. Nach dem Lageplan von 1911, vgl. oben S. XXIII; davon existiert im StA Worms das Foto mit der Neg.Nr. M 9786.
  2. Wappenzeichnungen entsprechend der genealogischen Identifizierung unten sind nur beim Wamboltschen Allianzwappen und bei den beiden unteren Ahnenwappen erkennbar.
  3. Humbracht Taf. 35 u. 177.
  4. Specificatio Anniversariorum et missarum fundatarum in Ecclesia Collegiata B.M. Virginis Wormatiensis, 1741, Dom- und Diözesanarchiv Mainz, Kasten 117/29.
  5. Schalk nach Mitteilung vom Freiherrlich Wambolt von Umstadt‘schen Rentamt in Birkenau, in der auch die Rekonstruktion der Ahnenreihe aus Unterlagen des Familienarchivs bestätigt wurde. Herrn Schalk danke ich für die entsprechenden Informationen. – Ein Bruder der Verstorbenen, Philipp Adam, fiel? 1620 in spanischen Diensten, vgl. Humbracht Taf. 177.
  6. Schalk nach StA Worms, Abt. 1 Bd. 27 Kapitel Begräbnis fol. 91 Nr. 3.

Nachweise

  1. Schalk, Gräber 219 Nr. 11 u. Abb. 14.

Zitierhinweis:
DI 29, Worms, Nr. 651 (Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di029mz02k0065103.