Inschriftenkatalog: Stadt Worms

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 29: Worms (1991)

Nr. 646 Stadtmuseum, vom lutherischen Friedhof 1617

Beschreibung

Grabstein des Wormser Ratsherrn Philipp Schmitz, seiner Frau Anna Maria und seiner Tochter Anna Catharina. Unten an der Südinnenwand des südöstlichen Pfeilers der Kreuzgangarkaden, vom lutherischen Friedhof zuvor ins Paulusmuseum gelangt.1) Hochrechteckige gerahmte Platte aus hellgelbem Sandstein mit 22 erkennbaren, teils gestaffelten, teils nicht ganz ausgefüllten, linierten Inschriftenzeilen. Unterer Rand beschnitten, Ecke unten links fehlt.

Ergänzt nach Zorn-Meixner.

Maße: H.(erh.) 97, B. 85, Bu. 2,5-2,8 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Dr. Rüdiger Fuchs) [1/1]

  1. MONVMENTVM / DEO TRISMEGISTOa) SACRVM / PHILIPPO SCHMITZ / BALTHASARIS SCHMITZ PRAEFECTI BACHA = /RACENSIS SVB PALATINATV ELECTORALI NEPOTI :/ CASPARI SCHMITZ PRAEFECTI GRŸNSTADIENSIS / SVB COMITATV LEININGENSI WESTERBVRGICO ET AN = /NAE EX NOBILI WACSBVRGORVM FAMILIA CONIG = /IVGVMb) FILIO / ANNO SALVTIS 1571 DIE 11c) OCTOB(RIS) NATO: / POST OB ANIMI CANDOREM IVDICII DEXTERI = /TATEM IN ORDINEM SENATORIVM VORMATIAE / Td) COOPTATO:/ TANDEM ANNO 1617 DIE 20 IVN(II) PLACIDE IN / CHRISTO DEFVNCTOe) LVGVBRIS AMORIS TE = /[S]TANDI GRATIA MARITO SVO CHARISSIMO / [SIB]IQVAE PIE [I(N) DO]MINOf) OBDORMIENTI DIE / 〈....〉 ANNO 16 〈..〉 / ET / [FILIAE A]NNAE CATHARINAE FATA TRAN = /[QVILLE] OBEVNTI / [DIE] 〈..........〉 ANNO 〈.....〉

Übersetzung:

Denkmal, dem überaus großen Gott geweiht, für Philipp Schmitz, Neffe des Balthasar Schmitz, kurpfälzischen Schultheißen zu Bacharach, der Eheleute Caspar Schmitz, Leiningisch-Westerburgischen Schultheißen zu Grünstadt, und Anna aus der edlen Familie der Wachsburger Sohn. Er wurde geboren im Jahr des Heils 1571 am 11. Oktober, dann wegen der Klarheit seines Geistes und der Gewandtheit seines Urteils in die Reihe der Wormser Ratsherren aufgenommen. Schließlich im Jahr 1617 am 20. Juni verschied er sanft in Christo. Zum Zeichen der trauernden Liebe (stellte es) ihrem vielgeliebten Gemahl und sich selbst, die sie am ... im Jahr 16.. fromm in Christo entschlief, und ihrer Tochter Anna Catharina, die ruhig den Tod auf sich nahm am ... im Jahr 16...

Kommentar

Die kräftige und schwungvolle, keineswegs mehr klassische Kapitalis überschreitet die nur noch schwach erkennbaren vorgezeichneten Linien durch überhöhte Versalien und verlängerte Abstriche der R; alle M sind stark konisch und selten achsensymmetrisch. Ob in allen eigenwillig verteilten Lücken noch Text zu stehen kommen sollte, ist ungewiß; eine von der Textanlage zu erwartende Stifterformel fehlt, ist eventuell durch Verlust der unteren Kante nicht mehr erhalten.2)

Inhaltlich folgt die Inschrift antikem Denken in Ahnenreihe, Lobrede und Widmung, in TRISMEGISTVS den Beinamen des Hermes aufnehmend.3) Philipp Schmitz war 1606 in den Gemeinen Rat gewählt worden, 1604 zuerst Vierer gewesen und verfügte als Schwiegersohn Stephan Birlings über gute Verbindungen zu den Wormser Ratsfamilien.4) Er ruhte unmittelbar neben seinem 1607 verstorbenen jüngeren Bruder Johann Jakob.5) Die Ehefrau hieß Anna Maria geb. Birling, deren Name wohl auf einem fehlenden Teil stand. Philipp, Frau und Tochter sind im Taufbuch erwähnt.6)

Textkritischer Apparat

  1. TRISMEGISTRO Mus.Inv.
  2. Falsch für CONIVGVM.
  3. II Mus.Inv.
  4. Danach große Lücke; Bedeutung des T unklar.
  5. Hier endet Wörner.
  6. Fast rechteckiges Loch mit geraden Kanten.

Anmerkungen

  1. Zorn-Meixner u. Wörner; 4. Stein von Süden in der Ostwand der Friedhofsmauer. Falsch Alte Aufzeichnungen Nr. 54: aus St. Andreas.
  2. Bei Zorn-Meixner ist freilich auch nicht mehr überliefert.
  3. In der Bedeutung „der überaus Große“ bei Lactanz nach Georges, Handwörterbuch.
  4. Kraus, Quellen II 130 mit dem Zusatz „Grunstadiensis, Stephani Birlingii gener“; bei Zorn-Meixner nach Zotz, Nachrichten 26 „des Berlings Eidam“.
  5. Vgl. Nr. 618.
  6. KB-PSR Bd. 101.

Nachweise

  1. Zorn-Meixner fol. 393 Nr. 36.
  2. Wörner, Mittelaltrige Grabmäler 100.
  3. Mus.Inv. MG Nr. 46.

Zitierhinweis:
DI 29, Worms, Nr. 646 (Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di029mz02k0064600.