Inschriftenkatalog: Stadt Worms

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 29: Worms (1991)

Nr. 638 Stadtmuseum, aus Dom 1615

Beschreibung

Fragment vom Epitaph des Kapitularkanonikers am Wormser Hochstift und an St. Alban vor Mainz Wilhelm von Braunsberg. Steinsammlung im Hof, auf einer Mauer der Südostecke, aus dem Dom, zwischenzeitlich als Treppenstufe im Aufgang zum Südwestturm verwandt.1) Querrechteckiges Fragment aus rotem Sandstein mit sechszeiliger Inschrift in querovaler Rollwerkkartusche. Am Rand Profilreste, das Ornament abgeschlagen, Inschriftfeld besonders oben links bestoßen. Heute vollkommen abgewittert.

Text und Beschreibung nach Foto,2) ergänzt nach Kranzbühler.

Maße: H. 40, B. 171, Bu. 2 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. [ADMODVM REVERENDVS AC PRAENOBILI]S DOMINVS WILHELMVS A [BRAVNSBERG]a) / [HVIVS CATHEDRAL]IS ET S. ALBANI EXTRA MVROS MOGVNTIAE CANONICVS / [CAPITVLARIS] HOC SANCTAE CRVCIS ALTARE IN EIVSDEM ET DOMINICAE PASSIONIS MEMO/[RIAM EPITA]PHIO ISTO CONDECORAVIT OBIJTQVE PIE IN DOMINO AN(N)O A VERBO / IN[CAR]NATO 1615 DIE TERTIA MENSIS SEPTEMBRIS · SEPVLTVS ANTE ALTARE / SANCTI CLEMENTIS · CVIVS ANIMA REQVIESCAT IN PACE AMEN

Übersetzung:

Der hochehrwürdige und hochedele Herr Wilhelm von Braunsberg, Kapitularkanoniker dieser Kathedrale und von St. Alban vor den Mauern von Mainz, schmückte diesen Altar des heiligen Kreuzes zu seiner und des Herrn Passion Erinnerung mit diesem Epitaph; er starb im Herrn fromm im Jahr des fleischgewordenen Wortes 1615 am dritten Tag des September und liegt vor dem Clemensaltar begraben; seine Seele ruhe in Frieden. Amen.

Kommentar

Der heutige Zustand des Steines erlaubt keine Kontrolle der Lesungen; Schmitt hielt trotz anderem Leseversuch die Identifizierung des Verstorbenen nach Schannats Jahreszahl für richtig.3) Kranzbühlers Text ist aber vertrauenswürdig und von den Sachinformationen nicht verwechselbar.

Ornamentreste und die Aussage der Inschrift legen nahe, daß es sich um ein aufwendiges Denkmal handelte, das unmittelbar zum Heilig-Kreuz-Altar gehörte. Gegen Kranzbühler kann es sich bei dem erhaltenen Fragment doch um ein Teil jenes erwähnten Epitaphs gehandelt haben, nicht nur um einen Zusatz zum neu geschmückten Altar; ein anderes, wohl schlichtes Monument befand sich dann als Totengedächtnismal in der Clemenskapelle, die als Begräbnisort belegt ist, vor dem Altar des Heiligen.4) Die Clemenskapelle wird zwar im nördlichen Seitenschiff lokalisiert;5) in der Reihenfolge von Helwichs Domumgang liegt sie zwischen der Beschreibung der Ägidien- und der Georgskapelle und könnte sich daher auch auf der südlichen Domseite befunden haben;6) auf das Südquerhaus weist die ursprüngliche Lage der Grabplatte des Reinbold Beyer von Boppard (†1364).7)

Wilhelm von Braunsberg war der Sohn Wilhelms und der Anna Freifrau von Winnenberg-Beilstein.8)

Textkritischer Apparat

  1. Ri...nn Schmitt. Fragmentarisch u. mit entstellenden Verlesungen Mus.Inv., CONDEGMRAVIT, SEPYET.

Anmerkungen

  1. Kranzbühler u. Schmitt.
  2. StA Worms Neg.Nr. F 1826/10.
  3. Schannat, Hist. ep. Worm. I 100; die Informationen der Inschrift zur Person auch bei Humbracht Taf. 272.
  4. Kranzbühler nach Inschrift und Domkapitelsprotokoll, in dem das Begräbnis zum 7. September 1615 in der Clemenskapelle angeordnet wird.
  5. Kautzsch, Dom 219.
  6. Kranzbühler, Nachrichten 16.
  7. Vgl. Nr. 145.
  8. Humbracht Taf. 272.

Nachweise

  1. E. Kranzbühler, Die Clemenskapelle des Wormser Domes, in: Vom Rhein 6 (1907) 49.
  2. Schmitt, Bildwerke 334.
  3. Mus.Inv. MG.Nr. 101.

Zitierhinweis:
DI 29, Worms, Nr. 638 (Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di029mz02k0063800.