Inschriftenkatalog: Stadt Worms
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 29: Worms (1991)
Nr. 579† Worms-Neuhausen, Ort 16.-17. Jh.
Beschreibung
Um 1945 verschwundenes Steinkreuz mit Gedenkinschrift für einen Unbekannten. Früher südlich des eisernen Steges, der unweit der Denzenmühle über die Pfrimm führte, am Weg zwischen US-Sportplatz und den gegenüberliegenden Schrebergärten.1) Ehemals schlichtes, teilweise im Boden versunkenes Kreuz aus rotem Sandstein mit mehrzeiliger Inschrift über die gesamte sichtbare Fläche. Oberfläche und Rand stark beschädigt, linker Arm fehlt fast ganz.
Nach Schnabel und Foto.2)
Maße: H. 100, B. 87 cm.3)
Schriftart(en): Kapitalis.
[... / ... / ..] SA[./ ...]TAG · IST · D[...... / .....]ELT · EIN · REISICH[ER] / IN · DISEM / WASSER / ERDRV(N)KEa) / DEM GOT / GNAD A(MEN)
Textkritischer Apparat
- Danach bricht Höfel ab; das Foto StA Worms Neg.Nr. H 801 zeigt zur den oberen Teil über der Zeile mit WASSER.
Anmerkungen
- Nach Villinger war dieser Weg von Neuhausen nach der Wormser Landstraße Bestandteil des rheinhessischen Pilgerpfades.
- StA Worms, Nachlaß Villinger, Foto, das der Abb. bei Schnabel zugrundeliegt.
- Maße nach Höfel, Steinkreuze.
- Höfel 40 u. 266.
- Schnabel 105, korrigiert auf 17. Jh. ebd. 206.
- Villinger.
- DI XII (Heidelberg) Nr. 81.
Nachweise
- Höfel, Steinkreuze 270 (mit Abb.).
- Ders., Rechtsaltertümer 44f. u. Abb. 84.
- [C.J.H. Villinger], ... in diesem Wasser erdruke. Was ein altes Steinkreuz erzählt, in: Wonnegauer Heimatbll. 3, 12 (1958) (mit Abb.).
- Ders., Nicht zu entziffern: Das Kreuz an der Teufelsbrücke, in: Wonnegauer Heimatbll. 19, 4 (1974) 3.
- Schnabel, Steinkreuze Rheinhessen 205f. u. Abb. 52.
Zitierhinweis:
DI 29, Worms, Nr. 579† (Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di029mz02k0057901.
Kommentar
Die eng zusammengedrängte und sehr schlanke Kapitalis besitzt eine kräftige und klare Strichführung. Leider ist die Steinoberfläche schon sehr beschädigt gewesen; dennoch kann man mit einiger Gewißheit behaupten, daß Sporenansätze gänzlich fehlen. Trotz regelmäßiger Buchstabenbildung erweckt die Schrift daher den Eindruck einer eher handwerklichen Ausführung; zusammen mit der Verwendung von deutscher Sprache bei einer Kapitalisschrift weisen diese Beobachtungen mindestens in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts, ohne daß man eine Datierung im 17. Jahrhundert ausschließen könnte. Weder Schrift noch Sprache kommen einem Ansatz vor dem 16. Jahrhundert4) oder um 17005) näher.
Das Steinkreuz ist einem nicht mehr identifizierbaren „Reisigen“, also einem Kriegsknecht, der bei einem Unfall in der Pfrimm ertrank, als Erinnerungsmal gewidmet und sollte die Vorüberkommenden um Fürbittegebete anhalten. Demgegenüber will die Lokaltradition von einem Unglück wissen, bei dem ein Fuhrwerk vielleicht samt Kutscher im Bach unterging.6)
Das Kreuz ist durchaus mit dem Erinnerungskreuz von 1416 für Contz Kobel in Eberbach/N. zu vergleichen.7)