Inschriftenkatalog: Stadt Worms

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 29: Worms (1991)

Nr. 567 Stadtmuseum, vom lutherischen Friedhof (1580)/1598

Beschreibung

Grabstein der Eheleute Christoph Reinfart und Margaretha geb. von Mos. An der Südwand der 2. Nische des Kreuzgangsüdflügels, vom lutherischen Friedhof.1) Querrechteckige, aus einem kleineren linken und einem größeren rechten Stücke bestehende Platte aus hellgelbem Sandstein. Zwischen drei Wappen mit Beischriften tragenden Pilastern links 13- (A), rechts 14zeilige Inschrift (B), oben und unten Gesims. Auf den äußeren Pilastern in der Mitte Medaillons mit den Porträts der Verstorbenen und Ahnenwappen, auf dem mittleren zwei Wappen mit Namenbeischriften anstelle eines Allianzwappens. Bestoßen und abgewittert.

Maße: H. 112,5, B. 235, Bu. 4,3 (A), 3,5-4,5 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis (A), Fraktur (B).

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Dr. Rüdiger Fuchs) [1/3]

  1. A

    CHRISTOPHOR(VS)a) · REINFART · WEISSEN = /BVRG(ENSIS)a) · CVM · AD REIPVB(LICAE) GVBERNACV = /LA, ANN(OS)a) · XXXIIIIb) · SEDISSET: MAXIMIS / IN EA MVNERIBVS SINCERA FIDE PER = /FVNCTVS, EX HAC MORTALI AD AE = /TERNAM VITAM, PVBLICA DE RE MA = /GIS, QVAM PRIVATA SOLICITVS, PLA = /CIDISS(IMA) MORTE, ANNO CHRISTI · M · D · IIC · / XI · NOVEMB(RIS) AETATIS SVAE · LXIIIIc) · / M(ENSES) · V · EVOCATVS ESSET: PATRI PIEN = /TISS(IM)o· AC BENE MERENTI · LIBERI MOESTIS(SIMI)a) · P(OSVERVNT) · / AMALIA, GEORG CHRISTOPH: MAGDAL(ENA)a) · / CLARA, IOAN(NES)a): HECTOR ·

  2. B

    Alß die Jharzal der Christen whar /Dausendt fünffhundert achtzig ghar.Auff donnerstag welcher auch was /Der Sechst October Weinmonats.Verschiedt in Gott lieget hie gleich /die Ehren vnd auch dhugentreich.Fraw Margaretha von Moß genant /gewesen im zweitten ehstandt.Zu Wormbß mit Christoff Reinfarten /deß Rhatß vnd alten Schultheissen.Alß Ir alter Inn ehren sie /auff Sechtzigt jhar zuprachtd) alhie.Derselben Gott durch Christum frei /am jungsten tag genedig sei. AMENe)

Übersetzung:

Christoph Reinfart aus Weißenburg, nachdem er 34 Jahre im Rat der Stadt gesessen und in aufrichtiger Treue höchste Ämter verwaltet hatte, wurde er, von öffentlichen Dingen mehr geschwächt als von privaten, durch den sanften Tod im Jahr Christi 1598 am 11. November im Alter von 64 Jahren und 5 Monaten von diesem sterblichen zum ewigen Leben abberufen. Dem sehr frommen und verdienstvollen Vater stellten (diesen Stein) die tief betrübten Kinder Amalia, Georg Christoph, Magdalena, Clara, Johann Hector.

Wappenbeischriften:
REIN = /FART, BREIDEN = /ACKER; C. REINFART-M(ARGARETHA) V(ON) MOS; MOS, BECHTOLF.

Kommentar

Die Inschrift der Ehefrau, bei der jede zweite Zeile nach einem Schrägstrich eingerückt ist, enthält sieben paarweise Knittelverse; die Inschrift Reinfarts klingt in Karrierebeschreibung und Stiftungsformular an klassische Vorbilder an. Daß der sehr breite Stein mit schlichtem Gesims oben und unten ursprünglich nur Teil eines größeren Aufbaues war, ist denkbar. Da die Kinder aus zweiter Ehe mit Justina Silberborner als Stifter genannt sind, gehört die Inschrift A zum Todesjahr des Mannes, wenngleich deshalb nicht ausgeschlossen werden kann, daß die Inschrift der Frau schon kurz nach 1580 entstand und 1598 lediglich eine Inschrift in ein freigelassenes Feld nachgetragen wurde.

Christoph Reinfart wurde 1564 in den Gemeinen und 1572 an Martin Albrechts Statt in den Dreizehnerrat gewählt.2) Als er 1571 Bürgermeister war, wurde ein aufwendiger Münzpokal gestiftet.3) Margaretha von Mos stammte aus einer Familie, aus der zwei Ratsmitglieder bekannt sind.4)

Textkritischer Apparat

  1. Kein Kürzel erkennbar.
  2. XXXIV Mus.Inv.
  3. Durch das zweite I geht die Fuge.
  4. gebracht Zorn-Meixner.
  5. Kapitalis.

Anmerkungen

  1. Zorn-Meixner, an der Südostwand der Kapelle; nach Wörner zwischenzeitlich im Paulusmuseum.
  2. Kraus, Quellen II 127 u. I 91.
  3. Vgl. Nr. 497.
  4. Vgl. Weckerling, Verzeichnis des Dreizehnerrates 66.

Nachweise

  1. Zorn-Meixner fol. 394 Nr. 42.
  2. Wörner, Mittelaltrige Grabdenkmäler 97f.
  3. Mus.Inv. MG Nr. 36.

Zitierhinweis:
DI 29, Worms, Nr. 567 (Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di029mz02k0056708.