Inschriftenkatalog: Stadt Worms

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 29: Worms (1991)

Nr. 556 Stadtmuseum 1593

Beschreibung

Grabstein einer unbekannten Person, und zwar des Schwagers oder der Schwägerin des Marquard Freher. Südlicher Stein an der Ostwand der 3. Nische des Kreuzgangsüdflügels. Unterer Teil einer ehemals hochrechteckigen Platte aus gelbrotem Sandstein mit noch sieben erhaltenen gestaffelten Inschriftenzeilen auf Rollwerktafel in vertieftem Mittelfeld; in den Ecken ehemals Ahnenwappen, davon die beiden unteren mit Beischriften erhalten. Die Platte wurde etwa in der Mitte abgeschnitten1) und ist in den oberen verbliebenen Schriftzeilen stark bestoßen; Bruchkante mit Zement ausgebessert.

Maße: H.(erh.) 97,5, B. 93, Bu. 3,1-3,8 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Dr. Rüdiger Fuchs) [1/1]

  1. [.........]a) / MA[R]QVA[RD]VS [FR]EHERV[S S]ORORIV[S] / AM[.....N....T]O / AMORIS · SVI · MONIMENTVMb) / DOLORIS [S]OLATINVMc) / F(IERI)d) · C(VRAVIT)e) / NAT(A)f) · ANNO MDLXX · I(o)g) NOVEMB(RIS) / DENAT(A)f) · ANNO MDXCIII(o) · IIII(o) · APRIL(IS)

Übersetzung:

...Marquard Freher, der Schwestermann, ließ dem/der ... dieses Denkmal seiner Liebe zum Trost des Schmerzes setzen. Geboren im Jahre 1570 am 1. November, gestorben im Jahre 1593 am 4. April.

Wappenbeischriften:
BACHOVEN Vo(N) ECHT; HERLIEN.2)

Kommentar

Die nur zu ihrem kleineren Teil bekannte Inschrift beinhaltet an klassische Vorbilder angelehntes Grabstiftungsformular, dem auch die regelmäßigen Formen der Kapitalis angemessen sind. Marquard im Nominativ ist der Ausführende, die verstorbene Person also Geschwister seiner Frau. Eine Kombination der sichtbaren Namensreste mit den beiden noch vorhandenen und identifizierbaren Ahnenwappen findet sich tatsächlich in der Verwandtschaft des kurpfälzischen Rates und Gelehrten Marquard Freher, der mit Katharina, Tochter des kurtrierischen Leibarztes Heinrich Weyer verheiratet war,3) für deren Bruder oder Schwester der Grabstein gesetzt worden war; Heinrich Weyer hatte in der Tat eine Margaretha Bachoven von Echt geehelicht.4) Die Wappen unten gehören also der Mutter der verstorbenen Person und weichen daher von der üblichen seitlichen Anbringung ab.

Textkritischer Apparat

  1. Die Zahl der verlorenen Zeilen ist ungewiß. Die links noch erkennbare Zierform der Tafel zeigt, daß der erste Buchstabe zu der ersten Zeile unter der Mitte gehört.
  2. Sic.
  3. Wohl für SOLACIVM.
  4. T. Mus.Inv.
  5. Keine Kürzel sichtbar bei F, C, NAT, DENAT.
  6. (VS) oder (A).
  7. MDLXXI NOVEMBER Mus.Inv. Über den Zahlen I, MDXCIII, IIII Striche, die zur Ordinalzahl ergänzen.

Anmerkungen

  1. Vgl. Anm. a.
  2. Herl.
  3. P. Fuchs, Art. Freher, in: NDB 5 (1961) 392f.; ihr Grabstein in der Heidelberger Peterskirche, DI XII (Heidelberg) Nr. 490.
  4. Fahne, Kölnische Geschlechter I 17; Margarethas Mutter war gegen Fahne dann doch Catharina Herl, deren Wappen mit dem des Grabsteins identisch ist.

Nachweise

  1. Mus.Inv. MG Nr. 40.

Zitierhinweis:
DI 29, Worms, Nr. 556 (Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di029mz02k0055601.