Inschriftenkatalog: Stadt Worms

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 29: Worms (1991)

Nr. 545 Worms-Herrnsheim, Schillerturm nach 1590

Beschreibung

Bauinschrift des Wolffgang Kämmerer von Worms gen. von Dalberg und seiner Gemahlin Anna geb. Mühl von Ulmen. Heute als Portal an der Westseite des Schillerturmes, wohl von einem repräsentativen Gebäudeteil des alten Schlosses. Portal aus rotem Sandstein mit mehrgeschossiger Renaissancearchitektur; die Tür wird eingerahmt von einem rosettenbesetzten Rundbogen und korinthischen Säulen mit Akanthuskapitellen auf hohen Basen; darüber befindet sich ein Inschriftenfeld mit zwei siebenzeiligen Inschriften nebeneinander, flankiert von niedrigen Pilastern, die mit Blumenvasen geschmückt sind. Der wahrscheinlich schon früher zweiteilige Giebel besteht heute aus einem von Voluten flankierten Feld mit Putten und einem kaum erkennbaren Allianzwappen; darüber erhebt sich ein kleinerer Giebel mit der Illusion eines biberschwanzgedeckten Daches und einer Rollwerkkartusche mit einer nackten Leiche, Totenschädel und Stundenglas. Auf dem oberen Rand der Kartusche steht ein Vergänglichkeitsspruch; daher wird dieser Teil als eigene Inschrift behandelt. Alle Ränder bestoßen und besonders die Wappenzone stark abgewittert.

Maße: H. ca. 355, B. 225, H. (Feld) 30, B. (Feld) 130, Bu. 2,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. ALS F[VNFZEHNHVNDER]T · NEV[N]Z[IG....]a) IAHR ·NACH CHRISTI G[EBVRT] GESCHRIBEN WARHAT WOLGELE[GE]T VND V[OL]LEND ·AN DIESEM BAW [DA]S FVNDAMENT ·DER GSTRENG VN[D] VEST WOLFGA(N)G CAMRERVON WORMBS GENAND VO(N) DALBERG HERHERNACH GLV̈CKLICH GEBAVET AVS //WIE VOR DIR [S]TEHT DAS GANTZE HAVSSEIN EGEMAHL FRAW ANNA ZWAREIN GBORN MV̈LLIN VON V̈LMEN WARDIE ER IHM EHLICH AVSERKORNWEIL SIE VO(N) EDLEM GSCHLECHT GEBORNDRVMB IST DIE SCHRIFT HIEHER GESTELDDAS SIE DEN NAGHKOMNb) WERD VERMELD

Wappen:
Kämmerer von Worms gen. von Dalberg-Mühl von Ulmen.1)

Kommentar

Die aus Knittelversen bestehende Bauinschrift Wolffgang Kämmerers und seiner Gemahlin Anna bezeichnet so etwas wie eine Grundsteinlegung zwischen 1590 und 1599;2) die Inschrift selbst muß entsprechend später entstanden sein, da sie schon vom ganzen Haus spricht.

Der obere Giebelaufsatz weist in Spruch und Darstellung einen eindeutigen Bezug auf das Vergänglichkeitsthema auf und ist daher nur schwer mit einem Portal und einer Bauinschrift in Verbindung zu bringen. Die heutige Portalgestaltung, bei der ein Spitzbogen dem aus mehreren Teilen zusammengesetzten Portal angepaßt worden war, gibt keinerlei Aufschlüsse etwa in entsprechenden Abmessungen; deshalb wird jene Inschrift für sich behandelt.3)

Für diesen Familienzweig existiert im Chor der Kirche ein hölzernes Epitaph.4)

Textkritischer Apparat

  1. Raum für 3-4 Buchstaben. Das Metrum verlangt zwar zwei Silben, doch kann das bei einer Jahreszahl hier nicht zwingend sein; 1590 wäre aber im Vers korrekt.
  2. Das G eindeutig verhauen für C.

Anmerkungen

  1. Heute vollkommen unkenntlich.
  2. Kdm. Worms 73 datierte auf genau 1590, vgl. aber Anm. a.
  3. Vgl. Nr. 582.
  4. Vgl. Nr. 551 (1591).

Zitierhinweis:
DI 29, Worms, Nr. 545 (Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di029mz02k0054504.