Inschriftenkatalog: Stadt Worms

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 29: Worms (1991)

Nr. 497a Stadtmuseum, vom lutherischen Friedhof 1571

Beschreibung

Grabstein oder eher Gedenkinschrift(?) des Notars Matthias Bechtolsheim für Eltern, Frau und Kinder. In der Steinsammlung im Hof, im April 1990 gefunden bei Bauarbeiten in der Schwedenstraße; vom alten lutherischen Friedhof, der unmittelbar benachbart um die Wonsamstraße lag. Hochrechteckige Platte mit sechszeiliger Grabinschrift (A) unter Bibelspruch (B), oben in vertieftem Bogenfeld ehedem wohl Allianzwappen(?) mit Initialen (C), links verloren, da oben links stark, unten rechts wenig ausgebrochen. Am verbliebenen Rand vertieft rauh abgespitzte Leiste, darin erhaben oben rechts weiteres Wappen undeutlich erhalten. Dreieckige Punkte auf der Zeile, mehrfach erhöhte Versalien, Kanten der Schrift gut erhalten.

Maße: H. 186, B. 100, Bu. 4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. A

    MATTHIAS BECHTOLSHEIM / NOTARI(VS) HAT DISES ZEVGNVS SEINE(N) / LIEBEN ELTERN VND KATARINA RILIN / SEINER HAVSFRAVE VND KINDERN ZV / EHREN LASEN SETZEN A(NN)O. D(OMI)NI. / M. D. LXXI.

  2. B

    [ABER DEINE TO]TEN WERDEN LEBE(N). VND MIT / [DEM LEIC]HNAMAVFFERSTEN. WACHT / [AVFF V]ND RV̈MET. DIE IHR LIGT VNTER / [DER] ERDEN. DEN DEIN TAV IST EIN / [TAV] DES GRVNEN FELDES. ESA(IA) XXVI.1)

  3. C

    [..]K S

Wappen:
?-? (Baumstamm); ?, ? (3 Rüben? über Dreiberg).

Kommentar

Dieser jüngst aufgefundene Stein ist insofern bemerkenswert, als er unter den frühen des lutherischen Friedhofes eine Sonderstellung hinsichtlich seiner Form einnimmt. Durch die Größe einer Gruftplatte und von der Plazierung der Inschrift wäre er auch als das Grab deckende Platte denkbar. Seitliche Wappen und Randleiste passen jedoch zum übrigen zeitnahen Bestand der aufrecht stehenden Denkmäler des lutherischen Friedhofes; auch die rauh abgespitzte Leiste, die glatt bearbeitetes Inschriftenfeld und Bogen leicht erhaben hervortreten läßt, ist dort zwischen 1574 und 1583 mehrfach belegt.2) Unter den Denkmälern des Friedhofes besitzt das des Lorenz Kuderer (Nr. 486) von 1565 ein sehr ähnliches Formular mit Widmung an Frau und Kinder; vergleichbar sind noch die Denkmäler Geuder (Nr. 503) und Meffert (Nr. 526) ebenfalls mit Stifterformeln.

Anmerkungen

  1. Jes. 26, 19-20.
  2. Nr. 506, 519, 525; vgl. Einleitung Kap. 3. u. 6.6. zu Denkmaltypen und Werkstattzusammenhängen.

Zitierhinweis:
DI 29, Worms, Nr. 497a (Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di029mz02k00497a0.