Inschriftenkatalog: Stadt Worms

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 29: Worms (1991)

Nr. 395 Liebfrauenstift 1517

Beschreibung

Grabplatte eines unbekannten Stiftsgeistlichen aus Liebfrauen. Außen in der 2. Nische der Mauer, die von der heutigen Straße Am Liebfrauenstift zum ehemaligen Kapuzinerkloster führt. Hälfte einer hochrechteckigen Platte aus rotem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien; im Feld astwerkverzierte Kielbogennische mit Kelch. Aus dem Boden ragt etwa die Hälfte des Steines heraus; da die Beschädigungen der Oberfläche nach unten hin zunehmen, ist eine weitgehende Zerstörung der restlichen Hälfte zu vermuten.

Maße: H.(erh.) 120, B. 104, Bu. 10,3 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

  1. Anno · d(omi)ni · M · ccccc xvii · / in · die · sancti · [b.o...]a) · Ep(iscop)i [....../ .... ......./ ..............] i(n) · pace · amen ·

Kommentar

Die überaus schlanke Form der späten gotischen Minuskel mit nur wenig differenzierten Schäften ist der auf dem Grabstein des Hochheimer Beichtvaters Bernhard von Westhofen von 1518 sehr ähnlich.1) An den beschädigten, abgetretenen Stellen der Inschrift, besonders beim Namen des heiligen Bischofs, verursacht diese Schriftform erhebliche Leseschwierigkeiten. Gegen die Lesung briccii steht die wahrscheinliche Lesung der Buchstaben b.o; briccii scheint auch von der Zahl der erkennbaren Schäfte her nicht möglich, die mit Sicherheit 9 ergibt, während briccii nur 8 aufweist. Eine Identifizierung des Bischofsnamens im Wormser Heiligenkalender gelang auch mit anderen Anfangsbuchstaben nicht.

Der Stein stammt nicht aus dem Bereich der Kapuzinerpatres, deren Niederlassung in Worms erst ab 1630 greifbare Formen annahm,2) sondern aus dem Stiftskreuzgang.

Textkritischer Apparat

  1. briccii Schalk; diese Lesung ergäbe als Datum 13. November.

Anmerkungen

  1. Vgl. Nr. 397.
  2. Wagner/Schneider II 235f. u. Nr. 701 (1642).

Nachweise

  1. Schalk, Gräber 210 Nr. 5 u. Abb. 8.

Zitierhinweis:
DI 29, Worms, Nr. 395 (Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di029mz02k0039508.