Inschriftenkatalog: Stadt Worms

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 29: Worms (1991)

Nr. 388 Karlsruhe, Bad. Landesmuseum, aus Domkreuzgang 1514

Beschreibung

Stifterinschrift des Kanonikers Jakob Meintzer, gleichzeitig Bauinschrift eines Joches. Steinsammlung, 1957 aus den Sammlungen des Freiherrn Heyl zu Herrnsheim, eingemauert am Storchenturm, erworben, aus dem Domkreuzgang.1) Schlußstein aus rotem Sandstein mit Umschrift; in von Astwerk umgebenem Feld Büste des hl. Petrus mit Schlüssel in Halbrelief, ein Wappen haltend. Rand ausgebrochen, teilweise bestoßen.

Maße: Dm. 87, Bu. 4,0 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

  1. An(n)o · 1 · 5 · 1 · 4 · Iacobusa) · Meÿntzer · natio(n)e · Spir(e)n(si) · Canonu(m) · licentiat(us) · ac · hui(us) · edis · diui · petrib) · Cano(n)[ic(us) ·] ha(n)c · p[ort]ione(m) testudinisa) · fieri · fecit ·

Übersetzung:

Im Jahr 1514 ließ Jakob Meintzer aus Speyer, Licentiat des kanonischen Rechtes und dieses Hauses des heiligen Petrus Kanoniker, diesen Teil des Gewölbes errichten.

Wappen:
Meintzer.

Kommentar

Die Versalien, die der eng zusammengedrängten Minuskel beigegeben wurden, stammen aus dem Alphabet einer freilich nicht formvollendeten Kapitalis; bemerkenswert für die Formen der neuen Zeit sind auch die runden humanistischen Schluß-s.

Jakob Meintzer aus Speyer erwarb zwischen 1446 und 1453 mehrere akademische Grade an der Universität Heidelberg;2) 1477 erhielt er eine Domherrenpfründe, 1482 ist er als Kapitular erwähnt,3) aus dem Jahre 1515 stammt das von ihm für den Ostflügel des Kreuzganges gestiftete Relief der Geburt Christi, das sich wohl ehemals in demselben Joch befand.4) Da er in dessen Inschrift als Seniorkanoniker betitelt wird, darf man annehmen, daß er beide Stiftungen noch erlebte. Eine vorsorgliche Meß- und Anniversarstiftung stammt von 1511.5)

Textkritischer Apparat

  1. Über allen u ein kleines v eingehauen.
  2. Über dem r der Ansatz einer falschen us-Kürzung erkennbar.

Anmerkungen

  1. Schmitt u. Zimmermann, Erwerbungsbericht 1952-1962, 54. Inv.Nr. 57/42.
  2. Zimmermann nach Helmut Hartmann, Bechtheim, u. Toepke I 250, II 392.
  3. Ebd. nach Hartmann, Domherren u. Wormser Scholasterbuch.
  4. Gemäß der unmittelbar anschließenden Beschreibung bei Hertzog.
  5. Salbuch Domstift 48.

Nachweise

  1. Hertzog, Beschreibung I 2 fol. 237.
  2. Kautzsch, Dom Taf. 111l.
  3. Schmitt, Bildwerke 282 Nr. 5.
  4. Wentzel, Art. Bauinschrift Sp. 38 Nr. 15 u. Abb. 5.
  5. Zimmermann, Bildwerke 253 Nr. 147 (mit Abb.).

Zitierhinweis:
DI 29, Worms, Nr. 388 (Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di029mz02k0038809.