Inschriftenkatalog: Stadt Worms

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 29: Worms (1991)

Nr. 326† Dom, innen 1491/92?

Beschreibung

Spruchinschriften des Adam Werner von Themar/Werra für bildgeschmückte Teppiche Bischof Johanns III. von Dalberg. In ihrer Funktion mehrschichtig: Bildbeischriften, Widmungsinschriften, Bittinschriften. Gedicht überschrieben „Lusi episcopo Vormatiensi aulaea texenda“.

Nach Hartfelder.

  1. Quod tibi Dalburgi Joannes, praesul tuus, offert,Hoc opus intextum suscipe, sante Petre.Hanc vitae seriem tibi quae monimenta JoannesDalburgi praesul dat, cape, grata, Petre.Hoc decus ingratum non sit tibi, spero, JoannesDalburgi praesul, claviger aetheree.Ipse tui pastor gregis hec monimenta JoannesDalburgi praesul, quod tibi, Petre, fero.Hanc seriem vitae textam tibi dono JoannesDalburgi praesul, suscipe, sancte Petre.Claviger ista poli grate accipe dona JoannisDalburgi, vitam qui colit ecce tuam.Hoc opus intextum, Petre claviger, accipe, coelia)Joannis Dalburgi quod tibi sponte dedit.Clavigeri vitam contexuit ecce JoannesDalburgi, sperans quoque patronus erit.Te, Petre, patronum Joannes Dalburg sibi foecit,Claviger, ut reseres regna beata poli.Cui, Petre, Dalburgo baculum atque tyara dedisti,Hic te patronum noscitb) adesse sibic).Janitor aethereus quo vixerit ordine quiuisQuoque crucem tulerit, advena, nosse potest.Es fidei assertorque aulae, Petre ianitor, altaeAtque mei tutor, te precor, esse velis.Te docuit Christus humanos prendere pisces,Me fidei rheted), sancte patrone, cape.

Übersetzung:

Johannes von Dalberg, dein Bischof, bietet es dir an, nimm dieses gewebte Werk an, heiliger Petrus. – Diesen Lebenslauf gibt als holdes Denkmal dir Bischof Johannes von Dalberg, nimm es an, Petrus. – Dieser Schmuck sei, so hoffe ich, Bischof Johannes von Dalberg, dir, Himmelspförtner, nicht unangenehm. – Selbst der Hirte deiner Herde, bringe ich, Bischof Johannes von Dalberg, dir Petrus, dieses Denkmal. – Diesen gewebten Lebenslauf schenke ich, Bischof Johannes von Dalberg, dir; nimm ihn an, heiliger Petrus. – Nimm, Himmelspförtner, dieses Geschenk des Johannes von Dalberg, gnädig an, dein Leben, das er verehrt. – Dieses gewebte Werk nimm an, Himmelspförtner Petrus, von Johann von Dalberg, der es dir aus eigenem Antrieb gegeben hat. – Das Leben des Schlüsselträgers wob zusammen Johann von Dalberg, hoffend, daß er sein Schutzheiliger sein wird. – Dich, Petrus, nahm sich Johann von Dalberg zum Schutzheiligen, Schlüsselträger, auf daß du die seligen Reiche des Himmels öffnest. – Dalberg, dem du, Petrus, Stab und Hut gabst, der weiß, daß du, sein Patron, ihm beistehst. – Jeder, Fremdling, kann wissen, nach welcher Ordnung der Himmelspförtner gelebt und daß er auch das Kreuz auf sich genommen hat. – Sei, Pförtner Petrus, Schützer des Glaubens und der hohen Halle, und mein Lehrer, bitte ich dich, wollest du sein. – Dich lehrte Christus menschliche Fische zu fangen, mich nimm, heiliger Patron, als Netz des Glaubens.

Kommentar

Die wohl aus einem Autograph Adam Werners stammenden Distichen waren 1491 oder 1492 in Auftrag gegeben worden. Wenngleich die handwerklichen Voraussetzungen für die Produktion entsprechender Bildwirkereien in Heidelberg gegeben waren, ist über eine wirkliche Ausführung der Teppiche und Inschriften nichts bekannt.1) Zweifelhaft wird diese insbesondere, wenn man den Charakter der doch teilweise sehr ähnlichen Formulierungen und Aussagen der Inschriften in Betracht zieht; in sieben der dreizehn Verspaare steht eine Widmung des Objektes an den Patron des Domes und Dalbergs selbst,2) fünf waren wohl als Bildbeischriften für Darstellungen aus dem Leben Petri gedacht, ebenfalls in fünf wendet sich der Auftraggeber bittend an seinen Patron. Aus alledem ist zu entnehmen, daß es sich bei den vorgelegten Inschriften um eine Auswahl von Entwürfen handelte, die so nicht alle zusammen ausgeführt werden sollten.

Der Auftraggeber, Bischof Johann III. von Dalberg, der sich als solcher mit gewissem Stolz nennen ließ, hatte reichlich in die Ausrüstung seiner Bischofskirche investiert. Eine Anregung für die Petrusteppiche mag von denen des Nibelungus aus dem 12. Jahrhundert ausgegangen sein.3)

Adam Werner von Themar (1462?-1537) wurde 1484 in Heidelberg eingeschrieben und blieb Zeit seines Lebens dem Pfälzer Hof, der Universität Heidelberg und dem dortigen Humanistenkreis verbunden.4) Die Datierung der Petrustexte geht aus der chronologischen Folge seiner Aufzeichnungen hervor; die Inschriften oder ihre Entwürfe stammen daher von 1491/92.

Textkritischer Apparat

  1. Interlinear darüber gratum.
  2. Darunter gaudet.
  3. Darunter suum.
  4. Sic.

Anmerkungen

  1. Kurth.
  2. Vgl. die Figurenkonstellation am Stammbaumrelief, Nr. 316.
  3. Vgl. Nr. 20.
  4. Hartfelder u. ders., Adam Werner von Themar, in: ADB 42 (1897) 39-41; Toepke I 376, 427, 454, II 418. Weitere Lebensdaten bei W. Röll, Ein weiteres Gedicht von Adam Werner von Themar, in: ZGO 121 (1973) 320 nach W. Dersch, Der Heidelberger Humanist Adam Wernher von Themar und seine Beziehungen zur hennebergischen Heimat, in: Neue Beiträge zur Geschichte des deutschen Altertums, hg. von dem Hennebergischen altertumsforschenden Verein in Meiningen 27 (Meiningen 1916) V-VIII u. 1-58.

Nachweise

  1. A. Werner von Themar, Generallandesarchiv Karlsruhe, Papierhandschrift 340.
  2. F.J. Mone, Quellensammlung zur badischen Landesgeschichte III. Karlsruhe 1863, 158 (teilw.).
  3. F. Schneider, Bildwirkerei zu Heidelberg im 15. Jahrhundert, in: Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit 24 (1877) Sp. 13f. (teilw.) – K. Hartfelder, Werner von Themar, ein Heidelberger Humanist, in: ZGO 33 (1880) 41f.
  4. Kurth, Deutsche Bildteppiche 144 (teilw.).

Zitierhinweis:
DI 29, Worms, Nr. 326† (Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di029mz02k0032603.