Inschriftenkatalog: Stadt Worms

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 29: Worms (1991)

Nr. 100 Worms-Hochheim, Maria Himmelskron 1319

Beschreibung

Grabplatte der Nonne Lukard von Dirmstein. Innen an der Nordwand der Vorhalle, westlicher Stein. Hochrechteckige Platte aus hellgelbem Sandstein mit Umschrift auf Leiste; im vertieften Mittelfeld Figur der Verstorben in Halbrelief, auf einem Kissen liegend dargestellt. Die Figur trägt einen Schleier und in der rechten Hand ein Buch, ihre Linke rafft das Gewand zusammen. Gesicht beschädigt und besonders unten stark bestoßen.

Maße: H. 186, B. 83, Bu. 7,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel, erhaben.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Dr. Rüdiger Fuchs) [1/1]

  1. + ANNO D(OMI)NI · M · / CCC · XIX · IN · DIE · ANTHON[IIa) / O(BIIT) SOROR LUK]/ARDISb) · DE · DIRMESTEIN

Datum: 17. Januar 1319.

Kommentar

Die einzige erhabene gotische Majuskel im Bearbeitungsgebiet auf einem Grabmal zeugt von den im Vergleich zu normal eingehauenen Buchstaben erheblichen handwerklichen Schwierigkeiten, eine Negativform plastisch herauszuheben. Zahlreiche Buchstaben stehen zeilenuntreu und schief zu ihrer senkrechten Achse; die ungewohnte Technik erzeugte einige plumpe Formen, deren Eigenart noch durch die rundlichen Wülste der Schwellungen verstärkt wird.

Die Identifizierung der Verstorbenen mit Lukard von Dirmstein stützte Schalk auf den lesbaren Rest ARDIS und die Aufzählung von Konventualinnen in der Stiftungsurkunde von 1318;1) Lukard von Dirmstein steht dort in einer Gruppe von weitläufigen Verwandten des Klosterstifters Dirolf und könnte daher zur Familie der Schmutzel gehört haben, von der weitere Angehörige im Kloster bestattet waren.2) Die Steinmetzarbeit entstand nur wenig später als die Figuren des Domsüdportals und in ihrem künstlerischen Umkreis.3) Eben dort findet sich eine weitere erhabene gotische Majuskelschrift.4)

Textkritischer Apparat

  1. AN(I)C(E)TI Böcher; ANCHO Schmitt.
  2. So ergänzt nach Schalk mit guten Gründen aus der Stiftungsurkunde von 1318, Boos, UB II Nr. 136. HILDEGARDIS Schmitt; ALEIDIS Böcher.

Anmerkungen

  1. Schalk wie Anm. b: „...quattuor maldrorum redditus ministrent et expedite persolvant videlicet Lukardi et Agneti de Dyrmestein sororibus, septem filiabus Hyppele predicte necnon Edilie,...“
  2. Vgl. Nr. 85, 94.
  3. Schmitt 135. Böcher.
  4. Vgl. Nr. 110.

Nachweise

  1. Schmitt, Südportal des Wormser Domes 136.
  2. Böcher, Kirchen St. Peter und Maria Himmelskron 22 (Abb. Rückseite).
  3. Ders., Anfang und Ende 163 u. Abb. 2 S. 161.
  4. Schalk, Grabsteine 221 Nr. 14.

Zitierhinweis:
DI 29, Worms, Nr. 100 (Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di029mz02k0010009.