Inschriftenkatalog: Stadt Worms
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 29: Worms (1991)
Nr. 47 Paulusstift 2.D.13. Jh.
Beschreibung
Namen als Stifterinschrift. Auf dem äußeren Scheitelstein (A) der Einfassung der Fensterrose im Westwerk und links davon auf dem Kopf stehend (B). Rote Sandsteinquader, Schrift teils durch schwarze Verwitterung und Taubenmist entstellt, vom Boden aus kaum erkennbar.
Maße: Maße unbekannt.
Schriftart(en): Gotische Majuskel, vor 1300.
- A
CVNRAT
- B
[A]DELHE[ID]a)
Textkritischer Apparat
- ADELBE[RT] ist auszuschließen, weil der nicht sichtbare obere Bogen des B die sonst gleichmäßig hohen Buchstaben überragen würde. Bisher nie gelesen.
Anmerkungen
- Vgl. oben S. XIXf.
- Kdm. Der Name Conrad, so jüngst auch Werling, Baugeschichte Otterberg 33, inschriftlich im Westtympanon der Klosterkirche von Otterberg, die um dieselbe Zeit entstand und mit Rudewin und Masvilia von Flomborn Stifter besitzt, die auch in der Pauluskirche inschriftlich verewigt wurden, vgl. Nr. 35.
- Vgl. aus der Wormser Bischofschronistik Zorn, Chronik bei Arnold 88ff.
- Vgl. auch die vorangehenden Nummern; eine Frühdatierung bei Spille, Meerweibchenstein.
- Boos, UB I 98f. Nr. 127 u. Nr. 34.
- Hotz.
Nachweise
- Kdm. Worms 242 u. 244 (nur A).
- Kraus, Christliche Inschriften II 82 Nr. 182 (nur A).
- Bauer, Baugeschichte Pauluskirche 18 (nur A).
- Villinger, Ihn laust der Affe 1 (nur A).
- Hotz, Wormser Bauschule 206 (nur A).
Zitierhinweis:
DI 29, Worms, Nr. 47 (Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di029mz02k0004707.
Kommentar
Die Majuskeln der Inschrift A wachsen von C bis T auf doppelte Größe an; eine wirkliche Durchformung zu gotischen Buchstaben ist noch nicht geleistet, denn trotz unzialem N und T sind Schwellungen kaum ausgebildet; ähnlich wie bei niedriger im Bau angebrachten Inschriften stoßen Bogen und Cauda des R am Schaft nicht zusammen. Gleichfalls linear sind die Buchstaben der zweiten Inschrift ausgerichtet, nur der stark gekrümmte Bogen des unzialen H schwillt auf; sowohl unziales wie kapitales E sind abgeschlossen. Die vorsichtige Datierung der Schriftformen widerspricht nicht der Baugeschichte des Westwerkes im 2. Drittel des 13. Jahrhunderts.1)
Die Anbringung des Namens bezog man früher auf Bischof Konrad III. von Dürkheim oder König Konrad IV.2) Beide Erwägungen gehen an den Tatsachen vorbei, denn der Bischof gelangte in seiner kurzen Regierungszeit nicht nach Worms und der König bekämpfte die stauferfeindliche Geistlichkeit am Rheinstrom;3) vielmehr handelt es sich bei Conrad und Adelheid um wie oft auf anderen Baugliedern verewigte Stifter zum Kirchenneubau nach 1231.4)
Beide Namen kommen bei den Kindern der Jutta und des Heinrich Emeringer vor, von denen wiederum die Stifter an St. Paul, Rudewin und Masvilia, einen Hof übernommen hatten, und deren Namen möglicherweise selbst am nordwestlichen Strebepfeiler verewigt waren.5) Im Vergleich zu Otterberger Inschriften und anderen Namensinschriften war CVNRAT auch als Verewigung des Meisters gedeutet worden.6)