Inschriftenkatalog: Stadt Worms

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 29: Worms (1991)

Nr. 31 Martinsstift um 1220

Beschreibung

Wahrscheinlich Stifterinschrift des Vogtes Heinrich von Oppenheim. Über dem Sockel des alten Südportaltympanons aus hellgelbem Sandstein einzeilige Inschrift beiderseits des Blattrankenornamentes und teils darunter gedrängt. Im Bogen selbst ebenfalls tief unterarbeitetes Blattwerk. Die übrigen Teile des Portales wurden 1967 als Kopien wiederhergestellt.1)

Maße: H. 91,5, B. 178, Bu. 6,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel, früh.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Dr. Rüdiger Fuchs) [1/1]

  1. · HEI(N)RIC(VS) · DE OP(PEN)H(EIM)a) · ADVOCAT(VS) ·

Kommentar

Bei der ersten sicher überlieferten gotischen Majuskel im Wormser Bearbeitungsgebiet ist das unziale E im Wort HEINRICUS schon abgeschlossen; fast alle Bögen zeigen schwach ausgeprägte, aber deutlich erkennbare Schwellungen. Kräftige Sporen an Bogen- und Schaftenden führen etwa beim kapitalen E fast zur Abschließung. Abhängig von dem zwischen den Ornamenten zur Verfügung stehenden Raum schwankt die Buchstabenproportion zwischen quadratischem kapitalem H und unzialem, dessen Höhe mehr als das Doppelte seiner Breite einnimmt. Ein unziales A mit T ligiert erinnert an Formen der viel älteren Mainzer Domtür.2) Die kunsthistorische Einordnung um das Jahr 12203) läßt sich gut mit den Schriftformen vereinbaren, wenngleich diese auch in einem weiter gesteckten Zeitraum vorkommen können.4)

Lediglich durch die Namensgleichheit wird die Identifizierung der wohl als Gönner und Förderer des Baues zu betrachtenden Person mit dem 1231 als Zeuge König Heinrichs (VII.) genannten Schultheißen „Heinricus de Oppinheim“ gestützt;5) die Daten sind freilich vereinbar.

Textkritischer Apparat

  1. Wegen Platzmangel stark gedrängt; Mone zog auch Or in Betracht.

Anmerkungen

  1. Böcher, Stiftskirche.
  2. DI II (Mainz) Nr. 10.
  3. Außer der Bauabfolge ist für Böcher das Hauptmerkmal der Datierung das körperhaft gestaltete Blattwerk.
  4. Vgl. oben zur gotischen Majuskel S. LX; vor 1200 angesetzt bei Spille, Meerweibchenstein.
  5. Boos, UB I 112 Nr. 152. Suggestiv Kdm., Kraus, Böcher; skeptisch Hotz, Fuchs.

Nachweise

  1. Mone, Kunstnachrichten II Sp. 57.
  2. v. Quast, Romanische Dome 51.
  3. Kdm. Worms 228 u. 233 Abb. 117.
  4. Kraus, Christliche Inschriften II 81 Nr. 179.
  5. Dehio, Handbuch 2379.
  6. Dehio/Gall 82.
  7. Dehio/Caspary 21174.
  8. Böcher, Stiftskirche 746.
  9. Ders., St.-Martins-Kirche 5 u. 13 Abb. 14.
  10. Hotz, Dom 87 Anm. 137.
  11. Hotz, Wormser Bauschule 102 u. Taf. 85.
  12. Fuchs, Wormser Inschriften 89 u. Abb. 37.

Zitierhinweis:
DI 29, Worms, Nr. 31 (Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di029mz02k0003105.