Inschriftenkatalog: Stadt Worms

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 29: Worms (1991)

Nr. 22 Dom, innen um 1165?

Beschreibung

Stifterinschrift(?) auf einem Löwenrelief. Hoch oben in einem Strebepfeiler, nämlich der heutigen Westwand der Annakapelle, eingemauert; zusammen mit zwei weiteren Löwen und den Darstellungen des Daniel in der Löwengrube und des Habakuk. Inschrift auf der linken Hinterbacke eines monumentalen Löwen aus hellgelbem Sandstein.

Maße: Bu. ca. 6-7 cm.

Schriftart(en): Romanische Majuskel.

  1. ADELR(ICVS)a) · ME · EM(IT)b)

Übersetzung:

Adelrich/Adela kaufte mich.

Kommentar

Die ausschließlich kapitalen Buchstaben stimmen in Proportionen und Ausformung der Schaftenden in Sporen mit jenen des Christus-Tympanons und des Daniel-Reliefs überein. Die Datierung auf um 1165 resultiert aus dem dendrochronologisch einigermaßen abgesicherten Bauverlauf,1) während die älteren Einordnungen des Reliefs von 11.-12. Jahrhundert (Falk), 13. Jahrhundert (Kraus und Boos) bis zur ebenfalls baugeschichtlichen Datierung auf Ende 12. Jahrhundert (Schmitt und andere) reichen.

Die Inschrift gibt den Stifter oder Finanzier von Bau- und Schmuckteilen des romanischen Südportales und seiner Umgebung an; versetzt wurde sie im Zuge der gotischen Erneuerung.2) Analog zum Adelbraht des Juliana-Reliefs wurde der Betreffende auch als Leiter der Kirchenfabrik angesehen.3)

Textkritischer Apparat

  1. So die ältere Lesung; Doberer, Großmann, Hootz: ADELA, unentschieden AKL. Der letzte Buchstabe des Wortes von Hotz als spiegelbildliches R gedeutet, nach Großmann ein unziales A; im Vergleich mit dem unzialen A der voranstehenden Daniel-Inschrift muß man Hotz beipflichten, da das geschwungene linke Bein des A erst in gotischer Zeit oben am Kopf ansetzt – gutes Beispiel am Tympanon des Gelnhausener Südportales; eine genaue Untersuchung des zudem beschädigten Buchstabens war wegen Unzugänglichkeit des Objektes nicht mehr möglich. ADELB Kraus.
  2. ADELR · ME · EIT, gedeutet als ADELRICVS ME FECIT Falk, Hege/Weigert; EMISIT oder EMVNVIT Back.

Anmerkungen

  1. Vgl. oben S. XVIIf. zum Bauverlauf; Hotz: um 1165, v. Winterfeld: um 1160 oder vielleicht sogar kurz davor.
  2. Vgl. vorangehende Nr.
  3. Hotz; vgl. auch Nr. 18.

Nachweise

  1. Falk, Bildwerke 4.
  2. Ders., Heiliges Mainz 310.
  3. Kdm. Worms 192 u. Abb. 94.
  4. Kraus, Christliche Inschriften II 80 Nr. 175,2.
  5. Boos, Städtekultur I 273.
  6. Thieme/Becker, Künstlerlexikon 1 (1907) 82.
  7. Hamann, Deutsche und französische Kunst I 42ff.
  8. Back, Jahrtausend 51 u. 190.
  9. Hege/Weigert, Kaiserdome 53.
  10. Kautzsch, Dom Taf. 71.
  11. Schmitt, Bildwerke 260f.
  12. Von der Reichsstadt zur Industriestadt 146 Nr. 96.
  13. Illert, Worms 38 Nr. 8.
  14. Doberer, Romanische Skulpturen 139 Anm. 5 u. Taf. 8a – Villinger, Dom zu Worms 15.
  15. Hotz, Dom 79 u. Abb. 32.
  16. Hootz, Kdm. Rheinland 406 u. Abb. 338.
  17. AKL 1 (1983) 368.
  18. v. Winterfeld, Dom 65 mit Abb.
  19. Großmann, Baugeschichte 307.
  20. Hotz, Wormser Bauschule 97.
  21. Fuchs, Wormser Inschriften 87.

Zitierhinweis:
DI 29, Worms, Nr. 22 (Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di029mz02k0002206.