Inschriftenkatalog: Stadt Worms
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 29: Worms (1991)
Nr. 15 Andreasstift E.11.-A.12. Jh.
Beschreibung
Namensinschrift? Gewändesturz zur nördlichen Sakristei. Rechteckige Platte aus rotem Sandstein mit zwei Inschriftenzeilen zwischen Linien. Nicht mehr im ursprünglichen Zustand und möglicherweise zum Teil verdeckt. Bestoßen.
Maße: H. 74,5, B. 92,5, Bu. 6 cm.
Schriftart(en): Romanische Majuskel.
DINGVVIBa) · GERENHART ·
Textkritischer Apparat
- nach dem B vielleicht eine US-Kürzung.
Anmerkungen
Zitierhinweis:
DI 29, Worms, Nr. 15 (Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di029mz02k0001505.
Kommentar
Bei dem Wort ERENHART wird der Schaft des ersten E vom Gewände verdeckt, so daß man annehmen muß, daß die Platte bei den Wiederaufbauarbeiten nach 1945 nicht korrekt eingesetzt wurde. Eine Erwähnung von 1938 lokalisiert den betreffenden Stein sogar im Portal der Nordsakristei und berichtet von einem umlaufenden Schriftband.1) Da die Buchstaben im erkennbaren Ausschnitt nicht gegeneinanderlaufen, ist das gerade nicht anzunehmen. Es ist daraus ein ursprünglich größerer Text zu vermuten, zumal sich die vorhandenen Buchstaben bisher nicht deuten ließen.
In den ausschließlich kapitalen Formen der frühen Majuskel verrät sich noch eine gewisse Unsicherheit im Umgang mit dem Medium Steininschrift; dadurch wird eine Datierung erheblich erschwert. Der eingezogene Mittelstrich des N, das R mit kleinem Bauch und langem schrägem Abstrich und das Nebeneinander von zwei V für W lassen eine Datierung auf Ende 11. bis Anfang 12. Jahrhundert zu, wenngleich behauptet wurde, daß für den Bau des späten 12. Jahrhunderts vom Burchard-Bau nur die Fundamente benutzt wurden.2) Die fragliche Inschriftplatte kann als Spolie überdauert haben, da ihre Schriftformen zumindest älter wirken als die des Domes im 12. Jahrhundert.3)
Deutung der Buchstaben und damit Sinngehalt und Gattung der Inschrift entzogen sich bisher einer stimmigen Interpretation. Besonders der zweite Wortrest ERENHART weist auf einen Namen wie „Bernhart“ hin und könnte ursprünglich mit einem Begräbnis oder Baumaßnahmen in Zusammenhang gestanden haben.