Inschriftenkatalog: Stadt Worms

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 29: Worms (1991)

Nr. 719 Stadtmuseum, vom lutherischen Friedhof (1657-1666)/1668

Beschreibung

Grabstein des Hartmann (Philipp) Mantz und sieben seiner Kinder. Im Hof an der Stadtmauer, 8. eingemauerter Stein von Westen, vom lutherischen Friedhof.1) Hochrechteckige Platte aus rotem Sandstein mit 44zeiliger Inschrift in vertieftem Mittelfeld (C), davon 11 zweispaltig, anfangs 14 wechselweise eingerückt. Auf der umlaufenden Leiste oben Datumangabe (B), früher wohl darüber ein Spruch (A) unbekannten Aussehens, früher möglicherweise oben seitlich Wappen. Bemoost, stark abgewittert, Stein ausblühend und unten beschnitten, Bruch in der Mitte quer geflickt.

Ergänzungen und Inschrift A nach Zorn-Meixner.

Maße: H.(erh.) 130, B. 97, Bu. 2,5 (B), 2 cm (C).

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Dr. Rüdiger Fuchs) [1/1]

  1. A

    Du leitest mich nach deinem Rat &.. psalm 73 (No)a) 24.

  2. B

    MONUMENTUM MANTZIANUM POSITUM A(NNO) O(MNIUM) R(EDEMPTIONIS) MDCLXIIXb)

  3. C

    QVOD SI FORTE GRADVM SISTIS QVAERISQ(VE) VIATOR ·QVEM TEGIT VRNA VIRVM . MOX TIBI CIPPVS AITMANTZIVS HIC RECVBAT:c) VIR MAGNUS STIRPE PATERNAMAGNVS IVDICIO . MAGNVS ET INGENIOTHEOLOGVS SVMMVS FACVNDVS PRAECO SVAVISPASTOR QVI [P]ATRII FAXQ[VE] DECVSQ(VE) SOLIVANGIO NAMQ(VE) DEDIT VITAM MVNVSQ(VE) PER ANNOSBIS SEPTEM VITAM VANGIONI IPSE DEDITTANTVM HVNC VRNA TEGIT FVNESTA PESTE PEREMPTVMd)NEC SOLVM SOBOLEM IVNXIT ET ATRA LVE[S]CONDITVR HIC CORPVS IESVe) REQVIESCIT IN VLNISSPIRITVS ET NOMEN TEMPORA NVLLA TEGENTHOC DVMf) TRISTIS ITER CALCABIS TRISTE VIATORDICETVR QVANTVM CONDIT ARENA VIRVMSCILICETHARTMANNVM MANTZIVM. THEOL(OGIAE) CANDID(ATVM) PASTO/REM H(VIVS) L(OCI) SENIOREM GYMNASY VISITATOREM VI / CONTAGIOS[AE LVIS] ABLATVM ANN(O) AETATIS 45. MINIST(ERII) 14 / [FIL]IVM / [D(OMI)NI] IOHANNIS AN[DR]EAE MANTZII XIII VIRI PROTOCON/[SV]LIS ET [SEN]IOR[IS GYMNAS]Y [SCHOLA]RCHAE NVNCg) BEATI / [VT (ET)h)/ ANNAE MARIAE M]ANTZIN [A STIRP]E PATRIA DICTAE / [SCHLATTIN AD SV]PERAS [ILLAS] SEDES TRANSLATAE / [PARENTEM]i) VIII L[IBER]RVMk) / [EX] QVIBVS / SE[QVENTE]S VII IN EODEM HOC GREMIO PLACIDE / QVIESCVNT //ANDRE[ASl) HAR]TMANNVS MAN/TZIVS P[ATRI]VM VIRTVTVM /AEMVLVS NAT(VS) [A(NN)O] 16[53] D(IE) 26 / MAI DENAT(VS) A(NN)Om) [1663] D(IE) 1. (OCTO)BR(IS) / IOHANNES GEORGIVS MAN/TZIVS NAT(VS) A(NN)O 1661 D(IE) 1. SEPT(EMBRIS) / DENAT(VS) A(NN)O 1667n) D(IE) 24. IANVAR(II) //ANNA MARIA NAT(A) A(NN)O 1655 / D(IE) 19. IAN(VARII) DEN(ATA) [1657 JULI 8o) / MARI]A MARTA [NAT(A) A(NN)O 1656] / D(IE) [30] MARTI [DEN(ATA) A(NN)O 1666 D(IE) 7 (OCTO)BR(IS)] / ANNA BARBARA NAT(A) A(NN)O 1657 D(IE) / 30 (SEPTEM)BR(IS) DEN(ATA) A(NN)O 1666 D(IE) 25(NOVEM)BRI(S) / ANNA MAGDALENA NAT(A) A(NN)O 65[.]p) / D(IE) 1. AVG(VSTI) DEN(ATA) A(NN)O 666q) D(IE) 18 OCTOB(RIS) / MARIA CLAVDINA NAT(A) A(NN)O 663q) / D(IE) 10 (NOVEM)BR(IS) DEN(ATA) A(NN)O 666q) D(IE) 22 (NOVEM)BR(IS) //PVBLICVMr) HVNC / [DOLORIS] / ET / AMORIS / CIPPVM [A]NIMAE DIMIDIO SVAE FIERI ET ERIGI VOLVITs) / ANNA MANTZIN AB ORIGINE PATRIA DICTA REVTERIN CONIVXt) / XIV ANN[(OS) ..] MENS(ES) QVONDAM DILECTISSIMA NVNC VIDVA MAESTISSI/MA VNA CVM AN(N)A KINIGVNDAu) NAT(A) 666.q) 12 FEBR(VARII) FIL(IA) AD DEI NVTVM S[V]/PERSTITE[NS]

Übersetzung:

Mantzisches Denkmal, gesetzt im Jahre der Erlösung aller 1668.

Wenn du deinen kräftigen Schritt anhältst, Wanderer, und fragst, welchen Mann dieser Grabstein bedeckt, dann sagt dir gleich das Denkmal: Ein Mantz liegt hier, von väterlichem Stamm ein großer Mann, groß im Urteil, groß im Verstand, am größten in der Theologie, ein beredter Verkünder, ein angenehmer Hirte, Leuchte und Zierde des väterlichen Bodens; Worms gab ihm Leben und Amt für 14 Jahre; er selbst gab Worms sein Leben. Einen solchen Mann bedeckt der Leichenstein, der von der Seuche und der schwarzen Pest hinweggerafft wurde und keinen einzigen Sprößling hervorbrachte. Geborgen ist hier der Körper, in den Armen Jesu ruht die Seele; den Namen werden keine Zeiten verheimlichen, denn solange du, trauriger Wanderer, diesen traurigen Weg betreten wirst, wird gesagt werden, welch großen Mann dieser Platz birgt, nämlich Hartmann Mantz, den Kandidaten der Theologie, Hirten dieses Ortes, den älteren Inspekteur des Gymnasiums, den die Gewalt einer ansteckenden Seuche hinwegnahm im Alter von 45 Jahren, im 14. Jahre seines Amtes, den Sohn des Johann Andreas Mantz, Dreizehner, erster Bürgermeister, Altscholarch des Gymnasiums, nun selig, wie auch der Anna Maria Mantz, vom väterlichen Stamm Schlatt genannt, auch zu jenen höheren Sitzen entrückt, selbst Vater von acht Kindern, von denen die folgenden sieben an eben demselben Platze fromm ruhen: Andreas Hartmann Mantz, den väterlichen Tugenden nacheifernd, geboren im Jahre 1653 am 26. Mai, gestorben im Jahre 1663 am 1. Oktober; Johann Georg Mantz, geboren im Jahre 1661 am 1. September, gestorben im Jahre 1667 am 24. Januar; Anna Maria, geboren im Jahre 1655 am 19. Januar, gestorben im Jahre 1657 am 8. Juli; Maria Martha, geboren im Jahre 1656 am 30. März, gestorben im Jahre 1666 am 7. Oktober; Anna Barbara, geboren im Jahre 1657 am 30. September, gestorben im Jahre 1666 am 25. November; Anna Magdalena, geboren im Jahre 165? am 1. August, gestorben im Jahre 1666 am 18. Oktober; Maria Claudina, geboren im Jahre 1663 am 10. November, gestorben im Jahre 1666 am 22. November.

Dieses öffentliche Denkmal des Schmerzes und der Liebe ließ der Hälfte ihrer Seele machen und aufrichten Anna Mantz, von väterlichem Ursprung Reuterin genannt, 14 Jahre, (..) Monate einst vielgeliebte Gattin, nun tiefbetrübte Witwe, die zusammen mit der Tochter Anna Kunigunde, geboren 1666 am 12. Februar, der Fügung Gottes (anbefohlen) überlebte.

Wappen(?):
Mantz, Reuter.

Kommentar

Das stark witterungsgeschädigte Denkmal der Familie Mantz ist mit einer regelmäßigen Kapitalis des späten 17. Jahrhunderts beschrieben, die ohne System überhöhte Versalien verwendet. Es bietet eine Fülle von Informationen zur Karriere des Hartmann (Philipp) Mantz und seines Vaters Johann Andreas, der Bürgermeister und Mitglied des Dreizehnerrates war und einer lange in Worms ansässigen Familie von bischöflichen Beamten und Leinenkrämern entstammte.2) Hartmann Mantz wird in seiner Grabinschrift in erster Linie als Geistlicher gefeiert; er war 1639 in Straßburg immatrikuliert, 1652 Adjunkt, 1654 dann Pfarrer in seiner Heimatstadt geworden.3) Sein Grabstein preist gegenüber einem imaginären Besucher die geistigen wie geistlichen Qualitäten und spielt mit der Unvergänglichkeit seiner Botschaft im Angesicht des Betrachters; Anklänge an den klassischen Tatenbericht in sieben Distichen erschöpfen sich in der Aufzählung von Ämtern und Amtszeit sowie Stiftervermerk.

Während für seine Kinder jeweils Geburts- und Todestag angegeben sind, ist das für Hartmann Mantz erstaunlicherweise nicht der Fall; ein früher Verlust mit entsprechenden Informationen – 5*13. April 1621, †19. November 16662) – ist nicht abzuschätzen. Die Häufung der Todesfälle der Familie Mantz im Oktober und November 1666 ist auf eine Epidemie zurückzuführen, die für den Tod des Hartmann verantwortlich gemacht wird.4) Die Datierung des Grabsteines der Familie explizit auf 1668 verdeutlicht einmal mehr den in Worms mehrfach zu beobachtenden Sachverhalt einer zum Tod des Protagonisten deutlich späteren Entstehung.

Textkritischer Apparat

  1. Bei Zorn-Meixner wie Nummernzeichen.
  2. Sic; fehlt Zeile Mus.Inv.
  3. REG...DAT ebd.; im Folgenden Varianten ohne Textverständnis nicht mehr angemerkt.
  4. PEREMTA Zorn-Meixner.
  5. Vier Buchstaben überhöht.
  6. TVM Zorn-Meixner.
  7. NVN Zorn-Meixner.
  8. et Zorn-Meixner; ET Mus.Inv.
  9. PARENTRIA(?) Mus.Inv.
  10. Ergänzt nach ebd.; ganze Zeile fehlt Zorn-Meixner.
  11. Ab hier zweispaltig.
  12. Jeweils A und kleineres überstrichenes O.
  13. 1667 Zorn-Meixner; auch 1662 möglich.
  14. Zorn-Meixner abweichend vom Formular.
  15. Fehlt eine 1. 1657 Zorn-Meixner, wegen Geburt der Anna Barbara am 30. September 1657 nicht möglich, in der Abfolge nur 1658 und 1659.
  16. Fehlt eine 1.
  17. Das Folgende mit 4 Zeilen unter der linken Spalte gestaffelt, dann über die ganze Breite des Feldes. Fehlt ganz Mus.Inv.
  18. VOLUNT Zorn-Meixner.
  19. Hier bricht Zorn-Meixner ab.
  20. Sic.

Anmerkungen

  1. Zorn-Meixner; in der Ostmauer, Stein nördlich der Pforte.
  2. Vgl. K. Stuck, Die Wormser Patriziergeschlechter Schippel und Mantz, in: Pfälz. Familien- und Wappenkunde 9 (1978-81) 661.
  3. Diehl, Pfarrer- und Schulmeisterbuch Rheinhessen 430.
  4. Ein Sterberegister fehlt leider für jene Zeit; die Taufregister sind verbrannt.

Nachweise

  1. Zorn-Meixner fol. 391r-v Nr. 18.
  2. Mus.Inv. MG Nr. 80.

Zitierhinweis:
DI 29, Worms, Nr. 719 (Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di029mz02k0071907.