Inschriftenkatalog: Stadt Worms

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 29: Worms (1991)

Nr. 717 Dreifaltigkeitskirche 1667

Beschreibung

Stifterinschrift des Johannes Rühle auf dem Deckel einer silbernen Taufkanne der ehemaligen lutherischen Gemeinde, heute im Beisitz der Dreifaltigkeitsgemeinde. Innen auf dem Deckelrand Umschrift, punziert (A); Meistermarke mit Initiale auf dem Deckelrand (B). Bauchige Kanne mit Akanthusranken und zwei ein Allianzwappen haltenden Putten, auf dem Henkel Kinderkopf, auf dem Deckel Christkind oder Putto.

Maße: H. 32, Dm. (Deckel) 12,2, Bu. 0,3-0,5 cm (A).

Schriftart(en): Kapitalis, humanistische Minuskel, kursiv.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Dr. Rüdiger Fuchs) [1/2]

  1. A

    Praesentirt Der Evangel(ischen) Gemeinde d(en) 18 (Septem)brisa) 1667 H(ERR) IOH(ANNES) RÜLE REG(IERENDER) STAETTM(EISTER) VND SENIOR

  2. B

    H(EINRICH) M(ANNLICH)

Wappen:
Rühle-Meurer.

Kommentar

Durch Schriftwechsel zur Kapitalis trennt die Inschrift inhaltlich Sache und Person Johannes Rühles, für dessen Familie früher auf dem lutherischen Friedhof das „Monumentum Ruelianum“ stand.1) Meister Heinrich Mannlich arbeitete seit 1651 in Augsburg und just das Augsburger Beschauzeichen befindet sich außer seinem Meisterzeichen auf der Kanne.2) Es darf daher angenommen werden, daß Rühle die Kanne kaufte und angelegentlich der Stiftung mit einer entsprechenden Inschrift und Wappen versehen ließ, die möglicherweise von einem Wormser Handwerker ausgeführt wurden. Die Wappenkombination ist freilich mit der Ehe Johannes Rühles nicht vereinbar; eine Meurer hatte sein Bruder Johann Jakob geehelicht, während er selbst mit Maria Sibylla Dreudel aus Frankfurt verheiratet war.3) Wegen der Meisterzuschreibung kann die Kanne nicht aus dem Besitz seines 1644 verstorbenen Bruders stammen, der freilich auch das Rote Haus Jakob Friedrich, dem Sohn Johanns, vermacht hatte.4) Aus Zeitstellung und Wappenkombination empfiehlt sich die Überprüfung der Abstammungslinien.

Die Stiftung schloß wohl auch eine Taufschüssel mit ähnlichem Dekor und identischen Wappen ein, die heute ebenfalls der Dreifaltigkeitsgemeinde gehört.

Textkritischer Apparat

  1. 2bris Mappe Wormser Zünfte.

Anmerkungen

  1. Vgl. folgende Nr.
  2. Vgl. Mappe Wormser Zünfte u. Rosenberg I 162 u. 164, Nr. 611; Meisterzeichen Nr. 29.
  3. Vgl. Anm. 1 u. Nr. 379 zur Wappenidentifizierung am Roten Haus.
  4. Armknecht, Bewohner des Roten Hauses 329 u. ders., Ahnen berühmter Wormsgauer.

Nachweise

  1. Stadtmuseum, Mappe Wormser Zünfte 11.

Zitierhinweis:
DI 29, Worms, Nr. 717 (Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di029mz02k0071702.