Inschriftenkatalog: Stadt Worms

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 29: Worms (1991)

Nr. 716 Liebfrauenstift 1666

Beschreibung

Grabplatte des Dekans von St. Andreas Gottfried Dünnwald aus Köln. Innen vor der südöstlichen Wand des Chorumganges, 6. Stein von Westen; früher im Boden des östlichen Chorumganges mit der Markierung XII.1) Hochrechteckige Platte aus rotem Sandstein mit Umschrift in eingetiefter Leiste; im Feld oben Hostienkelch, umgeben von sechs geflügelten Puttoköpfen, darunter (redendes?) Wappen über einer Maske zwischen zwei Schlangen. Mehrfach ausgebrochen und bestoßen, schräger Bruch von rechts oben nach links unten.

Maße: H. 193, B. 97, Bu. 6,2 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Dr. Rüdiger Fuchs) [1/1]

  1. A(NN)O 1666 · DIE 3 (DECEM)BRISa) / PIE · OBY(T) AD(MODV)M R(EVEREN)DVS D(OMI)NVS GODEFRIDVS · DVNWALT / COLON(IENSIS) DECANVS · COLLEG(IATAE) / ECCL(ESIAE) S(ANCTI) ANDREAE ET VENER(ABILIS) CLERI · WORM(ATIENSIS) PROCWR(ATOR) AETAT(IS) · SVAE · 43 ·

Übersetzung:

Im Jahre 1666, am 3. Dezember, verstarb fromm der hochehrwürdige Herr Gottfried Dünnwald aus Köln, Dekan der Kollegiatstiftskirche des hl. Andreas und Prokurator des ehrwürdigen Wormser Klerus, im Alter von 43 Jahren.

Wappen:
Dünnwald? (Schild geteilt von Wellenbalken, oben 2, unten 1 Kugelbaum; als Helmzier 1 Baum).

Kommentar

Die Inschrift zeigt besonders im zweiten, stärker zusammengedrängten Teil zahlreiche Ligaturen, Abkürzungen und Contiguae. Abweichend von früheren Lesungen wurde als Tagesdatum der 3. Dezember ermittelt, da die Kürzung 10BRIS für Decembris im 17. Jahrhundert häufig, die Kürzung OBRIS für Octobris in Worms hingegen sonst nicht belegbar ist.2)

Schannat setzte den Tod des Dekans Dünnwald ohne ersichtlichen Grund in das Jahr 1667.3) Die Verbindung des Verstorbenen zum Liebfrauenstift ist ungeklärt. Sein Name ist wohl von dem Ort Dünnwald zwischen Köln und Leverkusen abgeleitet.

Textkritischer Apparat

  1. ? OBR Wörner; 31 Octobr Wickenburg; ebenso aufgelöst bei Schalk; auf dem Stein steht 3 10BRIS.

Anmerkungen

  1. Nach Lageplan von 1911, vgl. oben S. XXIII. Hinter dem Hochaltar nach Wickenburg.
  2. Grabstein der Familie Mantz vom lutherischen Friedhof aus dem Jahre 1668, vgl. Nr. 719. Grabstein der Familie Bemberg vom lutherischen Friedhof von 1676, vgl. Nr. 726. Grabstein der Brigitta Johanna von Lützow vom lutherischen Friedhof von 1679, vgl. Nr. 731. Analog ist die Schreibung XBRIS auf dem Stein des Pontianus von 1631, vgl. Nr. 677. Bedingt kann als Gegenbeispiel die Grabschrift der Maria Oswald von 1671, vgl. Nr. 722, angeführt werden, in der obr deutsch als Oktober aufzulösen ist.
  3. Schannat, Hist. ep. Worm I 135.

Nachweise

  1. Wickenburg II 140.
  2. Wörner, Grabschriften 180.
  3. Schalk, Gräber 230 Nr. 16 u. Abb. 20.

Zitierhinweis:
DI 29, Worms, Nr. 716 (Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di029mz02k0071603.