Inschriftenkatalog: Stadt Worms

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 29: Worms (1991)

Nr. 696† Lutherischer Friedhof 1621-1636

Beschreibung

Grabinschrift der Catherina Seltzer (B,C). 2. Stein links des Haupteingangs.1) Oben ein Bibelspruch (A), unten Stifterinschrift des Sohnes (D).

Nach Zorn-Meixner.

  1. A

    Philip.1Christus vita mihi, mors mihi dulce lucrum.Christus ist mein Leben, sterben ist mein gewin(n).

  2. B

    Ehrhardi requiem Seltzeri corpore legitHoc Catharina solum mente tenente votum.In Christo vitae duce vitam clausit, ad astraVitae perpetuae gaudia vecta capit.

  3. C

    das ista)Catharina Seltzerin zur statt ihr ruh Bettlein genom(m)en hat.Als sie von Giesen kam alher, zu ihrem Sohn, reinen Prediger.Ihr Ehvogd Ehrhardt Seltzer war, Rathsherr zu Giesen 20 Jahr.Zu ihrem Erlöser Jesu Christ seelig sie gestorben ist,Als sie ihr Leben hat gebracht bis auf ihr Ziel = Jahr 6zigacht.Zu Fried und Ruh, zur Freud u(nd) Won(n) hilf uns Herr auch mit Gnad darvon,Daß wir nach dieser Eitelkeit bey dir seyn in ewiger Freud. Amen.

  4. D

    M(agister) Ludov(icus) Seltzerus pastor Evang(elicus) Wormat(iae) filius fecit.

Übersetzung:

Den Ruheplatz Ehrhard Seltzers erwählte Catharina sich mit dem Körper, ihr Sinnen auf diesen Wunsch allein gerichtet; sie beschloß ihr Leben im (Lebens)führer Christo, zu den Sternen gefahren, empfängt sie die Freuden des ewigen Lebens. – Magister Ludwig Seltzer, evangelischer Pfarrer in Worms, der Sohn, machte es.

Kommentar

Für die Datierung ist maßgebend, daß der Sohn Ludwig Seltzer aus Gießen 1621 zum Pfarrer in Worms berufen wurde; 1636 kehrte er als Superintendent nach Gießen zurück und starb 1642.2)

Gemäß den beiden Distichen wollte Catharina bei ihrem Gatten Ehrhard Seltzer bestattet sein; das entspricht dem durch zahlreiche Doppelgrabsteine bezeugten Verfahren in der lutherischen Gemeinde. Der lateinische Bibelspruch ist eine freie Rückübersetzung aus Phi. 1,21.

Textkritischer Apparat

  1. Ungewöhnliche Überleitung, Fehler? bei Zorn-Meixner, eventuell gar nicht zur Inschrift gehörig.

Anmerkungen

  1. Vgl. oben S. LI.
  2. Vgl. Pfarrerliste bei Zorn-Meixner fol. 242 u. 420 u. Diehl, Pfarrer- und Schulmeisterbuch Hessen-Darmstadt 223.

Nachweise

  1. Zorn-Meixner fol. 390 Nr. 2.

Zitierhinweis:
DI 29, Worms, Nr. 696† (Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di029mz02k0069609.