Inschriftenkatalog: Stadt Worms

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 29: Worms (1991)

Nr. 682† Lutherischer Friedhof (1630)/1633

Beschreibung

Grabinschrift der Kinder des Wormser Pfarrers Michael Wenzel. 3. Stein links des Haupteinganges mit Spruch (A), Sterbe- und Stifterinschrift (B) und Rede der Verstorbenen an die Eltern (C).1)

Nach Zorn-Meixner.

  1. A

    Glorior in solo sanguine Christe tuo.

  2. B

    Anno 1616 natus Michael, denatus anno 1630.Anno 1618 [...]a) Georgius Petrus, denat(us) a(nn)o eodem.Anno 1622 [...]a) Margaretha, denat(a) a(nn)o 1630.Quibus filiis charissimis et filiae dilectissimae unicae Epitaphium subsequens alloquii instar erexereb) parentes moestissimic) Michael Wencelius Hagenoensis Alsatus, past(or) Worm(atiensis) Luth(eranus), et uxor eius carissima Margareta, Anno 1633, 15. Marti.b)

  3. C

    Petrus in hoc condor tumulo post fata Georgus,Hic patris et matris dulce levamen eram,Ast mors dira mihi disrupit stamina vitaeCordibus atque horum vulnera moesta tulit,Nec mora mox fratrem tollit suavemque sororem,Michael simul et margarisd) hic recubant.Quam dulci requie, genitores, inde potimur!Coelica, Jo, capimus gaudia in arce poli.Irriguas servate genas! Iungemur in arceCoeli, perfusi perpete laetitia.Interea frater, materque paterque valete.Des faustos vitae, Christe benigne, dulci.e)

Übersetzung:

Allein in deinem Blute rühme ich mich, Christus.

Michael geboren im Jahre 1616, gestorben im Jahre 1630. – Georg Peter, (geboren) im Jahre 1618, gestorben in demselben Jahre. – Margaretha, (geboren) im Jahre 1622, gestorben im Jahre 1630.

Den heißgeliebten Söhnen und der einzigen vielgeliebten Tochter errichteten das nachfolgende Epitaph zum Trost die tieftraurigen Eltern Michael Wenzel aus Hagenau im Elsaß, lutherischer Pfarrer in Worms, und seine vielgeliebte Gattin Margaretha, im Jahre 1633 am 15. März.

Ich Georg Peter bin hier in diesem Grab bestattet nach dem Verderben, war des Vaters und der Mutter süße Linderung; aber der grauenvolle Tod zerriß mir den Lebensfaden und fügte ihren Herzen traurige Wunden zu und ohne Aufschub nimmt er bald den Bruder und die liebliche Schwester hinweg; zusammen ruhen hier Michael und Margaretha. – Eltern, wie sehr sind wir daher der süßen Ruhe teilhaftig! Oh, himmlische Freuden empfangen wir in der Himmelsburg, die tränenden Augen bewahrt. In der Burg des Himmels werden wir vereint sein, immerwährend von Freude erfüllt. Inzwischen gehabt euch wohl, Bruder, Mutter und Vater. Du gebest Glück dem ... Leben, gütiger Heiland.

Kommentar

Das zwölfzeilige Trostgedicht aus sechs Distichen enthält eine fiktive Rede des frühverstorbenen Sohnes Georg Peter an die Eltern. Mit zwei Geschwistern war er im Jahre 1630 verstorben.

Der Wormser Pfarrer Michael Wenzel aus Haguenau trat nach Studium in Straßburg und mehrfacher Pfarrbestellung 1616 sein Amt in Worms an und starb am 13. Dezember 1640.2) Für seinen Kollegen Jakob Daniel Fabritius, der 1638 verstarb, verfaßte er das Grabgedicht auf dessen Grabstein.3) Sigmund Gerlach schrieb ihm selbst eine Leichenpredigt.4)

Textkritischer Apparat

  1. Lücke von ca. 3 Buchstaben Zorn-Meixner.
  2. Sic ebd.
  3. moestissimi allein in Zeilenmitte ebd.
  4. Sic ebd., vom Metrum bedingt.
  5. Handschrift zerstört, hypothetische Ergänzung aus lesbarem du; metrisch nicht korrekt.

Anmerkungen

  1. Vgl. oben S. LI.
  2. Vgl. Pfarrerliste bei Zorn-Meixner fol. 242. Diehl, Pfarrer- und Schulmeisterbuch Rheinhessen 430 nennt weitere Daten für Michael Wenzel: geb. am 25. Mai 1586 in Haguenau, immatrikuliert 1601 in Straßburg, seit 1616 Pfarrer in Worms; weiteres bei W. Diehl, Aus alten Leichenpredigten, in: Hess. Chronik 12 (1925) 121-123 nach UB.Gießen, W.50040; vgl. auch Bopp, Evangelische Geistliche 581 Nr. 5572.
  3. Vgl. Nr. 697.
  4. Katalog der Leichenpredigten der Universitätsbibliothek Gießen 400 Nr. 369.

Nachweise

  1. Zorn-Meixner fol. 390 Nr. 3.

Zitierhinweis:
DI 29, Worms, Nr. 682† (Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di029mz02k0068206.