Inschriftenkatalog: Stadt Worms

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 29: Worms (1991)

Nr. 671 Stadtmuseum, vom lutherischen Friedhof 1630

Beschreibung

Grabdenkmal des Johann Georg Hamm aus Eberbach und seiner Familie. Außen nördlicher Stein an der Ostwand des Kreuzganges, vom lutherischen Friedhof.1) Hochrechteckige Platte aus rotem Sandstein mit 12zeiliger Inschrift (A) auf Rollwerktafel, darüber Puttokopf und zwei Wappenmedaillons in Volutenornamentik; unten betende Familie auf Kissen kniend mit Namenbeischriften (B). Die Beterreihe besteht aus Wickelkind (†), Sohn, Ehemann (†), Stifterin und Tochter (†), drei von ihnen mit Kreuzen zu ihren Häupten bezeichnet. Diagonaler Riß geflickt, bestoßen und abgewittert, besonders die Wappen.

Ergänzt nach Zorn-Meixner und Foto.2)

Maße: H. 112, B. 87, Bu. 1,7 (A), 2,2 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis (A,B).

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Dr. Rüdiger Fuchs) [1/1]

  1. A

    ANNA RODERIN VON WACHENHEIM AN DER PFRIM HAD A(NN)o / 1630 IHREM VF MONTAGS DEN V. APR(ILIS) · IN CHRISTO SEL(IG) / ENTSCHLAFFENEM HAVS[WIRT]H IOH(ANN) GEORG HAM(M) / VON EBERBACH GEWESE[NEN BV]RGVOGT ALHIE ZV / E[RE]N VND GEDECHTNVS DIES E[PIT]APHIVM SETZEN LASEN · / MVS NICHT DERMENSCH I(M)MER IM STREIT SEINa) AVF ERDEN / VND SEINE TAGE SIND WIE EINS TAGLOHNERS. WIE EIN / KNECHT SICH SEHNET NACH DEM SCHATTEN VND EIN / TAGLOHNER DAS SEIN ARBEIT AVS SEI · ALSO HAB ICH / WOL GANTZE MONDEN VERGEBLICH GEARBEITET / VND ELENDER NACHb) SIND MIR VIEL WORDEN / IOB AM VII ·

  2. B

    GEORG / CHRIS†TOFHANS GEORG† IOHAN / IEORG / BETENKEFERAN[NA] † CHRISTINA† ANNA LISA/BETA BETEN/KEFERIN

Wappen:
? (Agnus Dei, darunter von Pfeil und Schlüssel kreuzweise durchbohrtes Herz);? (Wagenrad haltender Mann).

Kommentar

Das 1630 wohl nicht lange nach dem Tode Johann Georg Hamms in Auftrag gegebene Denkmal enthält neben Wappen, Stifterinschrift und tröstendem Spruch eine Beterreihe von zwei Erwachsenen, zwei Jugendlichen und einem Wickelkind, deren Bestimmung sich trotz Beischriften recht kompliziert gestaltet. Von links betrachtet, handelt es sich bei dem Wickelkind um den 1626 geborenen und wohl früh verstorbenen Georg Christoph Hamm; daneben sein 1626 geborener Bruder Hans Georg, weiter sein Vater ohne Namensbeischrift, dann die Namensbeischrift für den nicht abgebildeten zweiten Gatten der Frau, Johann Georg Bettenkefer, die Stifterin Anna Roder, ihre 1620 geborene Tochter Anna Christina, sowie die Namensbeischrift für Anna Elisabeth Bettenkefer, entweder eine Tochter aus zweiter Ehe oder die Stieftochter.3) Aus dem Arrangement ist abzuleiten, daß die Bettenkefer-Inschriften wahrscheinlich nach der zweiten Eheschließung Annas nachgetragen wurden; bezeugt ist ihr neuer Name 1632/33.4)

Johann Georg Hamm ist schon anläßlich einer Taufe 1626 als Burgvogt bezeichnet;5) wie diese Bezeichnung im Ämterspiegel der Stadt einzuordnen ist, bedarf noch der Klärung.

Textkritischer Apparat

  1. Mit der Einleitung „LeichText“ hat Zorn-Meixner nur den ersten Satz des Bibelspruches Hiob 7,1-3.
  2. NOCH Mus.Inv.; zu deuten die zerstörte Stelle nach dem Bibelzitat: NACHT.

Anmerkungen

  1. Zorn-Meixner; in der Mitte der Westmauer des Friedhofs.
  2. StA Worms Neg.Nr. M 812.
  3. KB-PSR Bd. 41.
  4. KB-PSR Bd. 8.
  5. KB-PSR Bd. 41.

Nachweise

  1. Zorn-Meixner fol. 392v Nr. 32.
  2. Mus.Inv. MG Nr. 51.

Zitierhinweis:
DI 29, Worms, Nr. 671 (Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di029mz02k0067109.