Inschriftenkatalog: Stadt Worms

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 29: Worms (1991)

Nr. 656 Stadtmuseum 1622

Beschreibung

Fragment des Grabdenkmales des kurpfälzischen Rates und wormsisch-bischöflichen Hofassessors Georg zur Glocken. Unterer südlicher Stein an der Westwand der 4. Nische des Kreuzgangsüdflügels. Allein erhaltener Sockel aus rotem Sandstein mit 16zeiliger Inschrift in herzförmigem, von Rollwerk umschlossenem Feld. Bestoßen, besonders im Zentrum wegen der Vorwölbung.

Mit Hilfe eines Fotos gelesen.1)

Maße: H.(erh.) 60, B. 96, Bu. 1,8-2 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. ANNO SALVTIS / M · DCXXII · V · SEPTEMB(RI)S TŸVEa) IN CHRISTO / PLACIDE OBDORMIVITb) CLARISS(IMVS) (ET) CONSVLTISS(IMVS)c) / VIR D(OMINVS) GEORGIVS ZVR GLOCKEN I(VRIS) V(TRIVSQVE) D(OCTOR) ELECT/TORALIS PALATINAT(VS) CONSILIARIVS NEC NON / EPISCOPALIS WORMAT[IENSIS] CVRIAE ASSESSOR / DIGNISd) SIM[....... .........]e) CVIVS EXVVIAE / HIC AB OM(N)I MISERITATE [EXV]LISf) SOLVTVS QVI = /ESCVNT [EOR]VMQVE [.......]Ng) BEATA ANIMA / CVM SALVATORE SVO VIVENS EXPECTAT. IN / DEFVNC[TI .....]h) HONESTA AC PIA MATRONA / OTILIA WEICKARDIN VIDVA EIVS RELICTA / HOC AMORIS TERMATIONi) INTER LACH = /RŸMAS ATQVE SVSPIRIA / ADORNARI / CVRAVIT

Übersetzung:

Im Jahr des Heils 1622, am 5. September, ... verschied fromm in Christo der hochberühmte und höchstkundige Mann Herr Georg zur Glocken, beider Rechte Doktor, kurfürstlich-pfälzischer Rat und auch Assessor des wormsisch-bischöflichen Hofes. Der Würdige ......., dessen Haut hier von allem Elend des Exils befreit ruht, deren ....... die glückliche Seele mit ihrem Erlöser lebend erwartet. In/zu ........ des Verstorbenen hat die ehrenhafte und fromme Frau Otilia Weickardin, seine hinterlassene Witwe, dieses Grenzmal der Liebe unter Tränen und Seufzen ausschmücken lassen.

Kommentar

Der beschädigte Stein gehörte wohl als Sockel zu einem größeren Denkmal, über dessen Herkunft keine sicheren Angaben gemacht werden können.2)

Georg zur Glocken war seit 1587 kurpfälzischer Rat und Diener von Haus aus.3) Nach dem Tode des Johannes Knauff (†1597) berief ihn der Rat der Stadt Worms zu seinem Advokaten,4) und als solcher war er 1598 in der Angelegenheit des Predigers Veit Reusner tätig.5) Obwohl Protestant hatte er auch ein Amt am bischöflichen Hof inne. Das Ehepaar kommt mehrfach in Taufnachrichten des lutherischen Kirchenbuches vor.6)

Wohl ein Nachkomme namens Georg Hans wurde 1641 in den Gemeinen und 1647 in den Dreizehnerrat der Stadt Worms gewählt.7)

Textkritischer Apparat

  1. Unsicher zu lesende Stelle, Bedeutung unklar.
  2. Fehlt Mus.Inv., im weiteren keine Varianten vermerkt, da nur wenig richtig gelesen.
  3. Wie bei PLACIDE nur schwach ausgebildetes L.
  4. Nach DIGNIS Spatium, also kaum für DIGNISSIM[..].
  5. Vermutlich ein weiterer Titel, vgl. auch bei Anm. 4.
  6. Zwei Worte nur schwach erkennbar, stark gedrängt.
  7. Objekt von EXPECTAT, im Umfeld von Auferstehung/Errettung wie vielleicht LEVAMEN oder SOLAMEN.
  8. Unleserlich; der Platz reicht für HONOREM nicht aus.
  9. Diminutiv von griechisch terma = Ende, Grenze.

Anmerkungen

  1. StA Worms Neg.Nr. M 9980.
  2. Als Grablegen kommen wegen der Konfession Magnuskirche und Lutherfriedhof in Frage; dann wäre der Stein aber bei Reuß oder Zorn-Meixner übersehen worden, es sei denn, zur Zeit der Aufzeichnungen habe nur seine beschriebene Rückseite freigelegen.
  3. Krebs, Kurpfälzische Dienerbücher 55.
  4. Zorn-Meixner fol. 431v, mit der Bemerkung „Heidelberg“. Ein 1611/1612 in Heidelberg immatrikulierter Georg Caspar zur Glocken stammte aus Bensheim, vgl. Toepke II 259.
  5. Ebd. fol. 162.
  6. KB-PSR Bd. 36; Georg dort als Doktor beider Rechte und Stadtadvokat bezeichnet.
  7. Weckerling, Verzeichnis des Dreizehnerrates 67.

Nachweise

  1. Mus.Inv. MG Nr. 89.

Zitierhinweis:
DI 29, Worms, Nr. 656 (Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di029mz02k0065608.