Inschriftenkatalog: Stadt Worms

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 29: Worms (1991)

Nr. 647 Magnuskirche 1617

Beschreibung

Grabplatte des Johann Christoph Marchard. Innen vor der Ostwand des südlichen Seitenschiffs. Hochrechteckige Platte aus hellgelbem Sandstein, grau überstrichen, mit Umschrift in vertiefter Leiste; im Feld Kranzmedaillon mit Wappen, in den Ecken vier Ahnenwappen mit Beischriften, die Zwischenräume belegt mit Beschlagwerk, in der Achse des Mittelwappens oben und unten geflügelter Puttokopf mit Gebinde. Rand und Oberfläche bestoßen, linke obere Ecke in großem Stück ausgebrochen und angesetzt.

Maße: H. 197, B. 98, Bu. 3,6, 2,7-3,0 cm (Beischriften).

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. ANNO MDCXVII 6a) DIE AVGVSTI / PIE ET PLACIDE IN CHRISTO OBDORMIVIT PRVDENTISSIM(VS) VIR IO(HANN)ES / CHRISTOPHOR(VS) MARCHARD ANTIQ(VI)SS(IMI)b) / HVI(VS) STEMMATIS POSTREM(VS) CVI LAETA(M) DE(VS)a) [L]ARGIATVR RESVRRECTIONEMc)

Übersetzung:

Im Jahre 1617 am 6. August entschlief fromm und sanft in Christo der sehr weise Herr Johann Christoph Marchard, der letzte dieses sehr alten Stammes, dem Gott eine frohe Auferstehung verleihen wolle.

Wappen und Beischriften:
Marchard; MARCHARDT, KRAFT; BIRLING, LISPERG.

Kommentar

Die Platte in qualitätvoller Steinmetzarbeit gehörte dem Mitglied des Gemeinen Rates Johann Christoph Marchard,1) dem angeblich Letzten seines Geschlechtes. Seine Ahnenwappen weisen ihn als Nachkommen aus in den Listen mehrfach vertretenen Ratsherrenfamilien aus. Zwischen 1611 und 1616 fungierte er sechsmal als Taufzeuge.2)

Die angebliche Verwandtschaft des Grabsteines mit dem Gottfarth-Denkmal soll seine Entstehung in einer Wormser Bildhauerwerkstatt begründen.3) Der Segenswunsch besteht aus einer Rückübersetzung des viel häufiger verwendeten deutschen Formulars „dem Gott eine fröhliche Auferstehung verleihen wolle“ und entspricht so lutherischen Gepflogenheiten in Worms, wogegen die Plattenform mit Umschrift für Protestanten nur in der Magnuskirche Verwendung fand.4)

Textkritischer Apparat

  1. Fehlt Hotz.
  2. ANTIQUUS ebd.
  3. Danach Ornament zur Zeilenfüllung.

Anmerkungen

  1. Gewählt 1612 nach Weckerling, Verzeichnis des Rates 88 mit der Namensform Marckort. Ein Hans Caspar Maschart wurde nach Kraus, Quellen II 130 1608 in den Gemeinen Rat gewählt, Weckerling schreibt Johann Kaspar Marckort. Die Heidelberger Matrikel zu 1599 schreiben Marckhard, vgl. Toepke II 198.
  2. StA Worms, KB-PSR Bd. 73.
  3. Hotz.
  4. Vgl. oben S. LXXXVII.

Nachweise

  1. Reuß, Grabsteine Nr. 4 (nach Hüther, Geschichte der Magnuskirche 381).
  2. Hotz, Magnuskirche 29 Nr. 5, Abb. S. 31.

Zitierhinweis:
DI 29, Worms, Nr. 647 (Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di029mz02k0064709.