Inschriftenkatalog: Stadt Worms

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 29: Worms (1991)

Nr. 640 Magnuskirche 1616/(1636)

Beschreibung

Grabdenkmal? Johann Christophs von Gottfarth (A) und seiner Frau Amalia geb. Horneck von Weinheim (B). Innen vor der nördlichen Wand des nördlichen Seitenschiffs. Großes streng rechteckiges Denkmal aus rotem Sandstein. In einer Rundbogennische, deren Flanken jeweils mit vier Ahnenwappen samt Beischriften belegt sind, stehen die Figuren der Verstorbenen betend auf einem geteilten Sockel mit Rollwerk und sechs- bzw. achtzeiligen Inschriften; bekrönt ist der Sockel von einem geflügelten Puttokopf. Der barhäuptige Ritter ist mit kurzem Plattenharnisch und Untermantel bekleidet, hinter dem eine Schwertspitze hervorschaut. Die Edelfrau trägt eine Witwenhaube und ein langes Gewand, darüber ein gestopftes Leibchen mit Schulterwülsten. Beider Gesichter wurden porträtiert, zwischen ihren Köpfen ist ein Allianzwappen angebracht. Rand und Oberflächen sind bestoßen, die Beine des Ritters teilweise ausgebrochen, ein Bruch quer durch die Beine der Figuren und längs durch die Inschrift A wurde geflickt. Eine früher vielleicht vorhandene Bekrönung ist nicht überliefert. Das Gewand der Frau ist vorne glatt, so daß man annehmen muß, daß es entweder nicht ausgeführt oder später abgearbeitet wurde.

Maße: H. 235, B. 144, Bu. 2,7 (Fraktur), 3,0 (Kapitalis), 1,5-2,6 cm (Beischriften).

Schriftart(en): Fraktur, Zahlen in Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Dr. Rüdiger Fuchs) [1/4]

  1. A

    [A]nno M DC XVIa) den XXII / Octobris Ist in Gott seelig Ent/schlafen der Gestreng WollEdelb) / Vnd vest Johan Christoph von / Gottfarth Seines Alters XXXVI / Jahr Deme Gott genaDb) Amen

  2. B

    Anno M DC〈XXXVIa) den XVI Feb[r(uarii)c)〉 ist] / in Gott seelig Entschlafen die / WollEdelb) Ehrntugentreiche fraw / Amalia von Gottfarth wittib / Geborne Hornecken vomd) / WeinHeimb) · Ihres Alters 〈LX〉e) / Jahr Deren Gott genad / Amend)

Wappen und Beischriften:
Gottfarth-Horneck von Weinheim; Gottfarth, Morscheim, Draschwitz, Haber[n];f) Horneck von Weinheim, Rabenaw, Horneck von hornberg, [....] genand Katze[bis..]g).

Kommentar

Neben der Fraktur enthalten beide Inschriften römische Zahlen in Kapitalis, vermischt mit quasi-gotischen Majuskel-X in B. Stark ausgezierte Versalien kommen mehrfach mitten im Wort vor. Die Schriftformen beider Inschriften sind identisch, so daß beide gleichzeitig entstanden sein müssen; die Zusammendrängung von Todesjahr und Tageszahl in B läßt einen Nachtrag vermuten. Deshalb ist die Entstehung des Grabmals und seiner Inschriften kurz nach dem Tode des Mannes 1616 anzunehmen.

Die Grabinschrift der Mutter des Verstorbenen, Anna geb. von Morschheim, in der Johanniskirche überliefert auch den Namen des Vaters Christoph.1) Aus der Kombination der Ahnenwappen läßt sich ein Epitaph in Ober-Ingelheim als das der Eltern der Frau bestimmen; darauf ist nur die Inschrift ihrer 1578 verstorbenen Mutter Dorothea Horneck von Weinheim geb. Nordeck zur Rabenau zu sehen.2)

Die beiden Verstorbenen sind zwischen 1606 und ihrem Tod mehrfach als Taufzeugen erwähnt;3) das Denkmal gehört also wohl zu den lutherischen, obwohl die Vota nicht deren typische wortreiche Formulierungen beinhalten.4)

Textkritischer Apparat

  1. 1626 und 1635 als Todesjahre in Mus.Inv., Inschrift A dort mit Lücken. Sehr frei im Wortlaut Bauer.
  2. Sic mit Versalien.
  3. Todesdatum eng zusammengedrängt; Sep. Hotz.
  4. Geschlängeltes Zeichen markiert Zeilenende.
  5. Ob noch ein weiteres Zahlzeichen folgte, ist nicht zu erkennen.
  6. Hubert Hotz.
  7. [...] genand Katzl[...] Hotz; Ergänzung nach Anm. 2.

Anmerkungen

  1. Vgl. Nr. 612.
  2. Kdm. Bingen 506, Abb. S. 507; die Inschrift bei Helwich, Syntagma 368, mit Wappennachzeichnungen, vgl. auch Scriba, Grabdenkmäler 334.
  3. KB-PSR Bd. 37.
  4. Vgl. oben S. XC.

Nachweise

  1. Reuß, Grabsteine Nr. 3 (nach Hüther, Geschichte der Magnuskirche 381).
  2. Mus.Inv. o.Nr.
  3. Bauer, Alte Grabmalkunst.
  4. Hotz, Magnuskirche 30 Nr. 1 u. Abb. S. 28.

Zitierhinweis:
DI 29, Worms, Nr. 640 (Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di029mz02k0064006.