Inschriftenkatalog: Stadt Worms

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 29: Worms (1991)

Nr. 554 Stadtmuseum, vom lutherischen Friedhof 1592/(1596)

Beschreibung

Fragmentarisch erhaltenes Grabdenkmal des Wormser Ratsherrn und Schultheißen Bernhard Schlatt, seiner Ehefrau Veronika geb. Birling und acht ihrer Kinder. Unterer südlicher Stein an der Ostwand der 4. Nische des Kreuzgangsüdflügels, vom lutherischen Friedhof.1) Unterer oder mittlerer Teil eines größeren Denkmals aus rotgelbem Sandstein, dessen Sterbeinschriften (A,B) verloren sind. Erhalten ist ein querrechteckiges Fragment mit Beterreihe aus zwei Erwachsenen außen, sechs Jünglingen, einem Mädchen und einem Säugling innen, Kleidung und Haltung sind jeweils sehr gleichförmig. Über den Personen befinden sich ihre Namen oder Initialen sowie gegebenenfalls ein Kreuz (C). Flankiert wird die Szene von Beischriften tragenden Wappenpilastern; vier Wappen und zwei Beischriften sind noch vorhanden.

A und B nach Zorn-Meixner.

Maße: H.(erh.) 83,5, B. 138, Bu. 3,2-4 cm (C).

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. A

    Anno. 1592. den 19. (novem)bre. ist der ehrenvest und fürsichtige Herr Bernhard Schlatt, alter Schulthes u(nd) des beständigen raths alhir, in Gott seelig entschlafen.

  2. B

    Sodan(n) die tugendsame Veronica Bilbenigerina) sein Ehlich haußfrau A(nn)o〈1596.〉 den 〈17t Juli〉 ebenmäßig aus diesem Jammerthal abgeschieden, derselben u(nd) uns allen Gott eine frölige auferstehung verleÿhe.

  3. C

    BERNHARD(VS)b) /SCHLAT · / VERONICA / BIERLINGERI(N)BARTH(OLOMEVS) · BER(NHARD) = CHRI(STOPH)c) · I(OHANN) · G(EORG) · AND(REAS)d) · I(OHANN) · I(ACOB) · I(OHANN) · C(HRISTOPH)e) / MARGRETHAf)

Wappenbeischriften:
[........]R (gebogener Schrägbalken, mit Spitzen besetzt, unten links von Rose begleitet), MEIEL; [........]R2), MARQVARTg)

Kommentar

Die Inschriften A und B wurden bei Zorn-Meixner nicht bei einem einzigen Inschriftenträger überliefert. Da aber die Personen gleich sind und das vorliegende Fragment eine Ergänzung bei Wappen und Todesnachrichten verlangt, wurden hier beide Teile zusammengezogen. Zwei Totengedächtismäler zu besitzen, wäre für Angehörige der bürgerlich-lutherischen Ratsfamilien ungewöhnlich, die Zerlegung eines mehrteiligen Denkmals dagegen sehr leicht denkbar.

Der Leinenhändler und spätere Holzhändler Bernhard Schlatt wurde 1563 in den Gemeinen und 1573 in den Dreizehner Rat gewählt; er starb im Alter von 52 Jahren.3) Seine Frau Veronika war die Tochter Peter Birlings.4) Die Söhne Bernhard Christoph und Andreas wurden 1590 und 1591 in den Gemeinen Rat gewählt,5) Bernhard Christoph 1592 für seinen Vater auch in den Dreizehner Rat.6) Durch das Vorkommen der Wappen Meiel, Lisberg? und Marchard zeigt sich die enge verwandtschaftliche Verbindung unter Wormser Ratsfamilien.

Bernhard Schlatt betätigte sich auch als privater Chronist.7)

Textkritischer Apparat

  1. So für Bierlingerin.
  2. Überhöhte Versalien bei allen Namen.
  3. Christian Zorn-Meixner.
  4. Anor. ebd.
  5. Jo ebd. Ig.And.Jo. Wörner. Die Zuordnung der Namen zu den jeweiligen Figuren ist nicht eindeutig. Nach der oben vorgeschlagenen Aufteilung befindet sich über den Kopfen von Bernhard, Bartholomäus, Johann Georg, Johann Jakob, Johann Christoph u. Margaretha jeweils ein kleines Kreuz.
  6. Fehlt Zorn-Meixner.
  7. Spiegelschrift.

Anmerkungen

  1. Zorn-Meixner, in der Ostwand, 5. u. 7. Stein von Süden.
  2. Nach dem Wappen auf dem Grabstein des Johann Christoph Marchard von 1617, vgl. Nr. 647, muß es sich um das Wappen Lisberg handeln.
  3. Kraus, Quellen II 127 u. I 91.
  4. Ebd. I 91.
  5. Ebd. II 129.
  6. Ebd. I 92.
  7. Siehe „Besondere Auszüge von Wormser Sachen“, StA Worms, Abt. 200 Nr. 24 u. Zorn-Meixner fol. 167v.

Nachweise

  1. Zorn-Meixner fol. 390v-391 Nr. 14 (A,B) u. 16 (C).
  2. Wörner, Mittelaltrige Grabmäler 101 (nur C).

Zitierhinweis:
DI 29, Worms, Nr. 554 (Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di029mz02k0055403.