Inschriftenkatalog: Stadt Worms

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 29: Worms (1991)

Nr. 498 Stadtmuseum, vom lutherischen Friedhof (1567)/1572

Beschreibung

Grabstein des Wormser Ratsherrn und Bürgers Peter Kautz und seiner Ehefrau Dorothea geb. Russ? worm. Im Hof an der Stadtmauer, 2. eingemauerter Stein von Westen, vom lutherischen Friedhof.1) Querrechteckige Platte aus hellgelbem Sandstein, in der Mitte durch senkrechte Linie geteilt, links früher zehn (A), rechts acht Zeilen (B). Heute bis auf wenige Schriftreste abgewittert, die Zeilentrennung nur unvollkommen unterscheidbar.

Nach Autopsie und altem Foto, ergänzt nach Zorn-Meixner und Mus.Inv.2)

Maße: H. 133, B. 157, Bu. 6 cm.

Schriftart(en): Fraktur.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Dr. Rüdiger Fuchs) [1/1]

  1. A

    [Anno 1572 den 21. / Febr]varÿ ist in gott seliglich / [Ve]rschiden der ehrnhafft / [vnd Fue]rneme herr petter / [Kautz B]uerger vnd Des / [gemein]en Raths Alhie auch / [dieser Zeit Pfleger d]ieses / Got[sackers dessen Seelen] / Der [Allmechtige Gott ge]nedig / vnd barmhertzig [s]ey

  2. B

    V[ff den 13 .........a) / Anno 1567 ist die Ehr]ba[re] / fra[w Dorothea Russ...]/W[ormin Petter Kau]tzen / Eliche [Gemahel zu d]em / [Herrn seliglich entsch/laffe, deren Gott ein frolich / Vffersteung verleih] Amen

Kommentar

Die Identifizierung der abschriftlich überlieferten Inschriften mit denen des in höchstem Maße zerstörten Steines gelingt nur durch einen Positionsvergleich mit den geringen Schriftresten und altem Foto. Die Inschrift der Ehefrau ist im Mus.Inv. nach Zeilen wiedergegeben; das Wort Eliche steht dort und auf dem Stein an erster Stelle in der fünften Zeile. Bei der Inschrift des Peter Kautz erlaubt die nicht redundante Formulierung alhie auch dieser Zeit Pfleger dieses Gotsackers wegen ihrer Übereinstimmung mit der möglichen Textverteilung auf dem Stein eine sichere Identifizierung. Wegen der geringfügigen Reste gibt es keine Entscheidungshilfe für die Datierung. Meist wurden Doppelgrabsteine jedoch beim Tod des Gatten errichtet.

Der ehemalige, langjährige „Kauffesschreiber“ Peter Kautz aus Bockenheim wurde 1562 in den Gemeinen Rat gewählt3) und starb angeblich in hohem Alter im August(!) 1572.4) Er soll der Onkel des Wiedertäufers Jakob Kautz aus Großbockenheim, 1527 auch Prädikant in Worms, gewesen sein.5) Die Bezeichnung „Pfleger des Gottesackers“ bezieht sich auf sein Ressort im Rat und nicht auf manuelle Tätigkeiten der Friedhofspflege.

Der Name der Ehefrau kann nicht gewiß rekonstruiert werden; Wormin gehört wohl zum Namen und stellt nicht eine Verballhornung oder Verlesung einer Herkunftsbezeichnung für Worms dar.

Textkritischer Apparat

  1. Die Inschrift der Ehefrau nicht bei Zorn-Meixner, im Mus.Inv. nach Zeilen.

Anmerkungen

  1. Zorn-Meixner, in der Südmauer, 5. Stein östlich des Eingangs.
  2. StA Worms Neg.Nr. F 1877/27 von 1957.
  3. Kraus, Quellen II 127: das ist Kaufhausschreiber.
  4. Zorn-Meixner fol. 147.
  5. Boos, Städtekultur IV 271.

Nachweise

  1. Zorn-Meixner fol. 390 Nr. 5 (nur A).
  2. Mus.Inv. MG Nr. 74.

Zitierhinweis:
DI 29, Worms, Nr. 498 (Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di029mz02k0049805.