Inschriftenkatalog: Stadt Worms

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 29: Worms (1991)

Nr. 464 Worms-Abenheim, Dalbergisches Amtshaus 1556

Beschreibung

Bauinschrift auf dem Giebel des Portals des südlichen Einganges; das dalbergische Amtshaus ist heute das Wohnhaus Wonnegaustraße 55. Pilasterädikula aus hellem bis gelbrotem Sandstein mit zweimal dreizeiliger Inschrift (A,B) im Architrav; dazwischen geflügelter Puttokopf mit Jahreszahl (C); darüber kleine Rundbogennische, flankiert von Voluten und zwei Kugeln? Im Mittelfeld ein wappenhaltender Wilder Mann mit zwei Allianzwappen in prunkvoller Ausführung. Nur leicht bestoßen. Aus demselben Jahr stammt eine Bauzahl (D) auf einem Kragstein zwischen den Fenstern des südwestlichen Raumes im Erdgeschoß. Roter Sandstein, Zahl ausgemalt. Vor der Renovierung 1977 Giebel von Putz und Sonnenuhr verdeckt.

Maße: H.(Giebel) 146, B. 178, H.(Kragstein) 27, B. 29, Bu. 3 (A,B), Z. 4 (C), 9 cm (D).

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. A

    WOLFF · KEMMERER · VON · WORMBS / GENANT · VON · DALBVRG · BARBARA · VO(N) · DALBVRGa) / GEBORNE · VO(N) · ANGELOCH · SEIN · EHELICHE · HAVS · FRAV

  2. B

    PHILIPS · KEMMERER · VO(N) · WORMRSb) · GENANT / VON · DALBVRG · HELENA · VO(N) · DALBVRG · GEBORN / RODERIN · VO(N) · RODECK · SEIN · EHELICHE · HAVSFRAV

  3. C

    15 · 56

  4. D

    1556

Wappen:
Kämmerer von Worms gen. von Dalberg-Angelloch; Kämmerer von Worms gen. von Dalberg-Röder von Rodeck.

Kommentar

Als Bauherren des Amtshauses sind die beiden Kämmerer Wolff d.Ä. (†1576) und Philipp (†1590) mit ihren Ehegattinnen Barbara geb. von Angelloch und Helena Röder von Rodeck genannt.1) Das Allianzwappen von Wolff und Barbara begegnet auch 1570 am späteren Wambolter Hof in Worms.2) Der 1556 erbaute Amtshof steht an der Stelle des nach 1473 in mehreren Teilen von Wolff Kämmerer (†1476) erworbenen „Schlößchens“ und diente als Sitz des dalbergischen Amtmannes, der vor allem die Einkünfte der Herrschaft zu verwalten hatte und im Gebäude über gute Lagermöglichkeiten verfügte.3)

Nach Auskunft der Besitzerin, Frau Engeldrum, wurde der Portalgiebel erst 1974 wieder unter der Verkleidung gefunden und anschließend hergerichtet. Schrift, Ornamentik und Einzelheiten der dalbergischen Wappen entsprechen so stark dem Grabmal des 1555 verstorbenen Paul von Breitbach, daß man gemeinsamen Meister oder Werkstatt voraussetzen muß.4)

Textkritischer Apparat

  1. RG klein interlinear eingefügt.
  2. So falsch für WORMBS.

Anmerkungen

  1. Zu Philipp und Helena vgl. das Familienepitaph von 1591, Nr. 552.
  2. Vgl. Nr. 495.
  3. Reuter, Silberne Lilien 45-47 u. Dalberger Urkunden Nr. 461, 476, 479, 483.
  4. Vgl. Nr. 462.

Nachweise

  1. Weiler, Bilder aus Abenheim 53-55 (mit Abb.)

Zitierhinweis:
DI 29, Worms, Nr. 464 (Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di029mz02k0046404.