Inschriftenkatalog: Stadt Worms
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 29: Worms (1991)
Nr. 443 Worms-Herrnsheim, kath. Pfarrkirche (1534)/1549
Beschreibung
Epitaph des Wolff Kämmerer d.Ä. gen. der Schwarze und seiner Gemahlin Elisabeth geb. Vetzer von Geisspitzheim. An der Südwand der Grabkapelle. Große zweiteilige Pilasterädikula aus hellgelbem Sandstein. Die Figuren der Verstorbenen stehen in Rundbogennischen, deren eigene Pilaster insgesamt acht Wappen mit Beischriften tragen. Sockel, Pilaster und Architrav sind mit Lilien, Ranken- und Blattwerk geschmückt. Über den Figuren befinden sich in den Rollwerkfeldern der Rundbogengiebel die jeweiligen Sterbeinschriften (A,B). Die Kleidung der Beter, der bärtige Ritter in Prunkharnisch, den Helm zu seinen Füßen, die Edelfrau in faltenreichem Gewand mit Rosenkranz, ist in hervorragender Weise mit verwandten Lilien-, Blatt-, und Rankenornamenten geschmückt und bis in alle Einzelheiten ausgearbeitet. Auf dem Mittelpilaster befindet sich das Steinmetzzeichen und die Meistersignatur (C). Geringe Farbspuren, nicht unbedingt zeitgenössisch, an Figuren und Wappen, bei den Inschriften die Versalien teilweise dunkel abgehoben. Mehrere Brüche ausgebessert.
Maße: H. 380, B. 275, Bu. 4 cm.
Schriftart(en): Fraktur, erhaben.
- A
Wolffa) Kemrer von Wormbß genantvon Dalberg verschieden ist vff sancttMatheusen tag von Dieser WeldtAlß · xvc · xlixb) · Man zeldtsenßc) alterß · lxxviiiid) · Jar gemeldt
- B
So ist sein frowc) Elisabethverschaiden in irem Gebettdie veczerin von Gaisspiczhaimverschaiden zuovorc) in Gott gehaimvff bartlemevß deß Apostelß milttalß · xvc · xxxiiiib) man zeilttc)
- C
I(OSEPH) S(CHMID)e)
Datum: 21. September 1549;1) 24. August 1534.
ke/mrer, Helm/stet; Flersch/a[im], Ran/de/ck. Vecz/ern, Wachenheim; ingel/haim, Spo/nha/im. |
Textkritischer Apparat
- Für die in der Sachinformation nahezu identischen, jedoch völlig anders formulierten Inschriftenüberlieferungen bei Hertzog und Ockhart muß die Existenz eines weiteren Inschriftenträgers vorausgesetzt werden, vgl. vorangehende Nr.
- Mit gewöhnlicher MD-Zählung Armknecht.
- Sic.
- 78 Hertzog, 75 Ockhart bei vorangehender Nr.
- Dazwischen Steinmetzzeichen Nr. 7, 4,7 cm.
Anmerkungen
- Gegen Armknecht, der auf den von der Inschrift her möglichen 24. Februar 1549 datierte, denn am 19. September 1549 ist Wolff noch urkundlich als lebend nachweisbar, während am 26. November desselben Jahres sein Sohn Eberhard, vgl. Nr. 473, seinen Vater als verstorben erwähnt, vgl. Dalberger Urkunden Nr. 1058f.
- Th. Demmler, Die Grabdenkmäler des württemberischen Fürstenhauses und ihre Meister im 16. Jahrhundert (Studien zur deutschen Kunstgeschichte 129) Straßburg 1910, 90ff. Vgl. auch DI XXV (Ludwigsburg) XXXVIII.
- Vgl. Nr. 297.
- Vgl. Nr. 461, 473, 475, 649.
- Armknecht.
Nachweise
- Abriß der herrschaftlichen Epitaphien.
- Wickenburg II 177.
- Kdm. Worms Abb. 35.
- Schmitt, Herrnsheimer Dalberg 31 u. Abb. VII.
- Armknecht, Grabmäler der Dalberg 248 Nr. 4 u. Abb.
Zitierhinweis:
DI 29, Worms, Nr. 443 (Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di029mz02k0044309.
Kommentar
Das Epitaph Wolffs d.Ä. gen. der Schwarze und seiner Gemahlin Elisabeth wurde nach seinem Tode 1549 hergestellt, da der Sterbevermerk seiner Frau inhaltlich an den seinen anschließt und keine räumlichen Unregelmäßigkeiten bei den Datumsangaben erkennbar sind. Dieser zeitliche Ansatz und die Signatur lassen sich mit der Meisterzuschreibung an Joseph Schmid von Urach (†1555) vereinbaren.2) Die erhabene Fraktur weist einige schön geformte Versalien auf, lehnt sich aber insgesamt noch stark an die gotische Minuskel an. Versalien-A in Alß und Apostel sind aus dem erhöhten Kleinbuchstaben gebildet.
Wolff Kämmerer war der Sohn Philipps (†1492) und der Barbara von Flersheim (†1483);3) mit seinem Sohn Eberhard (†1559) starb die Linie männlicherseits aus.4) Elisabeth Vetzer war die Tochter Eberhards und der Lysa von Ingelheim.5)