Inschriftenkatalog: Stadt Worms
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 29: Worms (1991)
Nr. 418 Worms-Weinsheim nach 1531
Beschreibung
Gedenk- und Grabinschrift für Christoph Lerch von Dirmstein. Steinkreuz vor dem Kriegerdenkmal, Ecke Hauptstraße-Riedweg. Mächtiges Kruzifix aus rotem Sandstein auf konischem Sockel. Unter dem Korpus Vollwappen, darunter erhabene Tafel mit achtzeiliger Inschrift (A), rückseitig Vermerk der Versetzung (B). Das Kreuz stand ursprünglich auf dem Feld zwischen Dirmstein und Weinsheim.1) Allseits, besonders die rechte Kante des Schriftfeldes, bestoßen und abgewittert, am oberen Kreuzarm mit Titulus (C) und nahe Sockel mit Eisenklammern geflickt.
Maße: H. 285, H.(Inschriftfeld) 45, B. ca. 140, B.(Inschriftfeld) 34, Bu. 3 cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
- A
AN(N)O · D(O)M(IN)Ia) · 15[31]b) / VFF · DENc) · 13 · DA[G] / MAY(EN) · IST · VERSCH[I]/DEN · DER · EDEL · V[ND] / ERNVEST · CRIES[T]/OEFELd) · LERCKEL / DEM · GOT · GEN[OD]e) / VON DIERMSTE[I](N)
- B
ANNO 1782f) VERSEDS/D I A Ig)
- C
I(ESVS) N(AZARENVS) R(EX) I(VDEORVM)
Lerch von Dirmstein. |
Textkritischer Apparat
- Sic.
- Fehlt Kdm.; 1531 Schnabel, Heuser, zu 155[.] verwechselt Helwich; 1531 aber richtig, man vgl. den Sühnevertrag von 1543, wie Anm. 4.
- VFF DINSTAG DEN verlesen Helwich.
- E nach dem O wohl verhauen für F.
- Der Bogen des O noch erkennbar.
- 1582 Kdm., Gropp, Villinger, Heuser; 1783 Schnabel.
- VERSEDS / DII IAI Schnabel; aber nach dem D zwei senkrechte Striche, keine Buchstaben.
Anmerkungen
- Nach Helwich.
- Ebd. 391 mit Tagesdatum Samstag nach Cantate, d.i. 1531 der 13. Mai.
- Caspar IV. Lerch von Dirmstein, Annales illustris ac generosae prosapiae Lerckellorum in Dürmstein. Landesarchiv Speyer, C 2 Nr. 10, 69ff. u. Stammbaum in der Pfälzischen Landesbibliothek Speyer 25.3309/22.
- Württembergisches Staatsarchiv Ludwigsburg, Archiv der Herren von Sturmfeder zu Oppenweier, B 139a, Urk. Nr. 423, alle Angaben bei Schnabel.
Nachweise
- Helwich, Syntagma 393.
- Kdm. Worms 132.
- Gropp, Streifzüge 214 (erw.).
- C.J.H. Villinger, Eine gemeinsame Geschichte. Aus Schicksalstagen der Gemeinden Weinsheim, Horchheim und Wies-Oppenheim, in: Wonnegauer Heimatbll. 13,9 (1968) S. 1.
- Heuser, Horchheim 30.
- Schnabel, Steinkreuze Rheinhessen 156 u. Abb. 35f.
Zitierhinweis:
DI 29, Worms, Nr. 418 (Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di029mz02k0041800.
Kommentar
Bei dem vorliegenden Grad der Beschädigung sind die Ziffern 3 und 5 nicht zu unterscheiden; der Rest des unteren Bogens schließt aber auch alle anderen Zahlen aus. Die richtige Lesung der Zahl ergibt sich aus der Grabinschrift des Verstorbenen2) und der Entstehungsgeschichte des Kreuzes.
Man erfährt sie nicht ohne Widersprüche aus dem 1543 abgeschlossenen Sühnevertrag und der einhundert Jahre jüngeren Familienchronik der Lerch von Dirmstein: Am angebenen Tag war Christoph Lerch von Dirmstein, damals einziger Sohn Caspars II., von Hans Siegmund von Plieningen an der Straße zwischen Weinsheim und Dirmstein getötet worden, in einem Duell, wie die Familientradition zu berichten weiß.3) Mit Vermittlung des Wormser Bischofs Heinrich II. gelang es dem Vater, einen Sühnevertrag mit dem Täter abzuschließen, der jenen verpflichtete, 350 Gulden für eine ewige Pfründe zu zahlen, mit der Bedürftige in der Dirmsteiner Kirche gegen Fürbittegebete für die verstorbenen Lerche von Dirmstein unterhalten werden sollten.4) Der Chronist der Familie Lerch machte auch die Errichtung eines Sühnekreuzes zum Vertragsgegenstand; das stimmt mit dem Vertragstext nicht überein, das Kreuz ist daher wohl als Erinnerungsmal, das seitens der Familienangehörigen gestiftet wurde, anzusehen.
In Anbetracht des Zusammentreffens von Kapitalis und deutscher Sprache in einer auf 1531 bezogenen Inschrift ist auch mit einer erheblich späteren Entstehung zu rechnen; so sind die Kapitalisformen etwa nach 1560 in Worms gut belegbar.