Inschriftenkatalog: Stadt Worms
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 29: Worms (1991)
Nr. 399† Dom, Kreuzgang (1479)/1519
Beschreibung
Epitaph zweier Domkleriker, des Scholasters Johannes Herden von Kassel und des Vikars Johannes Hueßman von Kassel. Holztafel mit biblischer Szene und zwei gegeneinander gewandten Figuren kniender Geistlicher im Habit. Oben ältere Inschrift (A), unten jüngere (B), dazu Spruchinschrift (C). Zwei Wappen als verblichen angegeben; daher wohl alles gemalt.
Nach Hertzog.
- A
Anno domini m cccc lxxix die beati Johannis Baptistae obiit egregius vir dominus Johannes Herdeyn de Cassel, decretorum doctor, quondam scholasticus et canonicus huius ecclesiae, cuius anima requiescat in pace.
- B
Anno domini m d xix mensis Aprilis 27. obiit honerabilis dominus Johannes Hueßman de Cassel, vicarius huius ecclesiae, cuius anima requiescat in pace.
- C
Quid properas adeo modiuma) sta, chare viator,Sis pius, ora in nos, dic Gabrielis ave.
Übersetzung:
Warum beschleunigst du so sehr das Maß (deiner Schritte)? Bleibe stehen, lieber Wanderer; sei fromm, bete für uns, sage Gabriels Gruß.
Datum: 24. Juni 1479.
verblichen. |
Textkritischer Apparat
- Wahrscheinlich verlesen zu adeo modinem, kaum aus admodum im Sinne von: Warum eilst du so sehr?.
Anmerkungen
- Schmitt.
- Als Testamentsvollstrecker des Dekans Johannes Enolff(i), vgl. Salbuch Domstift 35.
- Hartmann, Domherren 148 u. 156, Scholasterbuch fol. 27.
- Salbuch Domstift 28 u. 58.
Nachweise
- Hertzog, Beschreibung I 2 fol. 231v Nr. 5.
- Schmitt, Bildwerke 300 Nr. 6f.
Zitierhinweis:
DI 29, Worms, Nr. 399† (Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di029mz02k0039900.
Kommentar
Konzeption der Figuren und Fürbittebegehren weisen eindeutig auf die ursprüngliche Planung für ein Doppelgrabmal hin. Die oben vorgeschlagene Datierung geht von der Überlegung aus, daß das Denkmal erst durch den Nachverstorbenen errichtet wurde. Im anderen Falle, also bei einer Herstellung schon 1479, müßte der jüngere Johannes schon in Worms gelebt haben; er ist aber erst 1491 als Vikar nachweisbar.2) Die nicht beschriebene biblische Szene, „ein geistlich histori“ bei Hertzog, kann laut inschriftlicher Aufforderung des Distichons an den Betrachter nur eine Verkündigung gewesen sein, deren Herstellung zum späteren Datum, eben nach dem großen Kreuzgangrelief von 1487, einleuchtender ist. Ohne weitere Belege auch über die möglicherweise verwandtschaftlichen Bindungen ist keine Entscheidung der Frage möglich.
Johannes Herden fehlt in der Scholasterliste bei Schannat, war aber als Kompilator am sogenannten Wormser Scholasterbuch beteiligt, erhielt 1461 seine erste Pfründe und nahm 1464 Residenz.3) Für beide Verstorbene existierten Anniversarstiftungen.4)