Inschriftenkatalog: Stadt Worms

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 29: Worms (1991)

Nr. 377 Andreasstift 1506?

Beschreibung

Grabplatte eines Unbekannten mit Taufnamen Johannes, wahrscheinlich des Kustos Johannes Indaginis/ (Hagen, Hain). Außen in der Nordwand des Kreuzgangsüdflügels hoch oben eingemauert drei Fragmente. Ehemals hochrechteckige Platte aus hellgelbem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien.

Maße: H. ca. 20, B1-3. 38, 44, 32, Bu. 9,3 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Dr. Rüdiger Fuchs) [1/2]

  1. [.............. OC]TOBRIS [OBIIT ....] · D(OMI)N(V)S · IOH = / [ANNES · IN]DAGIN[IS......]

Kommentar

Die geringen Buchstabenreste zeigen eine schlanke Kapitalis, die wegen dünnem Schrägstrich des N, Nodus des H sowie beinahe gotischen Schwellungen von Bögen, insbesondere beim O, als frühe Form angesprochen werden muß.

Mit der erhaltenen Silbe DAGIN läßt sich bei einer lateinischen Inschrift nur ein Name herstellen. Im Andreasstift und von der Zeitstellung stimmig kommt mit der entsprechenden Buchstabenkombination nur der Kustos Johannes Indaginis in einer Urkunde des Jahres 1498 vor.1) Er war auch Kanoniker an St. Martin und Angehöriger einer geistlichen Kommission der Exilszeit.2) Noch an seinem Todestag, dem 29. Oktober 1506, sandte der Testamentsvollstrecker Johannes Drutkindt an Rat und Bürgerschaft der Stadt Worms die Bitte, Johannes Indaginis gemäß seinem Wunsch in St. Andreas neben seinem Vater begraben zu dürfen;3) diese Erlaubnis einzuholen, war notwendig geworden, weil sich der Wormser Klerus seit 1499 im Exil befand. Daß die Platte erst nach der Rückkehr 1509 hergestellt wurde, liegt daher im Bereich des Möglichen.

Anmerkungen

  1. Wormser Urkunden Nr. 910.
  2. Eberhardt, Diözese Worms 18f.; Tagebuch des Reinhard Noltz bei Boos, Quellen III 440, 452, 454.
  3. StA Worms, Abt. 1 Bd. 1843; vgl. auch Liber animarum S. Martini fol. 2v zur Seelgerätestiftung von 1507.

Zitierhinweis:
DI 29, Worms, Nr. 377 (Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di029mz02k0037702.