Inschriftenkatalog: Stadt Worms

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 29: Worms (1991)

Nr. 338 Dom, innen, aus Kreuzgang 1487-1494?

Beschreibung

Namensinschriften der Evangelisten auf Schlußsteinen. Rechts und links des Portales im dritten westlichen Joch des südlichen Seitenschiffs, aus dem Domkreuzgang. Vier runde Schlußsteine aus rotem Sandstein mit Darstellung der vier nimbierten Evangelistensymbole und Namen der Evangelisten auf verschlungenen Spruchbändern. Bestoßen, farbliche Fassung verloren.1)

Maße: Dm. um 46, Bu. 2,5-3,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

  1. Santtusa) matheus ·Sanctus marcus ·· Santtusa) · · lvcas ·b)Santtusa) Johannes ·

Kommentar

Obgleich Ergänzungen an den Reliefs nicht auszuschließen sind, dürften die großen und kleinen s mit runden Bögen aus der Entstehungszeit stammen, da Schrifteigentümlichkeiten vergleichbarer Art bei fast allen Schlußsteinen des Kreuzganges vorkommen. Die Vermutung Schmitts, daß die vier kleineren Evangelistenschlußsteine zu demselben Gewölbe gehörten wie der Schlußstein des Kanonikers Johannes Mönch von Rosenberg, ist nicht zwingend begründbar, wegen des ehemaligen Vorhandenseins von Ahnenwappen auch nicht wahrscheinlich und wegen erheblicher Unterschiede im Schriftduktus nicht aus gemeinsamer Entstehung in einer Bauphase abzuleiten.2) Da die datierten Schlußsteine der ersten Bauphase vor dem Exil 1494 abbrechen, muß jenes Jahr auch als terminus ante quem gelten, wahrscheinlich ist die Herstellung aber in den Jahren 1487 und 1488 mit den größten Aktivitäten und der Verwirklichung des soteriologischen Programms, in das sich Evangelisten gut einfügen ließen. Über die Gruppierung im Verhältnis zu den Christusreliefs ist nichts bekannt.

Die künstlerische Wurzel der Evangelistensteine wird in einem Stich des Meisters E.S. von 1466 mit Darstellung Johannes des Täufers gesehen.3) Ihre Symbolzuordnung ist die im westlichen Abendland verbreitete Hieronymische nach Ezechiel und der Reihenfolge der Vulgata.

Textkritischer Apparat

  1. Sic, Steinmetzfehler.
  2. Paragraphenförmige Punkte als Worttrenner nur hier.

Anmerkungen

  1. Issel, Bericht in Lohmeyer, Leben 154 Nr. 13-16: bemalt.
  2. Vgl. vorangehende Nr.
  3. Tiemann 34f. zum Stich 149; Hessig, Kunst des Meisters E.S. 71.

Nachweise

  1. Tiemann, Beiträge Taf. 8.
  2. Kautzsch, Dom Taf. 109b-e.
  3. Schmitt, Bildwerke 279 Nr. 5-8.

Zitierhinweis:
DI 29, Worms, Nr. 338 (Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di029mz02k0033809.