Inschriftenkatalog: Stadt Worms

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 29: Worms (1991)

Nr. 336 Karlsruhe, Bad. Landesmuseum, aus Domkreuzgang 1488-1494?

Beschreibung

Stifterinschrift des Pfalzgrafen Philipp (d. Aufrichtigen). Steinsammlung, 1957 aus den Sammlungen des Freiherrn Heyl zu Herrnsheim, eingemauert am Storchenturm, erworben, aus dem Domkreuzgang.1) Schlußstein aus rotem Sandstein mit Umschrift; im vertieften Feld in Halbrelief wappenhaltender Löwe mit Allianzwappen in aus Astwerk gebildeter Maßwerkrahmung. Am Rand ausgebrochen und verwittert, Nase und Schwanz des Löwen abgebrochen, nur wenig ausgebessert.

Maße: Dm. 84, Bu. 5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

  1. [.... Philippus · come]sa) palatinu(s) · [rheni · sacri ·] Romani · Imperii · Archidapifer · prin[ceps · e]lector ·b) et bauariae dux

Wappen:
Kurpfalz-Kursachsen.

Kommentar

Als Stifter eines Schlußsteines im Wormser Domkreuzgang kommt von der Zeitstellung und seinen persönlichen Verbindungen nur der Pfalzgraf bei Rhein, Erztruchseß des Reiches, Kurfürst und Herzog von Baiern Philipp d. Aufrichtige (1448-1508) in Frage, der dem Humanistenkreis um Johann von Dalberg, gleichzeitig Bauherr des Kreuzganges und Kanzler seiner Universität, sehr nahe stand. Für die eingegrenzte Datierung des Steines ist mindestens die Werkstattverwandtschaft zum Schlußstein des Bauherrn Johann von Dalberg aus dem Jahre 1489 und seinem Stammbaumrelief von 1488 maßgebend;2) setzt man aus den persönlichen Verbindungen weiterhin voraus, daß die Stiftung schon zu Lebzeiten geschah, läßt sich eine Datierung nur zwischen 1484 und 1494 vertreten, da der erste Bauabschnitt gemäß Grundstein und Schlußsteinen in jenem Zeitraum anzusetzen ist und die Baufortsetzung wohl erst um 1513 erfolgte.3) Die stilistischen Kriterien schränken diesen Ansatz auf die Zeit zwischen 1488 und 1494 ein, ohne daß man wegen der Schriftverluste und Beschädigungen sicher Verbindungen zu den charakteristischen späten Steinen ziehen könnte.

Das Wappen Kursachsen gehörte weder in Philipps direkte Ahnenreihe noch in die seiner Frau Margarete von Baiern-Landshut, sondern seiner Schwiegermutter Amalie, deren Schild dem rangniederen der jüngeren und angeheirateten Linie Pfalz-Baiern vorgezogen wurde.4)

Textkritischer Apparat

  1. Die Lücken schon für Schmitt nicht mehr lesbar; vor dem Namen muß wie bei den anderen Schlußsteinen auch eine Jahreszahl gestanden haben, Platz war vorhanden.
  2. Kreuzförmiges Zeichen mit caudierter Unterlänge.

Anmerkungen

  1. Schmitt u. Zimmermann.
  2. Schmitt 294 zum Meister, vgl. auch Nr. 321 u. 316.
  3. Vgl. oben S. LXXVf. u. Nr. 301, 338 und zu 1513 Nr. 384.
  4. Ähnlich vermutet bei Schmitt, überzeugend Helmut Hartmann, Bechtheim, nach Zimmermann.

Nachweise

  1. Kautzsch, Dom Taf. 111i.
  2. Schmitt, Bildwerke 283 Nr. 12.
  3. Erwerbungsbericht 1952-1962, 54.
  4. Spätgotik am Oberrhein 164 Nr. 118 Abb. 103.
  5. Zimmermann, Bildwerke 251 Nr. 145 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 29, Worms, Nr. 336 (Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di029mz02k0033601.