Inschriftenkatalog: Stadt Worms

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 29: Worms (1991)

Nr. 329 Karlsruhe, Bad. Landesmuseum, aus Domkreuzgang 1492

Beschreibung

Stifterinschrift des Kanonikers an St. Andreas Peter Sander(i). Steinsammlung, 1957 aus den Sammlungen des Freiherrn Heyl zu Herrnsheim erworben, früher eingemauert am Storchenturm, aus dem Domkreuzgang.1) Schlußstein aus rotem Sandstein mit Umschrift auf abgefastem Rand; im vertieften Feld hl. Andreas mit Kreuz. Beschädigungen an Händen, Nasenspitze ergänzt.

Maße: Dm. 80, Bu. 3,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

  1. Anno · d(omi)ni · 1492a) · petrus · Sanderi · sacre · pagine · professor · Canonicus · sancti · Andree · wormaciencisb) · C(uius) · a(n)i(m)a · Requiescat · i(n) p(ace)

Kommentar

Die Versalien der kräftigen und gut erhaltenen Minuskel sind durch Cauden und manieristische Zierstriche schreibschriftlichen, frakturähnlichen Vorlagen angenähert; das Minuskel-a besitzt einen durchgehenden Mittelbalken, ist aber anders als ähnliche Buchstaben von 1483 links oben offen und ähnelt dem a auf den Schlußsteinen des Johannes Mönch von Rosenberg und des Bischofs Rupert von Regensburg.2)

Peter Sander(i), wie in der Inschrift auch in Heidelberger Matrikeln die Genitivform, aus Heidelberg erwarb an der dortigen Universität zwischen 1429 und 1447 mehrere akademische Grade;3) zwischen 1446 und 1452 hatte er nachweislich die Prädikatur am Wormser Domstift inne, die Kantorei an St. Andreas 1449, ein Kanonikat sicher 1465.4) Die Schlußformel der Inschrift setzt voraus, daß der Stifter schon verstorben war;5) da ein „obiit“ oder vergleichbare Ausdrücke fehlen, kann der Stein aber kaum als Grabdenkmal gelten.

Textkritischer Apparat

  1. Fehlt Schmitt, aber schon bei Issel; eindeutig zu lesen.
  2. Sic, Steinmetzfehler; c und langes s unterscheiden sich sonst in der Höhe.

Anmerkungen

  1. Schmitt, Zimmermann sowie Erwerbungsbericht 1952-1962, 54. Inv. Nr. 57/43.
  2. Vgl. Nr. 293f. (1483), 335 (1494) u. oben S. LXXI.
  3. Zimmermann nach Mitteilung Helmut Hartmann, Bechtheim, u. Toepke I 181, II 382 u. 386.
  4. Zimmermann (wie Anm. 3) u.a. nach Scholasterbuch fol. 24. Domherr 1447 nach Glasschröder, Urkunden zur pfälzischen Kirchengeschichte Nr. 526; zu St. Andreas vgl. StA Worms, Abt. 1 Nr. 1985, fasc. 1 S. 9.
  5. Ein Anniversar für den 24. Juli im Salbuch Domstift 40; als verstorben erwähnt in einer Urkunde vom 11. August 1490, die sich auf die Nomination eines Adalarius Schenk für die Pfründe Sander(i)s bezieht, vgl. Mone, Geschichte von Worms 307.

Nachweise

  1. Issel, Bericht in Lohmeyer, Leben 265 Anm. 28 u. 318 Nr. 32.
  2. Kautzsch, Dom Taf. 111k.
  3. Schmitt, Bildwerke 282 Nr. 6.
  4. Zimmermann, Bildwerke 253 Nr. 146 (mit Abb.).

Zitierhinweis:
DI 29, Worms, Nr. 329 (Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di029mz02k0032907.