Inschriftenkatalog: Stadt Worms

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 29: Worms (1991)

Nr. 315 Karlsruhe, Bad. Landesmuseum, aus Domkreuzgang 1488

Beschreibung

Schlußstein mit Stifterinschrift des Mainzer Kanonikers und Anwärters in Worms Johannes Specht von Bubenheim. Steinsammlung, 1957 aus den Sammlungen des Freiherrn Heyl zu Herrnsheim erworben, früher eingemauert am Storchenturm, aus dem Domkreuzgang.1) Runder roter Sandstein mit Umschrift auf abgefastem Rand; im vertieften Feld in Halbrelief drei Heilige, von links Stephan mit Steinen in der geschürzten Dalmatika und Märtyrerpalme, Petrus mit Schlüssel und Buch, Alban mit Märtyrerpalme und abgeschlagenem Haupt in der linken Hand. Um den großen Schlußstein waren vier Ahnenwappen gruppiert. Als Worttrenner fungieren paragraphenförmig ausgezogene Punkte. Wulst des Feldes, rechte Hände von Petrus und Alban beschädigt, Schlüsselgriff und Faltenstege teilweise weggebrochen, Nasenspitzen ergänzt.

Maße: Dm. 95, Bu. 4,5-5,3 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

  1. Joh(ann)es · Specht · de · bule(n)hey(m)a) · S(an)ctor(um) · Stefta(n)ib) · et · albani · maguntine(n)sis · canon(i)cus · et · hui(us) · eccl(es)ie · no(m)i(n)at(us) · 1488 ·

Wappen:
Specht von Bubenheim, Carben; Buches zu Staden, Fechenbach.2)

Kommentar

Die kräftige, jedoch nicht in allen Teilen sehr gleichmäßige gotische Minuskel enthält teils sehr schwungvolle, schreibschriftlichen Vorlagen entnommene Versalien mit Frakturähnlichkeit.

Darstellung und Inschrift sind aufeinander bezogen; die Figuren der Heiligen repäsentieren jene Institutionen, bei denen der Stifter ein Kanonikat besaß oder erwartete: St. Stephan und St. Alban in Mainz, das Wormser Domstift.3) Johannes Specht von Bubenheim, Sohn Dieters und der Katharina Buches zu Staden, war schon 1476 in Worms nominiert worden, wurde aber erst 1495 Domherr;4) Immatrikulationen sind für 1487 in Heidelberg, für 1488 in Basel bekannt.5) Aus dem Totenschild von 1524 und zwei Stifterinschriften von 1522 kennt man seinen Todestag (16. Mai) und weiß, daß er auch ins Mainzer Domstift aufgenommen worden war und eine Fahrt ins Heilige Land unternommen hatte.6)

Räumliche Bildkomposition und Faltenstil des künstlerisch bedeutendsten Wormser Schlußsteines weisen auf den Werkstattkreis des Nikolaus Gerhaert und nach Straßburg; stilistische Verwandtschaften wurden zu einer etwas jüngeren Ritterfigur des hl. Georg im Wormser Stadtmuseum erkannt.7)

Textkritischer Apparat

  1. Sic; diese Lesung auch in Spätgotische Bildwerke u. bei Zimmermann. Wahrscheinlich war aber eine Ligatur angestrebt, bei der das e wie bei den gedrängten Buchstaben in Steftani einen geraden oberen Strich erhielt. Loch in Helwichs Syntagma, dort fehlt auch Jahreszahl.
  2. Sic; Steinmetzfehler beim zweiten f.

Anmerkungen

  1. Helwich, Schmitt u. Zimmermann. Erwerbungsbericht 1952-1962, 54. Inv. Nr. 57/44.
  2. Die Konstellation der Zeichnung bei Helwich von ihm selbst korrigiert; statt Fechenbach vorher „Dürn“. Ein Schlußstein mit dem Wappen Carben befindet sich in Neuburg/Ziegelhausen, vgl. Schmitt 285 Nr. 9. Vgl. außerdem Möller, Stammtafeln AF I Taf. XXII zu Fechenbach.
  3. Zimmermann nach Mitteilung von Helmut Hartmann, Bechtheim.
  4. Ebd., jedoch nicht in den Listen des Gemeinen Pfennigs von 1496.
  5. Toepke I 387 u. Wackernagel 205.
  6. DI II (Mainz) Nr. 336f. u. 344. vgl. auch Kisky, Domkapitel 121.
  7. Zimmermann u. Schmitt nach Tiemann, Beiträge Taf. 7b. Hotz, Dom 143.

Nachweise

  1. Helwich, Syntagma 16.
  2. Issel, Bericht in Lohmeyer, Leben 265 Anm. 28 u. 318 Nr. 9.
  3. Kautzsch, Dom Taf. 111m.
  4. Schmitt, Bildwerke 282 Nr. 8.
  5. Spätgotische Bildwerke. Eine Auswahl aus den Beständen des Badischen Landesmuseums (Bildhefte des Badischen Landesmuseums Karlsruhe 6) Karlsruhe 1962, Nr. 20.
  6. Badisches Landesmuseum. Katalog der Neuerwerbungen 1952-1965. Karlsruhe 1966, Nr. 77.
  7. Badisches Landesmuseum Karlsruhe. Bildkatalog. Karlsruhe 11968, Nr. 139; 21976, 33 Nr. 173.
  8. Spätgotik am Oberrhein 163f. Nr. 117 Abb. 102.
  9. Zimmermann, Bildwerke 249 Nr. 144 (mit Abb.).

Zitierhinweis:
DI 29, Worms, Nr. 315 (Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di029mz02k0031506.