Inschriftenkatalog: Stadt Worms

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 29: Worms (1991)

Nr. 300† Bischofshof 1484

Beschreibung

Restaurierungsinschrift Bischof Johanns von Dalberg an dem in den Bischofshof verbrachten römischen Grabstein des Gaius Vibius Virilio.1) In der Nachzeichnung Reisels besaß dieser Stein über dem rechteckigen Inschriftenfeld einen flachen Bogen mit einer Blüte darin. Wie die neue Inschrift angebracht war, ist unbekannt.

Nach Reisel.

Schriftart(en): Kapitalis?2)

  1. AETATI PRISCAE / IOA(NNES) DALB(VRG) EPISC(OPVS) / REP(ARARI) CUR(AVIT) / ANN(O) CHRISTI / MCCCC. LXXXIIII

Übersetzung:

Sorge um die alte Zeit trug Bischof Johann von Dalberg und ließ wiederherstellen im Jahre Christi 1484.

Kommentar

Zwei weitere Steine waren im Bischofshof aufgestellt gewesen, die seit Huttich immer mit obigem zusammen überliefert werden und wohl auch gleichzeitig in den Bischofshof verbracht worden waren. Die Überlieferungen der Römersteine bei Huttich, Apian und Reisel scheinen dem Original nachempfunden zu sein, so daß man annehmen könnte, diese Dalbergische Inschrift von 1484 müßte in den zum Sujet gut passenden Kapitalisbuchstaben geschrieben gewesen sein.2) Von ihr gibt es freilich keine Abbildung, nur die bei Reisel anscheinend auch der Zeileneinteilung folgende Abschrift, die sich wie bei den Römerinschriften der Kapitalis bedient.

In einem Gedicht rühmte Rudolf Agricola Dalbergs Kunstsinn und seine Sorge um die Erhaltung der Denkmäler der Vorzeit,3) was in den geborgenen Römersteinen einen sinnfälligen Ausdruck fand.

Anmerkungen

  1. Der Text des römischen Steines lautet nach CIL: C(AIVS). VIBIVS / C(AI). F(ILIVS). VOLT(INIA) TRIBV /VIRILIO / EQ(VES). LEG(IONIS). XV / ANN(ORVM). XLV / STIP(ENDIORVM). XXII / H(IC). S(ITVS). E(ST). Die benachbarten Steine waren ebd. Nr. 6212, Weihestein des C. Baburius Festus, u. Nr. 6213, Altar des L. Octavius Celer.
  2. J. Huttich, Collectanea antiquitatum in urbe atque agro Moguntino repertarum. Mainz 1525. Nr. 44. Als älteste durchgebildete Renaissancekapitalis auf deutschem Boden gilt die Inschrift auf dem Relief der Madonna der Palästinafahrer aus der Mainzer Liebfrauenkirche, vgl. DI II (Mainz) Nr. 206. In Worms kam sie sicher 1488 und 1492 zur Anwendung, beidemale ebenfalls im Umkreis des Humanisten Johann von Dalberg, vgl. Nr. 316 u. 297.
  3. Morneweg, Johann von Dalberg 85.

Nachweise

  1. P. Apian, Inscriptiones sacrosanctae vetustatis non illae quidem romanae sed totius fere orbis. Ingolstadt 1534. S. 484.
  2. Reisel, Monumenta et inscriptiones fol. 66.
  3. F. Lehne, Die römischen Altertümer der Gauen des Donnersbergs 2, in: Gesammelte Schriften 2, hg. von Ph.H. Külb. Mainz 1837, 187.
  4. Brambach, Corpus inscriptionum Rhenanarum Nr. 898.
  5. CIL XIII 2,1 Nr. 6241.
  6. Weckerling, Römische Abteilung I 76.

Zitierhinweis:
DI 29, Worms, Nr. 300† (Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di029mz02k0030003.