Inschriftenkatalog: Stadt Worms

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 29: Worms (1991)

Nr. 291 Speyer, Historisches Museum der Pfalz, aus Worms-Herrnsheim 1482

Beschreibung

Namens-, Spruch- und Meisterinschrift des Jörg von Speyer (auch Georg von Guntheim) auf der Osannaglocke. Im Hof des Historischen Museums der Pfalz zu Speyer, Glockenbaum, aus der katholischen Kirche zu Herrnsheim nach Mai 1907 angekauft.1) Große Bronzeglocke von ca. 24 Zentnern mit Inschrift zwischen Stegen an der Schulter, darunter Kleeblattbogenfries mit hängenden Kreuzblumen. An Haube und unterer Flanke weitere Stege, der unterste mit Rankenornament geschmückt. Zwei kleine figürliche Reliefs zeigen Maria mit dem Kind und Petrus, unter dem auch zwei Wappen angebracht sind. Als Worttrenner fungieren Kleeblattkreuze und paragraphenförmig ausgezogene Punkte.

Maße: H.(mit Krone) 126, Dm. 127, Bu. 3 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel, erhaben.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Dr. Rüdiger Fuchs) [1/1]

  1. · anno · d(omi)ni · m · cccc · lxxxiia) · ossanna · heis · ich · meinster · iorg · zv · spier · gos · mich · in · s · petrus · er · lvd · ich

Wappen:
Kämmerer von Worms gen. von Dalberg; Flersheim.

Kommentar

Die Osannaglocke von Herrnsheim ist ausweislich der Wappen eine Stiftung des Bauherren Philipp Kämmerer von Worms gen. von Dalberg und seiner Gattin Barbara geb. von Flersheim. In der Mainzer Stephanskirche hängt eine Glocke von 1493, die von denselben Stiftern für Herrnsheim bei Georgs Werkstattkompagnon Peter zur Glocken von Speyer in Auftrag gegeben worden war.2)

Der Spruch verewigt den Meister, den Kirchenpatron Petrus und den Hilfe- und Freudenruf Hosianna. Als Glockennamen kommt Ossanna/Hosianna in der Speyerer Werkstattgemeinschaft mindestens siebenmal vor, wie etwa bei der großen Horchheimer Glocke von 1500.3)

Textkritischer Apparat

  1. vxxii Kdm.

Anmerkungen

  1. Schmitt. Nach Inv.Nr. HM Ø/1135 von Heinrich Mülberger gestiftet. Gesprungen beim Nachtläuten am 30.Mai 1907 (Fronleichnam), kopierender Umguß 1910 von Firma Hamm, Frankenthal, vgl. Unterlagen Glokkenatlas Worms B 6a.
  2. Vgl. Nr. 332. Zur Werkstattgemeinschaft und zur Identifizierung des Meisters vgl. Fritzen 36f.
  3. Fritzen 37 Nr. 3 u. 9; 38f. Nr. 2, 5, 7, 9, 18 u. unten Nr. 365.

Nachweise

  1. Kdm. Worms 71.
  2. J. Kraus, Zur pfälzischen Glockenkunde, in: Pfälzisches Museum 12 (1895) 20.
  3. Brilmayer, Rheinhessen 216.
  4. Walter, Glockenkunde 264.
  5. Schmitt, Herrnsheimer Dalberg 49.
  6. Fritzen, Glockenkunst 38 Nr. 7.

Zitierhinweis:
DI 29, Worms, Nr. 291 (Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di029mz02k0029101.