Inschriftenkatalog: Stadt Worms
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 29: Worms (1991)
Nr. 290† Dom, innen 1482
Beschreibung
Grabplatte des Bischofs Reinhard von Sickingen. Im Boden der Ägidienkapelle, heute die Marienkapelle, vor dem Altar. Wahrscheinlich Messingplatte oder vielleicht auch Steinplatte mit aufgelegter Figur des Bischofs in Pontifikalgewändern aus Messingguß;1) Umschrift und vier Wappen. Spätestens seit der Restauration von 1876 ist die Gruft von einem neuen Bodenbelag verdeckt.2) Die Platte verschwand wohl schon 1689.
Nach Hertzog, Zorn, Helwich und Schannat.
Anno domini mcccclxxxiia) [.....] obiit reverendus in Christo pater et dominus, dominusb) Reinhardus a Sickingen natus, episcopus Wormatiensis, cuius anima requiescat in pace.
Sickingen, Osthofen3); Kämmerer von Worms gen. von Dalberg, Landschad von Steinach. |
Textkritischer Apparat
- mcccclxxxiii Zorn, Hertzog. die xii. Augusti als Tagesdatum nach Schannat, fehlt bei Hertzog, Helwich, Zorn; siehe bei Anm. 5.
- Zweites dominus übereinstimmend bei Hertzog u. Helwich, durchaus im Rahmen von Formulargewohnheiten.
Anmerkungen
- Die Beschreibungen sind nur scheinbar eindeutig; Hertzog: „ligt in Messing gegossen“; Zorn: „sein bild in seinen pontificalibus in messing gegossen“; Helwich: „in aeneo monumento inscripto“; Schannat: „sepulchrale monumentum ex aere fusum“.
- Kdm. Worms 210.
- Reder für Röder von Rodeck Zorn; die Zeichnungen bei Hertzog und Helwich geben eindeutig das Wappen für Osthofen.
- Haupt, Gräber 359 zu Grab Nr. 35.
- Zorn, Chronik bei Arnold 183; Chronicon Wormatiense saeculi XV 87; so seine Stiftung wie Anm. 11.
- Vgl. ausführlich bei Nr. 207.
- Vgl. Zorn u. Illert, Regesten 36f. Kautzsch, Heutiger Dom 186f.; zum Baumeister vgl. Hotz, Dom 131.
- Kautzsch, Heutiger Dom 186f.
- Jüngere Bischofschronik bei Boos, Quellen III 87, vgl. auch Nr. 345 zu einer Art Weiheinschrift.
- Möller, Stammtafeln AF II Taf. LXXVII; Toepke I 207.
- Salbuch Domstift 27.
Nachweise
- Hertzog, Beschreibung I 2 fol. 213v.
- Zorn-2 fol. 148v.
- Zorn, Chronik bei Arnold 184.
- Helwich, Syntagma 5.
- Ders., Prodromus 43.
- Zorn-Wilck (W) 418f., (M) 529.
- Schannat, Hist. ep. Worm. I 417.
- Kranzbühler, Nachrichten 13f. Nr. 24.
Zitierhinweis:
DI 29, Worms, Nr. 290† (Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di029mz02k0029001.
Kommentar
Das 1876 gefundene Grab vor dem Altar war schon ausgeraubt und wurde bei mehreren Baumaßnahmen verändert;4) der Metallschmuck muß schon spätestens 1689 verschwunden sein. Daher ist die Überlieferung des Tagesdatums bei Schannat anzuzweifeln, zumal diese Angabe übereinstimmend in den älteren Zeugnissen fehlt und aus der Bischofschronistik der Vorabend der Maria Magdalena oder Praxedistag als Todestag angegeben ist,5) welcher auf den 21. Juli fällt, und das wäre nicht der 12. Tag im August sondern der 12. Tag vor den Kalenden. Die Formel reverendus in Christo pater (et) dominus begegnet in Worms so nur im 15. Jahrhundert auf verlorenen Grabplatten von Bischöfen, gehört aber seit dem Beginn des 15. Jahrhunderts zum standardisierten Grabformular bei Würzburger Bischöfen und seit der zweiten Hälfte bei Zisterzienseräbten in Eberbach und bei zwei Abtsgräbern in Maulbronn.6)
Bischof Reinhard von Sickingen, der 1446 nach Resignation seines Vorgängers Ludwig von Ast gewählt worden war, wurde in der Ägidienkapelle begraben; nach erheblichen Zerstörungen wohl durch den Zusammenbruch des Nordwestturmes 1429 hatte er ab 1472 den Bischofshof reparieren und die ursprünglich in der Nähe jenes Turmes gelegene Ägidienkapelle westlich des nördlichen Querhauses wiederaufbauen lassen. Die Baumaßnahmen liegen am Lebensende des Bischofs und werden mit dem damals in Worms arbeitenden späteren Straßburger Münsterbaumeister Hans Hammer in Verbindung gebracht.7) In jener Kapelle ist das Familienwappen des Bischofs an einer Engelskonsole angebracht; da dasjenige der Kämmerer von Worms einen Schlußstein ziert, wird seinem Nachfolger Johann III. gen. von Dalberg auch der Abschluß der Baumaßnahmen zugeschrieben.8) Fest steht immerhin, daß die Kapelle schon einen Tag nach Reinhards Tod geweiht wurde und daher gebrauchsfertig war.9) Reinhard von Sickingen, Sohn Johanns III. und der Margarethe Kämmerer von Worms gen. von Dalberg, hatte schon 1435 eine Präbende in Worms erhalten.10) Seine Anniversarstiftung zum Praxedistag forderte für ihn dieselben gewohnheitsrechtlichen Zeremonien, wie sie an den Gräbern der im Chor bestatteten Bischöfe üblicherweise vorgenommen wurden.11)