Inschriftenkatalog: Stadt Worms
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 29: Worms (1991)
Nr. 285† Worms-Neuhausen, Cyriakusstift (M.9. Jh.?)/um 1479?
Beschreibung
Spruchinschrift über der Tür der Kirche des Cyriakusstifts, im Paradies.1)
Nach Lateinischer Bistumschronik.
Martir famosus Ciriacus flos pretiosus,Glauces depellit, febres, sathanamque repellit.
Übersetzung:
Der ruhmreiche Märtyrer Cyriakus, ein köstliches Kleinod, die Besessenheit vertreibt er, Fieber und den Sathan hält er fern.
Anmerkungen
- „In paradiso super januam“.
- Vgl. Braun, Tracht und Attribute Sp. 178ff. zur Heilung von Diokletians besessener Tochter Artemia.
- Vgl. vorangehende Nrn.
Nachweise
- Lateinische Bistumschronik fol. 12v.
Zitierhinweis:
DI 29, Worms, Nr. 285† (Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di029mz02k0028505.
Kommentar
Die sonst nicht mit den anderen Inschriften am Cyriakusstift in den übrigen Ableitungen aus der Bischofschronistik überlieferten leoninischen Hexameter beziehen sich auf die weitverbreitete Nothelferverehrung des Heiligen gegen alle Anfechtungen, die von bösen Mächten ausgehen könnten, insbesondere gegen Besessenheit.2) Glauces, zu übersetzen vielleicht auch als „Besessene“, ist abgeleitet von Glaukos, dem Fischer von Anthedon, der nach dem Genuß von Kräutern halluziniert in Meer sprang, oder von „glaucion“, Schöllkraut. Auch sprachlich läßt sich daher die Anbringung einer Inschrift dieser Art plausibel erst nach dem Wiederaufbau der Kirche nach der Zerstörung von 1460 erklären. In der Darmstädter Handschrift ist sie denn auch unmittelbar an die übrigen Spruchinschriften aus vermutlich jener Zeit angeschlossen,3) die allesamt von der Chronistik im Zusammenhang der Stiftsgründung in der Mitte des 9. Jahrhunderts berichtet werden.