Inschriftenkatalog: Stadt Worms

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 29: Worms (1991)

Nr. 231 Stadtmuseum, aus Domkreuzgang 1446

Beschreibung

Grabplatte des Domdekans Bernold von Wittstatt gen. Hagenbach. An der Westwand des Kreuzgangwestflügels, 3. Stein von Norden, aus dem Domkreuzgang, früher im Paulusmuseum.1) Ehemals hochrechteckige mächtige Platte aus rotem Sandstein mit nach außen von Linie abgegrenzter Umschrift (A); im vertieften Mittelfeld Figur des Verstorbenen in geistlichem Gewand auf einem Sockel stehend, mit seiner linken Hand einen Kelch im Segensgestus vor sich haltend, beiderseits der Arme Initialen (B). In den Ecken vier Ahnenwappen, die beiden unteren noch vorhanden. Erhalten etwas mehr als die untere Hälfte der Platte, unten und links stark bestoßen und ausgebrochen.

Ergänzt nach Helwich.

Maße: H.(erh.), 192, B.(erh.) 153, Bu. 11 (A), 24,5 cm (B).

Schriftart(en): Gotische Majuskel, spät.

  1. A

    [ANNO M CCCC XLVIa) .. IDUS S]EP(TEMBRIS) · O(BIIT) · VEN(ERA)B(I)LISb) · VIR · D(OMI)N(V)Sb) · / BERNOLD(VS)c) · DE · WIT[S]/TAT · DECANVS · HVI(VS) · EC[CLESIAE]d)

  2. B

    E / M

Datum: (vor?) 13. September 1446.

Wappen:
Wittstatt gen. Hagenbach, Laubenberg; Massenbach, Schenk von Winterstetten.2)

Kommentar

Die frühere Identifizierung mit dem 1275 verstorbenen Conrad von Stockheim3) wird nicht nur durch die zugegebenermaßen schwierige Namenslesung widerlegt, sie verbietet sich geradezu durch die Schriftform der späten gotischen Majuskel mit den Wesensmerkmalen der monumentalen Form des 15. Jahrhunderts.4) Zwischen 1436 und 1444 ist Bernold von Wittstatt mehrfach urkundlich und in Akten, unter anderem als Bischofskandidat, belegt.5)

Die Versuchung, die beiden Initialen E M als ECCLESIA MAIOR aufzulösen, ist sicher groß, ergibt sich jedoch nicht zwingend, weil eine solche Kennzeichnung überflüssig gewesen wäre. Vielmehr scheint es sich um eine Markierung aus einem bisher nicht entschlüsselten Ordnungssystem zu handeln, das in vergleichbarer Weise am Martinsstift angewandt wurde und von dem noch Grabmarkierungen in Form von monumentalen Einzelbuchstaben am und beim Domkreuzgang existieren.6) Unter dem 26. Juli hatte der Verstorbene ein Anniversar im Seelbuch von St. Martin,7) eine Stiftung am Domstift ermöglichte Jahrfeiern vor Mariä Geburt.8)

Textkritischer Apparat

  1. So nach Schannat, bei Helwich 1446; die Ecke war nicht bestimmbar. Die Schreibung IDUS erfordert eine weitere Zahl.
  2. VENERABILIS VIR DOMINUS fehlt Helwich, vgl. oben S. LII.
  3. CVNRADI Mus.Inv; danach nur noch DECANVS richtig gelesen.
  4. Nach DECANUS nur WORMATIENSIS Helwich.

Anmerkungen

  1. Schannat; Alte Aufzeichnungen Nr. 39.
  2. Farben nach Helwich: Laubenberg (in Gold ein blauer Schrägbalken, mit drei weißen gestürzten Herzen – in Wirklichkeit Lindenblätter – belegt), vgl. aber Wappenbücher Herzog Albrechts Taf. 19a4 (in rot drei weiße Blätter); Schenk von Winterstetten (in Gold ein schwarzer Doppelhaken oder Wolfsangel). Die Identifizierung stützt sich auf Wappen an Grabdenkmälern, vgl. DI XXV (Ludwigsburg) Abb. 81 zu Nr. 209, Abb. 97 zu Nr. 270.
  3. Mus.Inv., Chronologisches Register.
  4. Vgl. oben S. LXII.
  5. Wormser Urkunden Nr. 380, 413, 423, 441, 445; Scholasterbuch fol. 88 u. 92, Schaab, Diözese Worms 214.
  6. Vgl. oben S. XCVIIf., Kdm. Worms 183 u. Kautzsch, Dom 171f. sowie den Schönberg-Stein, der wohl erst im 15. Jh. gekennzeichnet wurde, Nr. 71.
  7. Liber animarum S. Martini fol. 47v.
  8. Salbuch Domstift 24.

Nachweise

  1. Helwich, Syntagma 9.
  2. Schannat, Hist. ep. Worm. I 81.
  3. Mus.Inv. MG Nr. 2.

Zitierhinweis:
DI 29, Worms, Nr. 231 (Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di029mz02k0023109.