Inschriftenkatalog: Stadt Worms

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 29: Worms (1991)

Nr. 211† Dom, innen 1410

Beschreibung

Grabplatte des Bischofs Matthäus von Krakau. Im Boden südlich zwischen Lettner und Altar.1) Bronzeplatte oder Stein mit Bronzerelief; darauf Inschrift, Figur des Bischofs in Amtstracht, mit Buch in der Linken, Stab in der Rechten und Wappen.2)

Nach Hertzog, Zorn und Helwich.

  1. Anno Domini m cccc x mensis Martii die quintaa) obiit venerabilis pater dominus Matthaeus Wormatiensis episcopus et sacrae theologiae doctor egregius.b) Cuius anima requiescat in pace.

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1410, am 5. Tag des Monats März, starb der ehrwürdige Vater, Herr Matthäus, Bischof von Worms und der heiligen Theologie vortrefflicher Doktor. Seine Seele ruhe in Frieden.

Wappen:
Bistum Worms, Matthäus von Krakau (Löwe, auf dem Kopf Kreuz oder Krone?).3)

Kommentar

Matthäus von Krakau, vor 1350 als Sohn eines dortigen Ratsschreibers geboren, erlangte nach Studium in Prag seit 1365 dort 1381 das Doktorat der Theologie und beschäftigte sich anschließend in Schriften und Reden mit der Reform der Kirche. Sein Eintritt in das Professorenkollegium der Universität Heidelberg und den Dienst des nachmaligen Königs Ruprecht eröffnete ein weites Wirkungsfeld, das ihm 1405 den Bischofssitz Worms, 1409 die Vertretung des Königs auf dem Konzil von Pisa und anschließend die Nuntiatur in fünf deutschen Kirchenprovinzen eintrug.4) Dankbar ließ die Universität Heidelberg seine Bücherschenkung vermerken; in mit dem Text der Inschrift verwandten Worten ist im Totenkalender der Tod zwischen der fünften und sechsten Morgenstunde festgehalten.5)

Das Denkmal gehörte in die Reihe der heute fast ausnahmslos verlorenen Bischofsgrabmäler, die wenigstens zum Teil aus wertvollerem Material gearbeitet, jedoch nur selten mit einer figürlichen Darstellung verbunden waren.6)

Textkritischer Apparat

  1. Bei identischer Information geringe Abweichungen in kaum zeitgenössischen arabischen Ziffern bei Hertzog und Zorn.
  2. Fehlt Helwich, Syntagma; insignis Helwich, Prodromus, Schannat u.a.

Anmerkungen

  1. Vgl. Lage wie Haupt, Gräber im Dom 356 nach Chronicon Wormatiense saeculi XV 75: „... in medio chori ... a latere praepositi.“
  2. Helwich: „inscriptio tumuli aenea“; Schannat: „in lamina aenea“. Hertzog: „sein Bildtnus ist in Messig“ und weitere Beschreibung.
  3. Hertzog: „steet des Bistumbs wie auch sein Wappen zugleich daruff ist ein ganzer Löwe, ist ein Creutz uff dem kopf, hatt die schrifft laut also“.
  4. P.-J. Heinig, Art. Matthäus von Krakau, in: NDB 16 (1990) 397f. Lobrede bei Zorn, der ihn als Schuhmachersohn ausgab.
  5. F. Falk, Beiträge zur Wormatia docta, in: Correspondenzblatt des Gesamtvereins der deutschen Alterthumsvereine 22 (Darmstadt 1874) 3.
  6. Vgl. oben S. XCII.

Nachweise

  1. Hertzog, Beschreibung I 2 fol. 212r-v.
  2. Zorn-2 fol. 121.
  3. Zorn, Chronik bei Arnold 158.
  4. Helwich, Syntagma 4.
  5. Ders., Prodromus 41.
  6. Schannat, Hist. ep. Worm. I 408.
  7. F. Falk, Der gelehrte Wormser Bischof Matthäus von Crakow, in: Correspondenzblatt des Gesamtvereins der deutschen Alterthumsvereine 21 (Darmstadt 1873) 49.
  8. Kranzbühler, Nachrichten 13 Nr. 21.

Zitierhinweis:
DI 29, Worms, Nr. 211† (Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di029mz02k0021103.